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Aktuellzum Archiv:Ausstellung

Die Kunsthalle Düsseldorf dokumentiert in einer umfangreichen Archivschau die kurze Phase künstlerischer Aktionen von Kuttner, Lueg, Polke und Richter im Rheinland der 1960er Jahre

Front gegen das Establishment



John F. Kennedy steht hinter dem Glasfenster des Foyers und grüßt jeden Eintretenden. Ist der Besucher die weit ausladende Treppe der Kunsthalle Düsseldorf emporgestiegen, steht er im ersten Obergeschoss vor Alfred Schmela. Natürlich sind die Herrschaften nur in der Form rekonstruierter Pappmaché-Figuren präsent. Die blassgrauen Gestalten sind jenen nachempfunden, die vom 11. bis zum 25. Oktober 1963 Teil einer Künstleraktion im Warteraum des Düsseldorfer Möbelhauses Berges waren. Unter der Schlagzeile „Leben mit Pop – Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus“ firmierte die mittlerweile legendäre Aktion der Künstler Konrad Lueg und Gerhard Richter, die den Möbelhausbesitzer dafür gewinnen konnten, da er sich davon Werbung und neue Käuferschichten versprach.


Kunstwerke, darunter je vier Gemälde von Lueg und Richter sowie ein Filzanzug von Joseph Beuys, hingen verteilt zwischen den Möbeln in den Schauräumen des Geschäftes. In einem Raum stellten sich Lueg und Richter selbst zur Schau, saßen in Sofas oder Sesseln, die auf Podesten erhöht standen, und sahen sich die als abgeschmackt empfundenen Nachrichten der Tagesschau an. Die Abende endeten mit einigen beschädigten Möbeln und der Androhung einer Anzeige durch den verärgerten Möbelhausbesitzer. Doch ihr Anliegen war geglückt: Kunst war mit dem Alltag verknüpft, und mithilfe einer banalisierten Bildsprache, eines ironischen Umgangs mit eigenen Werken sowie des Status’ als Künstler artikulierten sie Kritik an der bürgerlichen Konsumwelt und den politischen Verhältnissen.

Eine erklärend wie belegend angelegte Schau in der Düsseldorfer Kunsthalle illustriert den Aufbruch zu einer neuen Kunst in den 1960er Jahren. Originale Werke sind nicht zu bestaunen. Neben den rund 177 Archivalien, darunter Einladungen, Briefen, Zeitungsberichten, Exponatlisten, Fotografien und Plakaten in tunnelartig abgedunkelten Stellwandvitrinen, verteilen sich an den Wänden 47 großformatige Reproduktionen von Gemälden Gerhard Richters, Konrad Luegs, Sigmar Polkes und Manfred Kuttners, der Kernformation der Maler des „Kapitalistischen Realismus“. Treffender könnte der Ausstellungsort wohl kaum sein, ist doch die von Konrad Beckmann entworfene brutalistische Kunsthalle aus dem Jahr 1967 selbst ein Kind der Zeit. Im April 2014 wird die Schau im New Yorker „Artists Space“ parallel zur Retrospektive von Sigmar Rolke gezeigt.

Das Rheinland und speziell Düsseldorf, wo bereits 1945 die traditionsreiche Kunstakademie als erste deutsche Kunsthochschule den Lehrbetrieb wieder aufgenommen hatte, waren das wirtschaftliche und politische Zentrum des neu gegründeten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Spätestens in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre rückte die Region zu einem Brennpunkt unterschiedlicher künstlerischer Ansätze auf. An der Akademie lehrten mit Karl Otto Götz und Gerhard Hoehme wichtige Vertreter des Informel, zu deren Schülern Kuttner, Lueg, Polke, Beuys und Richter zählten. Hinzu kamen Galerien, wie die Galerie 22 von Jean-Pierre Wilhelm und Manfred de la Motte und Alfred Schmela, die genannte Künstler maßgeblich förderten.

Aufgrund ihrer Funktion als wichtigen Impulsgeber würdigt die Schau die Fluxus-Bewegung im Rheinland in einem separaten Segment. Die vom litauisch-amerikanischen Künstler George Maciunas initiierte Bewegung veränderte auf radikale Weise gewohnte Haltungen von Produzent und Rezipient. Ein materiell verwertbares Endprodukt, also ein festes Kunstwerk, stand dabei nicht im Vordergrund. Insbesondere Nam June Paik wirkte an Aktionen mit Musikern, Bildenden Künstlern oder Literaten mit, die sich als „Einheitsfront gegen den bürgerlichen Kunstbetrieb“ positionierte. Im Februar 1963 fand in der Aula der Düsseldorfer Kunstakademie das legendäre „Festum Fluxorum. Fluxus“ statt, organisiert von Joseph Beuys und Nam June Paik.

Kurz darauf verließen die Aktionisten den geschützten Bereich der Akademie. Vom 4. bis 18. Mai mieteten Manfred Kuttner, Konrad Lueg und Gerhard Richter eine leer stehende Metzgerei in der Düsseldorfer Kaiserstraße 31a an, um eine „erste Ausstellung deutscher Pop Art“ zu veranstalten. Richter zeigte erste Fotobilder, Polke auf Illustriertenfotos basierende Gemälde, Lueg Kombinationen gestisch-abstrakter Malerei mit Zitaten aus der Werbung, Kuttner abstrakte Rasterbilder und in Leuchtfarben bemalte Objekte. In der Presseerklärung wurde der Begriff „Kapitalistischer Realismus“ erstmals verwendet. Anfang 1964 reisten die drei nach Wuppertal, wo sie ihre Werke dicht an dicht im Vorgarten der Villa von Rolf Jährling, Inhaber der Avantgardegalerie Parnass, arrangierten. Jährling ließ sich überzeugen, und am 20. November 1964 konnten die Künstler in seiner Galerie die Schau „Neue Realisten“ eröffnen. Manfred Kuttner war nicht mehr dabei und beschritt von nun an eigene Wege.

Im März 1966 bestritten dann Sigmar Polke und Gerhard Richter gemeinsam eine „Pop? Kapitalistischer Realismus?“ überschriebene Schau in der „Galerie h“ in Hannover. Im Dezember 1966 bildete ein zwischen Happening und Ausstellung anzusiedelndes Ereignis in der Düsseldorfer Galerie Schmela den Endpunkt aller gemeinsamen Aktivitäten der drei Künstler. Schon seit 1964 versuchte der Berliner Galerist René Block, den „Kapitalistischen Realismus“ in Berlin in einem offenen, nicht eindeutig definierten Interpretationsfeld zwischen Kapitalismuskritik und affirmativer Pop Art-Verwendung zu etablieren, der sich dann aber erweiterte und verselbständigte. Mit der Initiierung des ersten Kölner Kunstmarktes 1967 setzten dann erneut grundlegende Veränderungen in ökonomischer und distributiver Hinsicht ein.

Nukleus der Ausstellung ist die Beschreibung des Weges weg von der Auratisierung von Kunstwerken. Kuttner, Lueg, Polke und Richter ging es nicht mehr darum, ein „gutes Bild“ zu malen. Vielmehr wollten sie eine gesellschaftspolitische Aussage treffen. Der Pressetext zur Ausstellung in der Kaiserstraße erklärte Malerei zu einer moralischen Handlung. Dazu nutzten sie kapitalistische Werbestrategien und persiflierten bürgerliche Häuslichkeit, fröhlich-naives Staunen über das Wirtschaftswunder, artikulierten aber auch ihre Abscheu über die kollektiven Verdrängungsmechanismen von Verbrechen aus der NS-Zeit und die öffentliche Präsenz ihrer Urheber. Dekoratives, Rasterungen und Unschärfen sollten dies transportieren, wobei die Bezugnahmen auf Konsumprodukte und Werbung unverkennbar mit der amerikanischen Pop Art korrespondierte. Ein Gemälde wie Gerhard Richters „Neuschwanstein“, das ebenfalls als Reproduktion vorhanden ist und 1963 als Dekorationsobjekt im Rahmen des Happenings im Möbelhaus Berges hing sowie 1964 im Vorgarten der Wuppertaler Villa Parnass stand, wird heute vor allem mit Millionenwerten assoziiert.

Durch den Beitrag des amerikanischen Konzeptkünstlers Christopher Williams, der seit 2008 als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf lehrt, erfährt die Ausstellung in der Kunsthalle eine Aktualisierung. Williams gestaltete das Außenbanner und hat ein Filmprogramm zusammengestellt, das auf Monitoren Kommentare zu den Exponaten in der Form von Künstlerfilmen, Werbeclips und Hollywoodproduktionen vermittelt.

Die Ausstellung „Leben mit Pop. Eine Reproduktion des Kapitalistischen Realismus“ läuft vom 21. Juli bis zum 29. September. Die Kunsthalle Düsseldorf hat dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Durch die Ausstellung führt ein Begleitheft für 1 Euro. Außerdem erscheint am 10. September ein umfangreicher Katalog, der an der Kasse 35 Euro kostet.

Kontakt:

Kunsthalle Düsseldorf

Grabbeplatz 4

DE-40213 Düsseldorf

Telefax:+49 (0211) 89 29 16 8

Telefon:+49 (0211) 89 96 24 0



08.09.2013

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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