Weitere Details:
Die prachtvolle Landschaftsdarstellung nimmt eine Sonderstellung im zeichnerischen Oeuvre Friedrich Salathés ein, denn es ist das einzig bekannte Blatt mit einem biblischen Sujet. Von Peter Birmann in Basel als Maler ausgebildet, brach der junge Salathé im Spätsommer 1815 nach Rom auf, wo er mit kurzen Unterbrechungen bis zum Jahre 1821 leben und arbeiten sollte. Mit der Zeit intensivierten sich die Beziehungen zu den in Rom seßhaften deutschen und schweizerischen Künstlern. Zu Salathés großem Freundeskreis zählten angesehene ältere Künstler wie Joseph Anton Koch, Johann Martin von Rohden und Johann Christian Reinhart, die bereits im vorhergehenden Jahrhundert nach Italien gekommen waren, sowie altersgleiche Kollegen wie Carl Barth, Samuel Amsler und Joseph Sutter. Durch die Verbindung zu Carl Friedrich von Rumohr unterhielt Salathé auch enge Beziehungen zum Kreis der Nazarener.
Trotz der großen Vielfalt der künstlerischen Anregungen, die Salathé in Rom vorfand, ging der Künstler bald eigene Wege. Ähnlich Friedrich Nerly, der auch von Rumohr protegiert wurde, galt sein Interesse fast ausschließlich der Landschaft und es ist dieser Neigung zuzuschreiben, daß Salathé sich anfangs besonders zu älteren Landschaftsmalern wie Koch und Reinhart hingezogen fühlte. Auf Reisen nach Süditalien und auf Wanderungen durch die römische Campagna erkundete Salathé die südliche Landschaft und erlangte mit der Zeit eine immer größere künstlerische Freiheit. Er entwickelte eine dynamische und kernige Federtechnik, die er gekonnt mit Lavierung kombinierte, um die Wirkung von Licht und Atmosphäre wahrhaft und naturgetreu auf das Blatt zu bannen. Der Höhepunkt dieser Entwicklung fand in den Jahren 1819-21 statt, als Salathé eine Reihe von gezeichneten Landschaftsstudien und kleinen Ölskizzen schuf, die sich durch größte Spontaneität und Frische auszeichnen.
Unser wohl am Anfang der römischen Jahre entstandenes Blatt markiert eine kurze Episode in Salathés künstlerischem Werdegang. Wohl unter dem Einfluß Kochs schuf der Künstler einige Zeichnungen, auf denen er eine nach der Natur gezeichnete Landschaftsszenerie mit einem alttestamentlichen Sujet oder einer Hirtenstaffage verband. Wie wenig andere deutsche Künstler seiner Zeit hat Salathé den Reiz des Unvollendeten zu einem bewußten Stilprinzip seiner Zeichenkunst erhoben.
Literatur: Ausst. Kat. Ein Zeichner der Romantik. Friedrich Salathé, bearb. von Y. Boerlin-Brodbeck, G.Gerkens, D. Riccardi, Kunstmuseum Basel 1988, S. 63, Abb. 23. |