Grisebach offeriert wieder einen vielfältigen Querschnitt durch die Fotografie, von den unbekannteren Anfängen über experimentelle Positionen bis zu jüngeren Themen  
„Es geht darum, Bilder zu machen, die ein Eigenleben führen“, sagt Mitch Epstein über seine Kunst. Mit seiner „Flag“ aus dem Jahr 2000 ist ihm das gelungen. Denn der 1952 geborene amerikanische Fotograf will mit seinen Bildern nie allein die Realität dokumentieren. So ist seine Flagge der USA, die frisch gereinigt und sauber gefaltet in einer Schutzhülle vor einer rosafarbenen Wand hängt und auf ihren Einsatz wartet, denn auch symbolisch zu verstehen. Die Flagge gehört in Epsteins Serie „Family Business“, die als Allegorie auf den Niedergang seines väterlichen Möbel- und Immobilienunternehmens steht. Genauso ist das Foto tagesaktuell interpretierbar. Heute scheint das Landessymbol, das trotz der Reinigungsbemühungen noch deutliche Flecken und Spuren der Zeit trägt, wie eine Verbildlichung der Lage der Vereinigten Staaten. Von Corona schwer getroffen, hat die Nation genauso eine Behandlung nötig, wie den politischen Neustart, für den seit der Präsidentenwahl wieder Hoffnung besteht. Einige Makel bleiben jedoch noch erhalten und bleichen wie auf Epsteins „Flag“ erst mit viel Mühe und Arbeit der gesamten Gesellschaft aus. Das somit überzeitlich relevante Werk des Amerikaners dürfte bei Grisebach einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ist wohl auch deshalb auf 25.000 bis 30.000 Euro taxiert. ...mehr  |