Die Villa Grisebach hat für ihre Auktion „Ausgewählte Werke“ wieder ein exzellentes Programm zusammengestellt. Hauptaugenmerk liegt in Berlin diesmal auf einer Sammlung mit Werken Lesser Urys  
Manchmal stellt er sie alle in den Schatten, der 1861 in Birnbaum in Posen geborene, seit 1887 in Berlin lebende und dort 1931 gestorbene Impressionist Lesser Ury. Er war kein großer Geschichtenerzähler, keiner, der sich groß mit episch ausgebreiteten Szenen aus Historie oder auch Genre abgab, auch im Portrait oder im Stillleben schuf er nicht seine stärksten Werke. Aber als Chronist der kleinen Momente, als Schilderer des quirligen Treibens in den Berliner Straßen und Cafés, bei Nacht oder Nebel, im Winter wie im Sommer, am liebsten aber wenn es regnete und die glitschigen Straßen die bunten Lichter spiegelten – dann war er unübertroffen und hat Bleibendes von größtem Wert geschaffen. Unter den deutschen Impressionisten mag er in der heutigen Breitenwahrnehmung, hinter Liebermann, Corinth und Slevogt, an vierter Stelle stehen, auf dem Auktionsmarkt hat er sich allmählich in die sechsstelligen Regionen vorgekämpft, bis Christie’s in New York erst vor wenigen Tagen für das großartige, mit einem Meter Höhe auch relativ großformatige Ölgemälde „Am Kurfürstendamm“ von 1910 einsame 560.000 Dollar erzielte. Zumindest Max Slevogt ist damit schon einmal überrundet. ...mehr  |