Kunstmuseum Solothurn erinnert an Alexandre Perrier  |  | Alexandre Perrier, L’Aube, 1896 | |
Er gehört nicht gerade zu den bekannten Künstlern der Moderne in der Schweiz. Neben Giovanni Segantini, Cuno Amiet, Giovanni Giacometti oder Ferdinand Hodler steht Alexandre Perrier nahezu als unbeschriebenes Blatt da. Das will nun das Kunstmuseum Solothurn ändern, rechnet es doch den 1862 in Genf geborenen Perrier zu den bedeutendsten Vertretern der Schweizer Jugendstil-Malerei. Dazu hat Claude Ritschard, frühere Konservatorin am Musée d’art et d’histoire in Genf und profunde Kennerin seines Schaffens, eine Übersichtsschau zusammengestellt, die sowohl Ölbilder als auch ausgesuchte Arbeiten auf Papier umfasst, Arbeiten seiner Freunde und Zeitgenossen Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Ferdinand Hodler, Albert Trachsel, Oskar Tröndle und Félix Vallotton hinzuzieht und einen Ausblick auf zwei junge Positionen gibt. Die Aktualität von Perriers Schaffensweise soll an Landschaftsbildern des in Berlin lebenden Luzerner Künstlers Albrecht Schnider (*1958) und des Genfer Malers Michel Grillet (*1956) erläutert werden. In ihrer konsequenten Auseinandersetzung mit Variation und Dauer sowie der gestalterisch präzisen Durchführung reflektieren sie Perriers Haltung.
In seinem Frühwerk sah sich Alexandre Perrier dem Pointillismus verpflichtet, seine Spätwerke mit ihrer vom Motiv weitgehend losgelösten, strahlenden Palette sind dann eigenwillige Beispiele der Moderne. Gerade diese Entwicklung Perriers, der sich vorerst als Entwerfer in Mulhouse und Paris der angewandten Kunst zuwandte, zeigt, wie die abstrakte Moderne aus dem inhaltsfreien Formwillen der Art nouveau wachsen konnte. Perrier ging es dabei um eine fast wissenschaftliche Recherche der Farb- und Lichtwirkungen. Daraus resultiert die auffallend kleine Zahl stets wiederkehrender Landschaftsmotive, die er zu allen Tages- und Jahreszeiten malte. Er arbeitete nicht, wie etwa die Impressionisten, im Freien vor dem Motiv, sondern schuf seine Bilder aufgrund abstrakter Farbstudien, Skizzen und Notizen im Atelier. Diese örtliche und zeitliche Distanz verleiht den Werken trotz ihrer sinnlichen Pracht und der ungemeinen Differenzierung eine vielfach verdichtete Einfachheit und Ruhe. So steht Perriers Schaffen dem phänomenologischen Interesse von Georges Seurats Pointillismus wohl näher als der divisionistischen Auffassung von Giovanni Segantini, mit dem Perrier nicht nur aufgrund seiner Technik, sondern auch der alpinen Motive oftmals verglichen wurde.
Die Ausstellung „Alexandre Perrier (1862–1936)“ ist bis zum 23. November zu sehen. Das Kunstmuseum Solothurn hat Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr, am Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der reich bebilderte Katalog kostet 48 Franken.
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