Rückblick: Hohe Zuschlagsquoten und unerwartete Millionenwerte bei den Alten Meister im Dorotheum  
Wahrscheinlich war es Artemisia Gentileschi manchmal wie der antiken Gestalt der Lucretia zumute. In der männlich dominierten Kunstwelt musste sich die 1593 in Rom geborene Barockmalerin behaupten, genauso wie ihre berühmte mythologische Vorfahrin. Obwohl die Gattin des Konsuls Lucius Tarquinius Collatinus von aller Schuld frei gesprochen wurde, wollte sie aufgrund einer Vergewaltigung nicht mit der Schande leben und Selbstmord begehen. Daher galt Lucretia als Bild der Tugendhaftigkeit. Auch Artemisia Gentileschi sah sich männlichen Nachstellungen ausgesetzt, die 1612 in einen Prozess mündeten, in dem ihr Malerkollege Agostino Tassi verurteilt wurde. Kein Wunder, dass sich Gentileschi häufig mit stärken Frauen der Mythologie und Bibel auseinandersetzte: Judith, Esther, Susana und die Ältesten, Delilah, Corsica und immer wieder Lucretia. Im Dorotheum stand nun eine Version mit der schönen Lucretia zum Verkauf, die in markantem Schlaglicht bereits ihren Oberkörper für den finalen Dolchstoß entblößt hat. Die spannungsvolle Komposition behauptete ihre Favoritenrolle eindrucksvoll: Die Römerinnen erspielten in einem atemberaubenden Wechsel der Gebote stattliche 1,6 Millionen Euro und konnten den Schätzpreis von mindestens 500.000 Euro damit mehr als verdreifachen. Das begehrte Bild geht nun in eine australische Sammlung. ...mehr  |