 Quelle: Museum Künstlerkolonie Darmstadt |  | Peter Behrens, Peter Behrens | |
Als Maler und Typograf mit Erfahrung in der modernen, kunstgewerblichen Gestaltung empfahl sich Peter Behrens als ideales Gründungsmitglied der Künstlerkolonie. Seit 1890 in München lebend ebnete er der Secession den Weg und begründete die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk 1897 mit. Zu seinem prägenden Stilmittel wurde die geschwungene Linie, die auch seine früheren kunstgewerblichen Arbeiten dominierte.
In Darmstadt konnte der Autodidakt in Sachen Architektur mit seinem Wohnhaus erstmals einen Erfolg landen. Von nun an folgte Behrens, für den das Glück nur in der Schönheit lag, der strengen, abstrakt-linearen Ornamentik, um den Alltag durch die Künste zu verschönern.
Das dominante architektonische Wirken Olbrichs veranlasste Behrens, zusammen mit vier anderen Gründungsmitgliedern, die Künstlerkolonie nach der ersten großen Ausstellung 1902 zu verlassen. Sie litten unter dem geringen künstlerischen Spielraum, den Olbrich ihnen übrig ließ. Nach seinem Abschied blieb Behrens aber sowohl der Architektur als auch der Gewerbekunst treu. Die 1908/1909 entstandene Turbinenhalle der AEG in Berlin gilt als sein Hauptwerk. Als Direktor reformierte er die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule. 1922 wechselte Peter Behrens als Professor an die Meisterschule für Architektur an die Akademie der Bildenden Künste nach Wien, 1936 wurde ihm das Meisteratelier für Baukunst an der Akademie der Künste in Berlin übertragen, wo er vier Jahre später starb.
Die Auszeichnung für die Anfertigung einer Taufmedaille, mit der er 1899 den ersten Preis eines vom Preußischen Staat ausgeschriebenen Wettbewerbs gewonnen hatte, hatte Großherzog Ernst Ludwig auf den Bildhauer Rudolf Bosselt (1871-1938) aufmerksam werden lassen. Seine Ausbildung zum Ziseleur, Medailleur und Bildhauer hatte er, gerade aus Paris zurückgekommen, erst abgeschlossen. Neben Medaillen fertigte das Mitglied der Künstlerkolonie aber auch Kleinplastiken, Metallgefäße und Schmuckstücke, die die organisch-vegetabile Ornamentik des Jugendstils tragen.
Das Angebot Peter Behrens, als Lehrer der Bildhauerklasse an die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf zu kommen, ließ Rudolf Bosselt Darmstadt im September 1903 den Rücken kehren. Fortan wendete er sich - angeregt durch Aristide Maillols tektonische Skulpturen und Auguste Rodins impressionistisch modellierte Oberflächen - der Groß- und Bauplastik zu, ohne jedoch seine klassischen Grundprinzipien zu verraten: Er stand weiter zur Einansichtigkeit seiner Plastiken und ihrer klaren Überschaubarkeit sowie nur mäßig bewegten Figuren. Sein Weg führte ihn von 1911 bis 1925 als Direktor der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule nach Magdeburg. Von 1928 bis 1931 leitete er die Kunstgewerbeschule in Braunschweig, um 1931 als freier Bildhauer und Medailleur nach Berlin zu ziehen, wo er 1938 verstarb.
Mit zwanzig Jahren war Paul Bürck (1878-1947), der gerade in München seine Ausbildung zum Dekorationsmaler beendet hatte, das jüngste Gründungsmitglied der Künstlerkolonie. Vor seiner Berufung wurden in Alexander Kochs Zeitschrift „Deutsche Kunst und Dekoration“, in gewisser Weise die Wegbereiterin der Künstlerkolonie, Bürcks Entwürfe für Buchschmuck, Tapeten und Fußbodenteppiche veröffentlicht. Er, der sich bei der Motivwahl von der Natur inspirieren ließ, sollte der Dekorationsmalerei und der Flächenkunst neue Impulse geben. Vier Wandfriese, die einst die Halle des neuerrichteten Atelierhauses der Künstlergemeinschaft, das Ernst-Ludwig-Haus, schmückten, heute aber nicht mehr zu sehen sind, stellten Bürcks Darmstädter Hauptwerk dar.
Für das Restaurant der großen Ausstellung 1901 entwarf er neben der Speise- und Getränkekarte ein Porzellan-Service mit schwarz-weißer Ornamentik. Darüber hinaus waren von ihm Gemälde, Zeichnungen, Schmuck, buchkünstlerische Arbeiten und die zusammen mit Patriz Huber entworfene Einrichtung seiner Wohnung im Atelierhaus zu sehen. Da sein Vertrag nicht verlängert wurde, verließ Bürck 1902 die Künstlerkolonie und lehrte ein Jahr an der Kunst- und Handwerkerschule in Magdeburg, ehe er sich zu Studienzwecken 1905 nach Rom begab. Nach seiner Rückkehr 1908 arbeitete Bürck bis zu seinem Tod 1947 als freier Maler und Grafiker in München.
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