Charles-François Daubigny, Schleuse im Tal von Optevoz, um 1855
Die Neue Pinakothek in München widmet dem frisch restaurierten Gemälde „Schleuse im Tal von Optevoz“ ab heute eine Ausstellung, die zu klären versucht, ob das bisher Gustave Courbet zugeschriebene Werk eigentlich eines von Charles-François Daubigny ist. Das 1909 erworbene Landschaftsgemälde zeigt eine markante, felsige Landschaft mit einem Schleusentor im ländlichen Frankreich. Bisher hatte man angenommen, es stamme von Courbet, was die düstere Farbigkeit, aber vor allem die Signatur des Künstlers zu bestätigen schienen. Das Motiv und die Komposition sind jedoch bekannt aus dem Werk Daubignys. Ob Courbet das Tal überhaupt besucht hatte, ist nicht belegt. Die Ausstellung stellt dem restaurierten Gemälde andere vergleichbare Werke Daubignys gegenüber. Weiterhin sind einige der frühen Radierungen Daubignys und frühe Fotografien aus der Gegend von Optevoz des Malers und Fotografen François-Auguste Ravier zu sehen.
Bei einer umfassenden Restaurierung 2011 wurde die nicht dem Original zugehörige Übermalung vollständig abgenommen, zu der auch die Signatur Gustave Courbets gehörte. Die düstere Landschaftsauffassung und der pastose Farbauftrag, typisch für Courbet, waren Teil der Übermalung gewesen. Zudem kam eine zweite Signatur von Charles-François Daubigny zum Vorschein. Des Weiteren wurden Zeitungsschnipsel in der Malschicht gefunden, die frühestens aus dem Jahr 1894 stammen. Courbet aber starb schon im Jahr 1877. Sollte das Gemälde also nicht vielmehr Daubigny zugeschrieben werden? Dagegen sprechen die äußerst schlüssige Provenienz und der Ankauf durch den renommierten damaligen Leiter der Pinakothek Hugo von Tschudi.
Die Ausstellung „Courbet > Daubigny. Das Rätsel der ‚Schleuse im Tal von Optevoz‘“ läuft vom 27. November bis zum 9. März 2015. Die Neue Pinakothek hat täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs zusätzlich bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Der begleitende Katalog kostet 16,80 Euro.