Die Sammlungen von Karstadt und Selbach verhalfen der modernen und zeitgenössischen Kunst bei Grisebach zur herausragenden Ergebnissen  
Einmal mehr blieb fast nichts bei der großen Versteigerung moderner und zeitgenössischer Kunst im Berliner Auktionshaus Villa Grisebach liegen: 133 der 150 Offerten wurden dem vergleichsweise jungen Kunsthaus am 27. Mai teils regelrecht aus den Händen gerissen, das entspricht einer Zuschlagsquote von fast 90 Prozent. Besonders die Zeitgenossen trugen die ausgesprochen positive Bilanz: Sie wurden nicht nur annähernd komplett weitervermittelt, sondern führen mit drei ihrer Werke auch die Preisliste an. Spitzenlos wurde ein rotes „Concetto spaziale“ Lucio Fontanas, mit einigen gestisch-abstrakten Farbspuren, Glassplittern sowie den obligatorischen Perforationen versehen. Auf 820.000 Euro, weit über der Schätzung 300.000 bis 500.000 Euro, musste ein New Yorker Sammler gehen, um die Leinwand aus dem Jahr 1956 sein Eigen zu nennen. Das Werk war eine Einlieferung aus dem Nachlass des vor einem Jahr verstorbenen Modeschöpfers Dolf Selbach, ebenso wie Fernando Boteros Ölbild „Bonjour, Monsieur Botero“ von 1982 mit dem Portrait eines dicken, durch eine fahnengeschmückte Straße laufenden Mannes, der vor Künstler und Betrachter freundlich den Hut zieht. Zu der etwa gleich hohen Schätzung entstand wiederum ein kleines Bietscharmützel, bis der Hammer endlich bei 590.000 Euro zugunsten eines süddeutschen Museums fiel. Aus dem Hauptprogramm war es Ernst Wilhelm Nay, dessen gewaltiges Format „Chromatische Scheiben“ von 1960 bei 750.000 Euro einen neuen Auktionsrekord erzielte. Auch bei dieser auf 450.000 bis 600.000 Euro geschätzten Leinwand dürfte die Provenienz eine Rolle gespielt haben, gehörte das fast 350 Zentimeter breite Ölgemälde doch seit 1969 zur Sammlung der Karstadt AG, heute der insolventen Arcandor AG. Die Gläubiger werden sich über den hohen Kaufpreis freuen, und der Berliner Privatsammler über sein neues Gemälde. ...mehr  |