Die wichtigsten Strömungen der Fotografie des 19. und 20. Jahrhunderts hat Bassenge im Repertoire. Neben einigen teuren Highlights können vor allem zahlreiche Kostbarkeiten zu kleineren Preisen die Bieter erfreuen  
Kaiser Wilhelm II. weigerte sich, mit Li Hongzhang zu verhandeln. Er hielt es für eine Zumutung und wollte den chinesischen Unterhändler lieber als Geisel in seiner Hand wissen. Aber als Partner mit ihm zusammentreffen – undenkbar für den Hohenzollernherrscher. Wer war dieser Mann, der in Berlin auf so großen Widerstand stieß? Li Hongzhang war über mehrere Jahrzehnte der wichtigste außenpolitische Verhandlungsführer Chinas. Seinen größten Erfolg konnte General 1864 verbuchen, als es ihm gelang, mit Hilfe ausländischer Truppen den Taiping-Aufstand niederzuschlagen. 1898 verhandelte er mit Russland ein Abkommen, dass unter anderem Bau und Streckenverlauf der Transsibirischen Eisenbahn regulierte. Dabei sollen umfangreiche Bestechungsgelder an ihn geflossen sein, was seinem Ruf schweren Schaden zufügte und ein möglicher Grund für Wilhelms ungute Meinung von ihm sein könnte. Vielleicht aber erinnerte sich der Kaiser auch daran, dass Li Hongzhang bei einer Deutschlandreise 1896 Bismarck in Friedrichsruh besucht hatte, den Kaiser aber nicht. Als der Diplomat nun die Friedensverhandlungen zur Beendigung des sogenannten Boxeraufstandes führen sollte, war Wilhelm alles andere als erfreut. Liang Shitai, ein kantonesischer Studiophotograph, der sich in den 1870er Jahren auf Porträts hochgestellter Persönlichkeiten spezialisiert hatte, hielt Li Hongzhang 1879 in Tientsin in einem per Hand nachkolorierten Albuminabzug für die Nachwelt fest. Ein mit 5.000 Euro bewertetes Exemplar zählt zu den Highlights der kommenden Fotografie-Auktion bei Bassenge. Es zeigt den Politiker in landestypischer Kleidung, der neben einem Tischchen mit einer Pflanze auf einem Sessel sitzt und sich im Dreiviertelprofil abwendet. ...mehr  |