Koller startet bei den Gemälden alter und jüngerer Meister mit einer ausgesuchten Vielfalt in die neue Auktionssaison, die mit dem Angebot an Zeichnungen und Grafiken in Zürich kaum Wünsche offen lässt  
Laut Legende suchten den heiligen Antonius während des langen Wüstenaufenthalts immer wieder Visionen heim, die ihn von seiner asketischen Lebensweise abbringen wollten. Schon in der mittelalterlichen Buchmalerei und im Buchdruck avancierte seine Geschichte als Beispiel christlicher Standhaftigkeit und Tugend zu einem beliebten Thema. Während die Szene bis ins 16. Jahrhundert zumeist am Tage abgebildet wurde, ist die Darstellung bei Nacht, die ein Nachfolger Hieronymus Boschs in jener Zeit schuf, eine ikonografische Seltenheit. Einzig eine brennende Kirche beleuchtet das Gemälde, das deutlich vom Meister der skurrilen Figuren und Monster inspiriert ist. Den gesamten Raum füllen obskure Gestalten und höllenartige Wesen, fantastische Gebäude und Symbole der Lasterhaftigkeit. Vom infernalen Geschehen unbeeindruckt, sitzt der heilige Antonius unten links im Bild und betet vor einem Kruzifix, während er eine Hand treu auf die Bibel legt. Selbst eine dämonische Kreatur, die ihm über die Schulter blickt, kann ihn nicht vom rechten Weg abbringen. 180.000 bis 250.000 Franken soll das düstere und doch grotesk komische Querformat nun bei Koller einspielen. ...mehr  |