Rückblick: Fotografie bei Bassenge  
Wer war Edmund Kesting? Mit einem Schlagwort ist diese Frage nicht zu beantworten. Denn Kesting ist nicht einfach in eine Schublade zu stecken. Der 1892 in Dresden geborene Künstler trat als Maler, Grafiker, Fotograf und Pädagoge hervor, wechselte nonchalant zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, liebte neue Entwicklungen, wie konstruktivistische Collagen und Assemblagen, nannte Avantgardekünstler wie Kurt Schwitters, László Moholy-Nagy, El Lissitzky oder Alexander Archipenko seine Freunde, gehörte in den 1920er Jahren zum Sturm-Kreis Herwarth Waldens, betrieb damals in Dresden und Berlin eine private Kunstschule, galt während der Nazi-Diktatur als „entartet“, kam dann zudem in der DDR während der 1950er Jahre unter die Räder der Formalismusdebatte, musste daher 1953 sein Amt als Leiter der Fotoklasse an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee niederlegen und auf Ausstellungen verzichten, fand in der DDR erst nach seinem Tod ab den 1980er Jahren offizielle Anerkennung und gab 1958 in Halle das Fotobuch „Ein Maler sieht durch’s Objektiv“ heraus. Denn gerade die künstlerische Beschäftigung mit der Lichtbildnerei wurde ab 1925 ein wichtiges Ausdrucksfeld in seinem Schaffen. Kesting experimentierte etwa mit Mehrfachbelichtungen, Fotogrammen oder Negativmontagen. Für diese faszinierende Vielschichtigkeit fand er 1930 eine treffende bildliche Entsprechung, indem er sich selbst frontal im Halbdunkel fotografierte und davor eine mit einem Pinsel sein Gesicht malende, hell erleuchtete Hand setzte. ...mehr  |