Neue Kunstfälschungen in Millionenhöhe Derzeit reisen die Meldungen über bedeutende Kunstfälschungen nicht ab. Erhob die Staatsanwaltschaft Stuttgart in der letzten Woche Anklage wegen gefälschter Skulpturen Alberti Giacomettis in Millionenhöhe gegen einen Mainzer Kunsthändler und dessen Komplizen, nahmen Polizeibeamte am vergangenen Dienstag ein Trio fest, dass selbst Kunstexperten hinters Licht geführt hat. Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, wurden nach Hausdurchsuchungen und abgehörten Telefonaten ein 59jähriger Mann, seine 52jährige Ehefrau und ihre 57jährige Schwester verhaftet. Die Verdächtigen sollen seit 1995 über Galerien und Auktionshäuser gefälschte Gemälde der klassischen Moderne in Umlauf gebracht haben. Dazu zählt etwa Heinrich Campendonks „Rotes Bild mit Pferden“, das im Kölner Auktionshaus Lempertz 2006 zum Rekordpreis von netto 2,4 Millionen Euro gehandelt wurde.
Als Dreh- und Angelpunkt gilt die angebliche Kölner Sammlung „Werner Jägers“, die oft als Provenienz der Falsifikate angegeben wurde. Zwar gab es einen Mann dieses Namens in Köln, der 1992 verstarb. Er war, wie seine Tochter aussagte, aber nie Sammler gewesen. Alle drei Beschuldigten sind indes mit Jägers verwandt, der 59jährige Mann ist Maler. Aufgeflogen waren sie auch wegen dubioser Galerieaufkleber auf den Rückseiten der Gemälde, die für die Echtheit der Werke bürgen sollten. So fand sich darunter etwa der des legendären jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim. Damit hatten sie eine Reihe von Kunsthändler und Experten ebenfalls ausgetrickst, die außerdem wohl teils unter Druck zu den falschen Gutachten gezwungen wurden.
Betroffen ist davon etwa auch das Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg, das ein Gemälde des polnisch-französischen Kubisten Louis Marcoussis mit eben jenem Etikett derzeit ausstellt. Über das Auktionshaus Christie’s kamen 1995 und 2006 bei zwei weitere Campendonk-Bilder, 2006 zudem Max Ernsts Gemälde „La Horde“, das heute zur Sammlung Würth in Künzelsau gehört, sowie 2001 und 2003 dann wieder bei Lempertz die „Seinebrücke in Paris“ und der „Liegende Akt mit Katze“ Hermann Max Pechsteins mit dem Flechtheim-Aufkleber in den Markt. Letzteres befindet sich heute in der renommierten Expressionistensammlung Hermann Gerlinger in Halle an der Saale. Insgesamt soll das Trio mindestens fünf, wahrscheinlich aber fast 20 Kunstwerke für mehrere Millionen Euro gefälscht haben. |