Moderne und zeitgenössische Kunst bei Ketterer in München  
Sachlich, motivreich, symbolistisch überhöht – diese drei Attribute kennzeichnen das Werk des niederdeutschen Malers Franz Radziwill. In einem Ölgemälde, das einst unter dem Titel „Nackte Frauen“ firmierte, sind alle diese Charakteristika enthalten: Zwei Schönheiten – die eine mit dem Rücken zum Betrachter sitzend, die andere auf dem Bett liegend – umgeben von einer leeren Glasflasche, einem prächtigen Federhut mit auffälliger Farbigkeit der französischen Trikolore und einem Engel, der segnend seine Hand über ein Paragrafenzeichen hält. Was man auf den ersten Blick nicht erkennt: Letztere Gegenstände stammen nicht aus dem Entstehungsjahr des Gemäldes 1929, sondern aus einer Umarbeitungsphase, die der alternde Künstler um 1960 durchgeführt hat. Auch den Titel änderte er damals: „Gespräch über einen Paragraphen“ versteht sich als Stellungnahme über das hochbrisante Thema des Abtreibungsparagrafen 218. Ein Gemälde also, das das Spannungsfeld des Künstlers Franz Radziwill eindrucksvoll illustriert: Künstlerische Freiheit und politisches Statement gingen bei ihm immer einher. Dass das Auktionshaus Ketterer dieses Gemälde am 19. Juni mit 150.000 bis 250.000 Euro als das teuerste aller Gemälde moderner Kunst deklariert, hat seinen Grund: Selten tauchen derart großformatige und qualitätvolle Werke des Meisters auf dem Markt auf. ...mehr  |