Gemälde des 19ten Jahrhunderts bilden einen der Schwerpunkte der 117ten Kunstauktion im Düsseldorfer Auktionshaus Karbstein. Meist handelt es sich um gefällige Schöpfungen von Vertretern der großen deutschen Malerschulen wie München oder Düsseldorf, so Carl Kronbergers „Angriff aus der Deckung“ mit schneeballschlagenden Buben vor einer verschneiten Stadt für 6.000 bis 8.000 Euro oder Adolf Lins’ „Entenschar an der Furt“ in heimischer Landschaft für 5.000 bis 7.000 Euro. Oft spielt die möglichst stimmungsvolle Naturwiedergabe eine große Rolle in der Malerei des 19ten Jahrhunderts. Von der Höhe dieses Sujets zeugen Ludwig Hermanns Schiffertreiben „An der Felsküste“ mit markten Felsformationen für 6.500 bis 7.000 Euro, Theodor Nockens pittoreske „Alpenlandschaft mit Mühle am tosenden Wasserfall“ von 1867 für 4.000 bis 6.000 Euro und Leonhard Rauschs „Am Gebirgsbach“ ebenfalls mit Mühle für 8.000 bis 10.000 Euro.
Gelegentlich tauchen am 19. Oktober auch große Namen auf, beispielsweise der Schwarzwälder Hans Thoma, dessen Werk gerade in einer großen Ausstellung des Frankfurter Städels gefeiert wurde. Häufig wandte sich der Symbolist religiösen Themen zu. 1918, sechs Jahre vor seinem Tod, verbildlichte der fast Achtzigjährige seine Vorstellung von der Gestalt Christi, wie er hieratisch vor einer italienisch anmutenden Stadtlandschaft aufragend mit großen Augen den Betrachter anschaut. Auch der dreieckig schließende Rahmen mit christlichen Symbolen wurde von Thoma gemalt. Mit einer Schätzung von 17.000 bis 19.000 Euro gehört die Leinwand zu den Höhepunkten der Versteigerung. Ebenfalls dem Symbolismus steht Carl Johann Spielters 1898 datiertes Ölbild „Die Wartende“ nahe. Wenig hoffnungsfroh scheint die weiß gekleidete Dame bereits seit geraumer Zeit auf der prächtigen Marmorbank ihres Liebsten zu harren (Taxe 7.500 bis 8.500 EUR). Südlich Flair, aber ohne symbolistische Zutat fangen ebenfalls Ascan Lutteroth mit seiner Abendstimmung am Castello Aragonese bei Ischia (Taxe 2.000 bis 3.000 EUR), Adolf Kaufmann mit seinem Booten in der Lagune von Venedig samt Maria della Salute im Hintergrund (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR) oder Georg Eduard Otto Saal mit seiner unprätentiösen Naturschilderung „Abendsonne in Süditalien“ von 1844 ein (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR).
Mit Eugen Brachts Spätwerk „Donautal gegen Werenwag“, mit dem der 1842 geborene Meister wohl 1919 den Impressionismus feiert, wird die beginnende Moderne erreicht (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR). Auch hier hat Karbstein Einiges zu bieten, etwa Oskar Molls frühlingshafte „Kopfweiden an der Mühle“ von 1921 (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR), eine frühe Bleistiftzeichnung August Mackes mit mehreren Figuren in einer Parklandschaft aus dem Jahr 1902 (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR) oder Conrad Felixmüllers 1918 entstandene Farblithografie „Die ferne Geliebte“ für 5.500 bis 6.500 Euro. Otto Altenkirchs malerisch aufgewühlte Landschaft „In den Dünen“ nimmt eine Zwischenstellung zwischen Impressionismus und Expressionismus ein (Taxe 1.200 bis 1.500 EUR), Leon Rosenblum orientiert sich bei seinem Pastell einer menschenleeren „Abendstimmung“ in Farbigkeit und verzogenen Formen an Edvard Munch (Taxe 300 bis 400 EUR), und Max Stern lässt in markanter Gestalt „Hafenarbeiter in Marseille“ zwei Hafenarbeiter in Marseille auftreten (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR).
Die Nachkriegszeit wird zum einen durch das Informel repräsentiert, darunter Peter Brünings wild-gestische Malschlacht „II/2, 55“ für 15.000 bis 17.000 Euro, eine bewegte Schwünge-Komposition in Gouache von Karl Otto Götz aus dem Jahr 1953 (Taxe 4.000 bis 4.500 EUR), K.R.H. Sonderborgs kraftvolle Tuschpinselzeichnung von 1957 (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR) oder Fred Thielers eher gesteinsartiges Gemälde „B/12/61“ in Marmorstruktur von 1961 für 3.000 bis 4.000 Euro. Ein später Ausläufer einer gestischen Kunst ist eine Collagemalerei Helmut Sturms von 1986 (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR). Zum anderen gibt es eine stattliche Reihe von Arbeiten aus ZERO und Umkreis wie Otto Pienes schwarz-grüne Feuergouache „Feuermännchen“ auf rotem Grund von 1972 (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR) oder mehrere Spiegelobjekte Adolf Luthers für bis zu 6.500 Euro.
Mit 15.000 bis 18.000 Euro am höchsten bewertet ist hier Christian Megerts dreiteilige „Zentralperspektive“ aus Glas-Spiegel-Collagen von jeweils knapp zwei Metern Breite. Im Entstehungsjahr 1978 war das Werk bereits im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf ausgestellt. Bei den Skulpturen stehen Bronzen wie Gerhard Janenschs Göttin Diana mit Bogen und Rehkitz aus der Zeit um 1910 (Taxe 8.500 bis 9.500 EUR) oder mehrere Schöpfungen Renée Sintenis’ im Mittelpunkt, darunter ein Selbstportrait der jungen Bildhauerin als strenge Büste von 1916 für ebenfalls 8.500 bis 9.500 Euro. Eine Pariser Louis XV-Uhr der Zeit um 1740 mit einem Werk von Rabours führt die kleine Suite an Kunsthandwerk mit 8.500 bis 9.500 Euro an.
Die Auktion beginnt am 19. Oktober um 14 Uhr. Die Besichtigung ist bis zum 17. Oktober täglich von 11 bis 17 Uhr möglich.