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Marktberichte |
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Koller offeriert die exquisite Sammlung mit Zürcher Porzellan des Arztes René Felber  Arme Bettler, lustige Türken und fesche Kavaliere

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 |  | Türkengruppe, Zürich, um 1770 | |
Die Porzellanabteilung innerhalb der Auktionswoche von Koller listet für den 22. März einige zwar kostbare, aber auch gängige Stücke wie eine Meißner Kaffeekanne mit Goldmalerei der Augsburger Werkstatt von Abraham Seuter um 1720/24 für 35.000 bis 40.000 Franken, einen Walzenkrug mit reliefierten asiatischen Blütenzweigen und Chinoiserien in der Art Johann Gregorius Höroldts für 15.000 bis 25.000 Franken, die seltene Schäfergruppe nach einem Modell Johann Gottlieb Ehders um 1745 für 5.000 bis 7.000 Franken oder ein großes Kaffeeservice ebenfalls aus Meißen um 1730/35 mit violetten Landschaftsmalereien für 30.000 bis 50.000 Franken. Spannender ist da der Sonderkatalog mit der Sammlung des Zürcher Arztes René Felber und seiner Frau, der Kunsthistorikerin Friederike Felber, die sich insbesondere auf die Zürcher Porzellanherstellung in der Aufklärungszeit konzentrierte und es darin zu seltener Geschlossenheit brachte. Die Zeitspanne ist nicht groß, in der die Zürcher Manufaktur insbesondere unter ihrem Leiter Johann Jakob Wilhelm Spengler zur Höchstform auflief. Sie reicht von den späten 1760er Jahren bis zu ihrem Konkurs 1790. In dieser Zeit aber entstanden bezeichnende Beispiele einer Kunst, die sich den Idealen des beginnenden bürgerlichen Zeitalters entsprechend vor allem auf den Menschen aus dem Volk stürzte.
So enthält die Sammlung eine Serie von Figuren unter dem Titel „Jahrmarkt auf dem Münsterhof“ mit männlichen und weiblichen Ausrufern in den verschiedensten Angebotssparten (Taxen bis 3.000 SFR). Dorthin könnte auch die Figur eines Herrn im türkischen Kostüm passen, wie sie als Gaukler und Akrobaten aufgetreten sind (Taxe 6.000 bis 8.000 SFR). Ein Bettler mit Holzbein (Taxe 2.500 bis 3.000 SFR), ein junges Fischerpaar (Taxe 6.000 bis 8.000 SFR) oder eine Musikantengruppe, die sich um eine kannelierte Säule mit urnenartigem Abschluss gruppiert (Taxe 12.000 bis 15.000 SFR) sind die mal lustigen, mal traurigen Sujets, derer sich die Manufaktur in Zürich in den Jahren um 1780 annahm. Diese Figuren dienten als Tischzier und sollten die Kunst als Bildner des Geschmacks und Erziehung auch bei geselligen Runden unterstützen, indem sie das Spiel der Gedanken und Gefühle anregten.
Eine andere Serie, um 1768/70 datiert, widmet sich dem Thema Jagd und produzierte idyllische Szenen wie ein „Paar beim Aser“ (Taxe 7.000 bis 9.000 SFR) oder auch die Rast eines Jägers samt seinem Hund mit praktischem Nutzen: Durch ihre originale Silbermontierung deutet sie eine Verwendung als Pulverfläschchen an (Taxe 6.000 bis 8.000 SFR). Noch vor 1768 entstand eine achtteilige Folge von Jahreszeitenallegorien, in denen jeweils eine männliche und eine weibliche Figur eine Jahreszeit verkörpern: Ein Gärtnerpaar den Frühling (Taxen je 4.000 bis 6.000 SFR), ein Schnitterpaar den Sommer (Taxen je 8.000 bis 12.000 SFR), ein Jägerpaar den Herbst (Taxe 8.000 bis 15.000 SFR) und ein Schlittschuhläuferpaar als Winter (Taxen zwischen 4.000 und 7.000 SFR).
Mitunter gruppieren sich die Personen auch zu zusammenhängenden Plastiken wie in Form eines musizierenden Paares unter einem Baum als Allegorie des Sommers (Taxe 8.000 bis 12.000 SFR) oder zweier jeweils zwei Männer und eine Frau umfassender Türkengruppen für je 12.000 bis 15.000 Franken. Ein fescher Kavalier mit Schimmel fungiert als Allegorie Europas, Asien wird durch ein Mädchen mit einem liegenden Kamel verkörpert (Taxen je 10.000 bis 15.000 SFR). Nach einem Ludwigsburger Modell fertigte die Manufaktur in Zürich um 1775 eine Tiergruppe, bei der sich ein schlaues Äffchen von einem bulligen Hund durch die Gegend transportieren lässt (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR).
Mit fortschreitender Zeit tritt ein stilistischer Wandel ein: Die Bemalung wird sparsamer, auch die Mode verändert sich. Dies zeigen etwa die Figuren eines Orientalen und einer Tänzerin aus einer Komödiantenreihe um 1775/85 (Taxen je 10.000 bis 15.000 SFR). Geradezu klassizistischen Habitus nimmt eine Gruppe mit schlafendem Amor und zwei Grazien aus den späten 1770er Jahren an. Kein Wunder, wurde sie doch nach einem Stich Angelika Kauffmanns geschaffen (Taxe 8.000 bis 12.000 SFR). Mit 20.000 bis 30.000 Franken teuerstes Stück ist schließlich ein Tafelaufsatz um 1775 mit einem jugendlichen Bacchus, der auf einem Weinfass lagert. Auf Seiten des Gebrauchsporzellans sind eine Bouquetiere mit gemalten Parklandschaften um 1773/75 (Taxe 5.000 bis 8.000 SFR) und eine Kaffeekanne mit Blumenbemalung in der Art Johann Leopold Daffingers zu nennen (Taxe 5.000 bis 7.000 SFR).
Unter dem übrigen Porzellan der Sammlung steht eine runde Schüssel aus dem berühmten Meißner Schwanenservice um 1738/39 preislich an der Spitze (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR). Aus der Werkstatt des Fribourger Hafnermeisters André Nuoffer kommt ein großer Kachelofen mit landschaftlich und figürlich bemalten Kacheln im chinesischen Stil um 1775/78 (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR). Zudem hatte das Ehepaar Felber eine Vorliebe für Silberwaren. Die bedeutendsten Arbeiten sind eine 1682 entstandene vergoldete Jagdschale des Augsburgers Meisters Max Merzbach (Taxe 8.000 bis 14.000 SFR), ein Zürcher Deckelhumpen mit dem charakteristischen fleischigen Akanthusdekor um 1700 von Hans Jakob Leer II. (Taxe 24.000 bis 30.000 SFR), zwei Reiseservice mit Meistermarken der Augsburger Johann Friedrich Kaufmann und Hieronymus Schuch II. um 1700 sowie von Johann Jakob Weitbrett 1769/71 (Taxen je 12.000 bis 18.000 SFR) und schließlich eine Garnitur von sechs klassizistischen Kerzenstöcken um 1800 von Meister Johannes Balber wieder aus Zürich für 18.000 bis 28.000 Franken.
Die Auktion der Sammlung Felber beginnt am 22. März um 14 Uhr, ab 17 Uhr stehen Porzellan, Fayencen und Silber aus dem Hauptkatalog auf dem Programm. Die Vorbesichtigung ist bis zum 21. März täglich von 10 bis 19 Uhr möglich. |  | Kontakt: Koller Auktionen Hardturmstrasse 102 CH-8031 Zürich |
 | Telefon:+41 (044) 445 63 63 | Telefax:+41 (044) 273 19 66 |  |  | E-Mail: office@kollerauktionen.ch |  | Startseite: www.kollerauktionen.com |
17.03.2010 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 28 | Seiten: 1 • 2 • 3 • 4
 Events (2) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (24) |  | •  | Veranstaltung vom: 22.03.2010, Porzellan und Silber im Zeitalter der Aufklärung – Die Zürcher Sammlung Dr. René
und Friederike Felber |  | •  | Veranstaltung vom: 22.03.2010, Kunst und
Antiquitäten |  | •  | Bei: Koller Auktionen AG
|  |  | •  | Bericht: Kein Ausrufer notwendig
|  | •  | Kunstwerk:  Kavalier mit Schimmel als Allegorie Europas,
Zürich, um 1770/75 |  | •  | Kunstwerk:  Gärtner – Allegorie des Frühlings, Zürich, vor 1768 |  |  | •  | Kunstwerk:  Schlittschuhläuferin – Allegorie des Winters, Zürich, vor
1768 |  | •  | Kunstwerk:  Schlittschuhläufer – Allegorie des Winters, Zürich, vor
1768 |  | •  | Kunstwerk:  Kaffeekanne und Deckel, Zürich, um 1773/75 |  |  |
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 Ausruferfigur eines
Scherenschleifers,
Zürich, um 1770 |  | Taxe: 2.000 - 3.000 SFR Zuschlag: 9.500,- SFR Losnummer: 508 |  |  |  |  |  | 
 Jägerpaar beim Aser,
Zürich, um 1768/70 |  | Taxe: 7.000 - 9.000 SFR Zuschlag: 31.000,- SFR Losnummer: 555 |  |  |  |  |  | 
 Johann Joachim
Kändler, Schüssel
aus dem
Schwanenservice, um
1738/39 |  | Taxe: 20.000 - 30.000 SFR Zuschlag: 13.000,- SFR Losnummer: 659 |  |  |  |  |  | 
 Ausruferfigur einer
Devisenverkäuferin,
Zürich, um 1773 |  | Taxe: 2.000 - 3.000 SFR Zuschlag: 3.000,- SFR Losnummer: 511 |  |  |  |  |  | 
 Schlafender Amor mit
zwei Grazien,
Zürich, um 1778/80 |  | Taxe: 8.000 - 12.000 SFR Zuschlag: 5.500,- SFR Losnummer: 641 |  |  |  |  |  | 
 Valentin
Sonnenschein,
Umkreis Auf Hund
reitender Affe, um
1775 |  | Taxe: 15.000 - 20.000 SFR Zuschlag: 22.000,- SFR Losnummer: 634 |  |  |  |  |  | 
 Orientale mit Maske,
Zürich, um 1775/80 |  | Taxe: 10.000 - 15.000 SFR Zuschlag: 10.000,- SFR Losnummer: 630 |  |  |  |  |  | 
 Ausruferfigur eines
Stichverkäufers,
Zürich, um 1768/70 |  | Taxe: 2.000 - 3.000 SFR Zuschlag: 18.000,- SFR Losnummer: 501 |  |  |  |  |  | 
 Musikantengruppe an
einer Säule, Zürich,
um 1780 |  | Taxe: 12.000 - 15.000 SFR Zuschlag: 15.000,- SFR Losnummer: 531 |  |  |  |  |  | 
 Herr in türkischem
Kostüm, Zürich, um
1770/75 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 SFR Zuschlag: 14.000,- SFR Losnummer: 515 |  |  |  |  |  | 
 Gärtnerin –
Allegorie des
Frühlings, Zürich,
vor 1768 |  | Taxe: 4.000 - 6.000 SFR Zuschlag: 9.500,- SFR Losnummer: 567 |  |  |  |  |  | 
 Fischergruppe,
Zürich, um 1780 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 SFR Zuschlag: 8.600,- SFR Losnummer: 530 |  |  |  |  |  | 
 Kavalier mit
Schimmel als
Allegorie Europas,
Zürich, um 1770/75 |  | Taxe: 10.000 - 15.000 SFR Zuschlag: 10.000,- SFR Losnummer: 626 |  |  |
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