Zeitgenössische Kunst im Wiener Dorotheum  
Mitten hinein in seine große Auktionswoche, auf den 19. Mai, hat das Wiener Dorotheum die Zeitgenossen platziert. Sie sind die Vielseitigsten, die Mediengewandtesten und Ideenreichsten, die sich in diesem Frühjahr ein Stelldichein in der Dorotheergasse geben. Die Gattungsgrenzen verfließen miteinander, die Materialen gehen neue Wege, die Themen sind so vielfältig wie die Eindrücke, die auf die Menschen einströmen. Räumliche Strukturen nehmen wundersame Bewegungen an – Victor Vasarely: „Kantos“, 1992 (Taxe 55.000 bis 75.000 EUR) –, ebenso wie die Leinwände selbst – Agostino Bonalumi: „Nero“, 1966 (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR) –, Sprache wird zur Bildenden Kunst erhoben – Joseph Kosuth: „Pink“, 1968 (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR) –, Violinen platschen in Plastikmasse – Arman: „Plexi Violin“, 1977 (Taxe 18.000 bis 24.000 EUR) –, Weihnachtsbäume mutieren zu Schlachtfeldern – Alik Cavaliere: „La guerra appesa ad un filo“, 1964 (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR) –, Tausende von Nägeln werden erbarmungslos ins Holz gerammt – Günther Uecker: „Sandinsel“, 1970 (Taxe 170.000 bis 220.000 EUR), oder „Vernageltes Tor zur Ausstellung“, 1983 (Taxe 140.000 bis 180.000 EUR) –, es schaukeln Kristalldiamanten durch die Luft – Nicola Bolla: „Altalena“, 2006 (Taxe 12.000 bis 18.000 EUR) –, und wem das Alles zuviel ist, der wird nicht umhin kommen, wenigstens den Pinsel beim Flitzen und Fetzen und Fließen über Leinwände zuzuschauen, dass es eine Freude ist. Ruhe kehrt hier kaum ein, und wer sie findet, wie vielleicht bei Piero Dorazio und seiner „Arena I“ von 1972 oder „Lieto fine“ von 1983 (Taxen zwischen 40.000 und 65.000 EUR), der wird im nächsten Augenblick schon wieder herausgerissen durch künstlerische Kratzbürsten wie Damien Hirsts „Spin painting – Red Center“ von 2002 (Taxe 40.000 bis 45.000 EUR). ...mehr  |