Mit der modernen und zeitgenössischen Kunst bei Grisebach in Berlin ist ein Höhepunkt der deutschen Frühjahrsauktionen erreicht  
Der Lebenslauf Carl Hagemanns liest sich wie die Biografie eines typischen preußischen Großbürgers: Sohn wohlhabender Eltern in Essen, Besuch des humanistischen Gymnasiums, dann Studium der Philosophie und Chemie, währenddessen Corpsstudent, seit den frühen 1890er Jahren Tätigkeit in den Farbenfabriken Bayer, später bei I.G. Farben, wo er Karriere macht. Doch hinter dieser konservativ anmutenden Fassade verbirgt sich einer der wichtigsten Sammler und Mäzene von Kunst und Künstlern der Moderne in Deutschland. Bei seinem Tod 1940 hinterließ er eine bedeutende Kollektion. Besonders die Dresdner Expressionisten um Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff hatten es ihm angetan. Von Otto Mueller, ebenfalls Mitglied der „Brücke“, erwarb Hagemann 1918 das in Leimfarben gemalte Bild „Mädchen mit gegabeltem Baum“. Mit den beiden nackten jungen Frauen in heiterer Badeseenlandschaft ist es ein charakteristisches Motiv des Meisters, ebenso in der Malweise alla prima. Auch hier huldigt Mueller der ursprünglichen Einheit von Mensch und Natur. Nach Hagemanns Tod wurde das Gemälde mit den Beständen des Frankfurter Städel Museums ausgelagert, überlebte so NS-Zeit und Bombardements und wechselte zuletzt 1990 den Besitzer. Bei Grisebach in Berlin ist es in der Auktion „Ausgewählte Werke“ eines der Hauptlose, ausgestattet mit einer Schätzung von 1 bis 1,5 Millionen Euro. ...mehr  |