Das Auktionshaus Grisebach präsentiert in Berlin Bilder namhafter Fotografen von den Anfängen des Mediums bis in die jüngere Zeit  
Der Blick auf die Umschlaggestaltung des Katalogs zur kommenden Fotografie-Auktion bei Grisebach verrät nicht nur den thematischen Schwerpunkt, sondern steht auch exemplarisch für den Fokus in Sachen Motiv und Intention der Künstler. Dort sind drei „Jungbauern“ in Sonntagskleidung mit Spazierstöcken auf einem Feldweg zu sehen. August Sander hat sie so 1914 portraitiert und sie in sein monumentales Werk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ integriert. Fast ein halbes Jahrhundert, von 1911 bis zu dem Tod 1964, arbeitete der Kölner Fotograf an diesem Portrait einer Gesellschaft und ihres Wandels. Sanders „Gesellschaftskunde in Photographien“ verschob den Schwerpunkt vom Land und den Bauern auf die Stadt mit ihrem neuen Proletariat, den Werkstudenten, den Kleinbürger, Polizisten, Nonnen, Schülern, Großindustriellen oder auch den Künstlern, Zirkusartisten und Bettlern. Für diese „Soziologie ohne Text“, wie Alfred Döblin das Werk nannte, sah Sander ein Konzept vom Bauern bis zur Geistesaristokratie vor. Dadurch rücken die individuell erfassten Menschen zu einer Gruppe zusammen und stehen für eine Typisierung der Gesellschaft während der Weimarer Republik. Die 70 Silbergelatineabzüge aus den „Menschen des 20. Jahrhunderts“, die Grisebach nun offeriert, entstanden noch Lebzeiten August Sanders, erstellt zu Beginn der 1960er Jahre von seinem Sohn Gunther als großformatige Ausstellungsbilder. Mit einer Schätzung von 300.000 bis 500.000 Euro führen sie die Versteigerung mit weitem Abstand an. ...mehr  |