Moderne Kunst bei Lempertz in Köln  
Der Surrealist Salvador Dalí erschuf mit seinen Arbeiten ein Bildimperium, das wohl zu den populärsten und bekanntesten gehört. Bei seiner „Mystification“ von 1944/45 nutzte der Spanier eine Fotografie von Raffaels „Verlöbnis Mariä“ von 1504 und ersetzte den Priester, der in der Bildmitte die Hände Mariens und Josefs zusammenführt, mit einer weiblichen Gestalt. Diese ist eine große schwarze Silhouette, die scheinbar fragend ihre Arme erhebt. Aus ihrem überlangen Hals entspring ein kleiner Kopf, aus dem drei Zöpfe herausstreben. Dalí gelingt es, den Betrachter zu verwirren und ihn nachdenken zu lassen, ob er diese freie Überarbeitung Raffaels als häretisch oder eher als frechen Scherz verstehen will. Eine eindeutigere Interpretation bietet Ernst Barlachs Bronze „Der Singende Mann“ von 1928. Der Jüngling sitzt mit einem angewinkelten Bein, das er mit den Händen umschlingt, auf dem Boden und lehnt seinen Oberkörper nach hinten. Das fein ausgearbeitete Gesicht ist entspannt, und die geschlossenen Augen unterstreichen die Freude am Singen, während das Wiegen des Körpers zum Rhythmus des Liedes ein weiteres Zeichen der inneren Seligkeit ist. Vielleicht wähnt sich Barlachs Sänger an einem frischen Meer, wie es Karl Hagemeister in seine Ölgemälde „Woge“ um 1915 festhielt. Mit breiten Pinselstrichen malte er die grünblaue Welle mit der weißen Gischt. Hinter ihr folgt bereits die nächste, die an eine langgezogene blaue Rocaille erinnert. Die kühle Farbe, der energische Pinselstrich und der Eindruck, man befände sich im Meer, verleihen dem Gemälde eine erfrischende Lebendigkeit. ...mehr  |