Bassenges Auktion der Moderne in Berlin erzielte solide Ergebnisse, obwohl das Publikum gerade auf Höherpreisiges nur zögerlich einging und genau auswählte  
Einen 1930 aus Eichenholz gestalteten „Lesenden Klosterschüler“ Ernst Barlachs, der heute in der Gertrudenkapelle in Güstrow steht, nutzte Alfred Andersch 1957 als Reflexionsfläche für die Protagonisten in seinem Roman „Sansibar oder der letzte Grund“. Fasziniert von der Skulptur versuchen die Fünf, diese vor dem NS-Regime zu retten, und überführen sie als Sinnbild für den freien Geist in einem Fischkutter nach Schweden. Im Angesicht des Klosterschülers sinniert im Buch der junge intellektuelle Kommunist Gregor: „Was tat er eigentlich? Er las ganz einfach. Er las aufmerksam. Er las genau. Er las sogar in höchster Konzentration. Aber er las kritisch. Er sah aus, als wisse er in jedem Moment, was er da lese. Seine Arme hingen herab, aber sie schienen bereit, jeden Augenblick einen Finger auf den Text zu führen, der zeigen würde: das ist nicht wahr. Das glaube ich nicht.“ Was Andersch seinen Gregor denken lässt, beschreibt auch Barlachs später entstandene Bronzeausführung des „Lesenden Klosterschülers“. Wie die Romanfigur folgte das Publikum bei Bassenge in Berlin den sinnlichen Qualitäten der Arbeit und bot für den posthumen Guss nach 1938 schnell über die geschätzten 15.000 Euro hinaus. Ein norddeutscher Sammler konnte sich das Stück erst für 24.000 Euro sichern. ...mehr  |