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Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Gute Preise für die großen Namen: Rückblick auf die zeitgenössische Kunst bei Lempertz in Köln

Mit Ehren überhäuft



Dass die wirklich guten Künstler zu ihren Lebzeiten verkannte Genies waren, ist ein Klischee, das allenfalls für ein paar jung verstorbene Außenseiter wie Vincent van Gogh gelten mag. Wer ein gewisses Alter erreicht und sich vielleicht nicht gar zu ungeschickt anstellt, wird es auch zu Lebzeiten schon zu einigem Ruhm bringen. Die Gefahr ist vielmehr, dass sich wie etwa die französischen Salonmaler der 19ten Jahrhunderts die Begeisterung für ihr Werk rasch legt und sie allmählich in Vergessenheit geraten. So entsteht bisweilen ein lustiges Wechselspiel von Ruhm und Bann in der Rezeption der Nachgeborenen. Wie es bei dem im vergangenen Juni verstorbenen Sigmar Polke sein wird, muss sich noch erweisen. Zu Lebzeiten hatte er die breite Anerkennung, die seiner geistvollen, witzigen und doch nicht leichtgewichtigen Kunst gebührt. Auf internationalen Auktionen erzielen seine Werke Millionenpreise, im Gegensatz zu Deutschland: Dort werden die ganz großen Stücke, zumindest auf dem Auktionsmarkt, gar nicht erst gehandelt. Da ist man schon froh, wenn ein mittelgroßes Dekomuster mit Rasterbild und Interferenzfarbengewaber aus den späteren Jahren des Meisters seinen Weg findet, wie jetzt zu Lempertz ein unbetiteltes aus dem Jahr 1993. Der Preis ging kräftig in die Höhe, gemessen an den 380.000 bis 400.000 Euro, auf die das Werk taxiert war: Bei 540.000 Euro endete der Wettkampf – und wieder bediente sich mit einem englischen Händler Kundschaft aus dem Ausland.


Knapp 64 Prozent seines Angebots an zeitgenössischer Kunst konnte das Kölner Auktionshaus am 3. und 4. Dezember unter die Leute bringen – ein gutes Ergebnis gemessen an der Breite und Fülle des Angebots. Noch günstiger war das Verhältnis zwischen Verkäufen und Rückgängen bei den 29 Losnummern, die Lempertz in die erstmals stattgefundene Abendauktion gesetzt hatte: Hier blieben nur acht Arbeiten unveräußert, überwiegend unscheinbare Formexperimente wie Abraham David Christians eherne Bronzestele „Das Gesetz“ von 1979/84, Mimmo Paladinos chiffreartiges Selbstbildnis „Sono qui“ von 1981 (Taxen je 70.000 bis 80.000 EUR) und eine unbetitelte wilde Abstraktion Emilio Vedovas von 1968 (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Das vierte von sechs Exemplar von Jörg Immendorffs bronzenem „Wächter“ aus Jahr 1989, schon vor zwei Jahren an 150.000 Euro gescheitert, wurde jetzt bei 100.000 Euro erneut zum Rückgang. 70.000 Euro statt der erhofften 80.000 bis 100.000 Euro erzielte Immendorffs malerische Kosmologie mit allerlei politischer Anspielung „Wir könnten… wir werden…“ aus dem Jahr 1975.

Ansonsten wurde das Angebot mit Werken mehrheitlich von deutschen Künstlern sehr wohlwollend aufgenommen. Dicht hintereinander waren die Plätze zwei bis vier der Zuschlagsliste nach Polke besetzt: Gerhard Richters kleines abstrakt-fotorealistisches Ölbild „Vorhang“ von 1965, das sich ein Schweizer für taxgerechte 200.000 Euro sicherte, Rosemarie Trockels gestricktes Breitformat „Homage to Bridget Riley“ von 1988 für 195.000 Euro (Taxe 100.000 bis 140.000 EUR) und Emil Schumachers von Schwarz durchfurchte Farbverwischung „Monta 1“ von 1991 für 180.000 Euro (Taxe 150.000 EUR). Mit 100.000 Euro kam auch Konrad Klaphecks surreale Badezimmerinstallation „Die vollkommene Dame“ von 1968 weit über ihre Schätzung von 60.000 bis 70.000 Euro hinaus. Bei den Abstrakten der Nachkriegsepoche ragten Peter Brünings gestaffelter Farbakkord „ohne Titel“ vorwiegend in Rot und Schwarz um 1963/64 für 64.000 Euro (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR) und Gerhard Hoehmes dichter, pastoser Farbteppich „Schrottplatz künftiger Katastrophen oder Ein Feld verblühender Ereignisse“ von 1959 für 76.000 Euro hervor (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).

Selten trifft man Markus Prachensky auf dem deutschen Markt an. Der Österreicher ist eher in seiner Heimat zuhause. Daher sind die 30.000 Euro für seine roten, gelben und dunkelvioletten Farbbahnen „S. Angelo – Duke – Raw Canvas“ von 1977 ein guter Wert (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). Den gleichen und damit taxgerechten Betrag spielte Luis Tomasellos modulares weißes Rasterquadrat „Object plastique No. 727“ von 1993 ein. Als Jüngster fand Norbert Bisky Aufnahme in den Abendreigen und kam mit seinem männlichen Jugendkult beschwörenden, erotischen Gemälde „Anstifter“ von 2004 bei 30.000 Euro wieder heraus (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Die Ehre der plastischen Arbeiten retteten Bernar Venets große Stahlspirale „Tot ligne inditerminée“ bei 95.000 Euro (Taxe 90.000 bis 100.000 EUR), Stephan Balkenhols kleiner „Mann mit roter Hose“ auf hoher Holzstele von 1992/93 bei 46.000 Euro (Taxe 35.000 bis 40.000 EUR) und ein unbetiteltes, kinetisches und ratterndes Gruselgestell Jean Tinguelys aus dem Jahr 1989 für 81.000 Euro (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR).

Auftrieb erhielt die Tagesauktion am 4. Dezember gleich zu Beginn durch die sensationellen Steigerungen dreier vierteiliger Aufnahmeserien Bernd und Hilla Bechers. Die insgesamt zwölf Ansichten von Fördertürmen in England und Frankreich kosteten statt zusammen 60.000 bis 75.000 Euro stolze 235.000 Euro. Die Oberhand behielt in allen drei Fällen eine Sammlerin aus Italien. Preissprünge in diesen Ausnahmen gab es sonst nicht, doch moderate Taxierungen sorgten insgesamt für ein lebendiges Geschäft in den unteren Regionen. Johannes Grützkes großes Altmännergezerre „Die Brüder“ aus dem Jahr 1998 brachte 17.000 Euro, Thomas Hubers surreales Interieurbild „Wasser, Salz und Bilder“ von 1987 verdoppelte seine obere Schätzung auf 20.000 Euro, ein gestisches Schwarz-Weiß-Bild, das K.R.H. Sonderborg laut Titel am 10. Dezember 1959 zwischen 20:16 und 20:41 Uhr gemalt hat, kam auf 28.000 Euro, und für Andreas Schulzes Stillleben einer einsamen „Zitrone“ in einer querrechteckigen Maueröffnung von 1983 auf zwei mal vier Metern Leinwand begeisterte man sich bis zu 16.000 Euro (Taxen alle zwischen 8.000 und 12.000 EUR).

An der Spitze standen freilich wieder altbekannte Namen: Gerhard Richter mit einem Exemplar seines bemalten Künstlerbuches „War Cut II“ von 2004 für 46.000 Euro (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR) und Hans Hartung mit einer unbetitelten schwarzen Strichzeichnung auf hellbraunem Karton von 1954 für 40.000 Euro (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Andy Warhols Adaption von Sandro Botticellis „Geburt der Venus“, 1984 als Farbserigrafie unter dem Titel „Details of Renaissance Paintings“ 70mal erschienen, reüssierte bei 27.000 Euro (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR), und Emilio Vedova nun endlich mit der farbigen Zeichnung „Presenza Epola“ von 1957/58 bei 29.000 Euro (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR).

Alighiero Boetti fand seine Anhänger in dem quadratischen Buchstabenstrickbild „Pisciarsi in Bocca“ von 1979 bei 16.000 Euro (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR), und Dieter Roth in den zerkleinerten Büchern einer „Literaturwurst“ von 1969/70 bei 18.000 Euro (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR) sowie in seinem „Packschiff“ von 1985, einer Malereicollage mit breitem weißem Rahmen samt praktischem Tragegriff, bei 29.000 Euro (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Die jüngere Kunst tat sich bei Lempertz etwas schwer. Weder Henning Bohls Collagemalerei mit Spielkartenmotiven (Taxe 8.000 EUR), noch Cosima von Bonins kariertes Stofftuch „Blazon of a Hash Country“ von 1999 (Taxe 25.000 EUR) oder Dirk Skrebers menschenleere und dennoch gefährliche Panzerwagen von 1994 wurden übernommen (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Anklang fand dagegen Abstraktes wie Katharina Grosses schillernde Farbwelt von 1991 bei 10.500 Euro (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR) oder Adrian Schiess’ am Boden liegende Kunststoffplatte mit dunkelgrünem Autolacküberzug von 1990 bei 5.500 Euro (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR).

Ergänzt wurde die Abendauktion am Freitag um einen Benefizversteigerung von 25 Werken zugunsten der Kunsthochschule für Medien in Köln. Lempertz verzichtete auf das Aufgeld. Gut 60.000 Euro wurden auf diese Weise eingenommen. Eines der acht Exemplare von Leiko Ikemuras kleiner Bronze „Man with Humming Bird“ aus dem Jahr 2007 leistete mit 9.000 Euro den größten Beitrag (Taxe 8.000 EUR), dicht gefolgt von Marcel Odenbach technisch brillanter, an Schwarz-Weiß-Fotografien des späten 19ten Jahrhunderts erinnernder, gemalter Ansicht der Kuppel von St. Gereon in Köln von 1990 für 8.000 Euro (Taxe 8.000 EUR). Von dem ausschließlich zeitgenössischen Angebot blieben nur drei Arbeiten unverkauft, was die größte Enttäuschung wohl bei den betroffenen Künstlern ausgelöst haben dürfte.

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Kunsthaus Lempertz

Neumarkt 3

DE-50667 Köln

Telefon:+49 (0221) 92 57 290

Telefax:+49 (0221) 92 57 296

E-Mail: info@lempertz.com



11.12.2010

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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