Bei der Auktion „Impressionist & Modern Art“ von Sotheby’s in New York fochten gleich sieben Bieter um einen Giacometti, und eine Dame schwang sich zu einem neuen Weltrekord auf  
Sie blickt den Betrachter selbstbewusst an und räkelt sich auf einem dunkelbraunen Sofa. Ihre kurzen, pechschwarzen Haare sind feinsäuberlich drapiert, genauso wie ihr knallrotes Kleid, das es gerade eben schafft, ihren Körper zu verhüllen. Alles an der jungen Frau ist geziert in Szene gesetzt, und doch wohnt ihr eine einnehmende Wirkung inne, der man sich nicht entziehen kann. Ihre manieriert angewinkelte Hand, mit deren Fingern sie ihren Kopf stützt, obwohl dieser das gar nicht nötig hätte, ihre geheimnisvoll verschatteten Augen und ihre verspielt lächelnden blutroten Lippen erzeugen den Eindruck eines selbstsicheren, starken Charakters. Tamara de Lempicka malte „La Tunique rose“ 1927, zehn Jahre nachdem sie vor der russischen Revolution nach Paris geflüchtet war. Sie hüllte hier ihre Liebhaberin und Muse Rafaëla, die sie zufällig im Bois de Boulogne kennengelernt und spontan gefragt hatte, ob sie ihr nicht Modell sitzen wolle, in ein sinnliches Helldunkel, was die weiblichen Reize wie auch ihre kraftvolle und individuelle Erscheinung unterstreicht. Sotheby’s erwartete für das elegante Art Déco-Gemälde 6 bis 8 Millionen Dollar, der Hammer fiel nach einem hitzigen Bietergefecht erst bei 11,5 Millionen Dollar zu Gunsten eines europäischen Sammlers – Weltrekord für ein Lempicka-Gemälde. ...mehr  |