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Marktberichte |
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Ausgesuchte Möbel und Antiquitäten bei Koller in Zürich  Meißner Porzellan aus Japan

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 |  | Kabinett mit Pietra Dura-Einlagen, Florenz, um 1600/30 | |
Lauter Vögel tummeln sich auf den bunten Bildplatten, derweil zwei kräftige Männerakte das über der Mitteltür angebrachte Medici-Wappen bewachen. So präsentiert sich eines der prunkvollsten älteren Stücke der kommenden Versteigerung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen bei Koller in Zürich. Es handelt sich um einen Florentiner Kabinettschrank aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, dessen renaissanceartige Fassadenarchitektur mit schönen Pietra Dura-Tafeln geschmückt ist. Karyatiden und Sphinxen prägen dagegen das erkennbar in jüngerer Zeit angefertigte Untergestell. Es entstammt dem Pariser Historismus um 1870 und wird Henri Auguste Fourdinois zugeschrieben. Mit 150.000 bis 250.000 Franken ist das Ensemble auch eines der am höchsten bewerteten Kunstwerke in der Auktion am 23. März.
International bleibt es zudem mit Filippo Parodi, einem Genueser Barockbildhauer der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der wohl für ein Paar Torchèren verantwortlich zeichnet. Bei ihnen recken sich jeweils drei Delphine mit ihren Schwänzen kraftvoll in die Höhe, um eine blätterförmige Lichtschale zu halten (Taxe 50.000 bis 100.000 SFR). Die aus Bremen stammende Kunsthandwerkerfamilie Precht ließ sich mit Burchard Precht 1674 in Stockholm nieder. Sein Sohn Gustaf Precht etablierte sich wie der Vater als führender Vertreter seiner Zunft in der schwedischen Hauptstadt. Meisterhaft ist denn wohl auch sein fast anderthalb Meter hoher Spiegel um 1720/25, dessen Rahmen über bordeauxrotem Fond mit goldfarbenen Akanthusranken in Hinterglastechnik glänzen. Früher hat man solche Arbeiten den Schweden gar nicht zugetraut und sie für venezianischen Import gehalten (Taxe 40.000 bis 70.000 SFR).
An Klassikern der berühmten Pariser Kunstschreinerei des mittleren 18. Jahrhunderts stehen eine mit Rautenmuster ornamentierte Kommode Mathieu Criaerds (Taxe 70.000 bis 120.000 SFR) und um 100.000 bis 160.000 Franken ein Bureau-Plat um 1745/50 mit feinen Bronzebeschlägen bereit, das Jacques-Philippe Carel oder Jacques Dubois zugeschrieben wird. Die obere Schätzung entspricht dem Zuschlagspreis, den das schöne Stück vor knapp neun Jahren am selben Ort erzielt hat. Wohl der aus Köln stammende Jean-Pierre Latz, Meister in Paris seit 1740, verwendete in der zweiten Hälfte der 1740er Jahre eine Vielzahl unterschiedlich farbiger Hölzer, um ein Damenbureau reich mit allerlei Blumen zu versehen (Taxe 150.000 bis 250.000 SFR). Nach Bamberg in die Werkstatt von Franz Martin Mutschele weist eine kraftvoll geschnitzte und farbig gefasste Rokoko-Konsole mit Blütengirlanden und einem Greifen (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR).
Weniger Bekanntheit erlangte Andrea Torrazza, der sich seit 1759 in Genua nachweisen lässt. Von ihm ist ein Spieltisch signiert, der sich mittels eines technischen Mechanismus vom Rechteck ins Quadrat verwandeln lässt, sogar eine integrierte Kassette zum Hochfahren besitzt, dann allerdings seine Symmetrie einbüßt (Taxe 60.000 bis 100.000 SFR). Zu den bekanntesten Schweizer Ebenisten jener Zeit zählt Matthäus Funk aus Bern, dessen Werkstatt zwei einander sehr ähnliche, mit Rokokobeschlägen verzierte Nussbaumkommoden zugewiesen werden (Taxen zwischen 40.000 und 70.000 SFR). Zeichnungen des Franzosen Jean-Charles Delafosse dienten um 1775 einem unbekannten Möbelschreiner in Turin als Vorlage für ein Paar großer Fauteuils im Louis XVI-Stil. Den Übergang zum frühen Klassizismus markiert zudem das etwa gleichaltrige Paar ovaler Gueridons von Charles Topino mit Blumengehängen (Taxe je 80.000 bis 140.000 SFR).
Bei den Uhren kündigt sich der Klassizismus mit einer kleinen Pendule an, bei der ein vergoldeter Bronzelöwe nach Entwurf François Vion ein rundes offen gearbeitetes Uhrwerk von Pierre Antoine Regnault trägt (Taxe 60.000 bis 90.000 SFR). Schon auf das Empire deutet eine Pendule Claude François Rabiats um 1810 hin, bei der sich ein jugendlicher geflügelter und dunkel patinierter Genius Inspiration bei der goldenen Büste der Göttin Minerva holt (Taxe 25.000 bis 45.000 SFR). Bei einem Paar Girandolen und dessen vierflammigen Fackeln müssen schwarze Vestalinnen ran. Um 1790 wurden die Bronzen wohl nach Vorlagen von Jean-Joseph Foucou in Paris für den russischen Markt hergestellt (Taxe 90.000 bis 140.000 SFR). Teuerstes Stück aus dem fortgeschrittenen 19. Jahrhundert ist eine dunkel patinierte Bronzeskulptur Jean-Baptiste Carpeaux’ von 1867, die einen knienden lachenden Fischerjungen mit einer Muschel in den Händen präsentiert (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR).
Bereits am 17. März geht es bei Koller um Silber, Porzellan und Glas. Einige der Prunkstücke beim Porzellan stammen aus dem Besitz des 1953 verstorbenen Schweizer Geschäftsmanns Max Fahrländer und sind bis heute in seiner Familie verblieben. Frühes Meißen überwiegt. Besondere Hingucker sind eine Kaffeekanne mit vergoldetem Reliefdekor von Johann Jakob Irminger um 1713 (Taxe 7.000 bis 9.000 SFR), zwei Koppchen samt Unterschalen mit filigranem Reliefdekor in Gold um 1715 (Taxe 10.000 bis 15.000 SFR) und eine Kanne mit Kakiemondekor um 1735/40 und Augsburger Silbermontierung von 1759/71 für 12.000 bis 18.000 Franken. Fahrländers Interesse galt auch den Hausmalern in Augsburg, Bayreuth oder Preßnitz. Davon zeugen etwa das Paar Koppchen mit Unterschalen samt Genreszenen in Schwarzlot oder eine Teekanne mit zwei lagernden Hunden in Eisenrot, beide bemalt von Abraham Seuter (Taxe je 8.000 bis 12.000 SFR).
Dass selbst ein Pisspott in gesellschaftlich hohen Kreisen zum Kunstobjekt erhoben wurde, beweist ein solches Gefäß mit aufwendig von Christian Friedrich Herold um 1745/50 gemalten Kauffahrteiszenen. Im Französischen klingt so etwas mit „Bourdalou“ doch gleich viel schöner (Taxe 16.000 bis 20.000 SFR). Fernöstlich mutet die Bemalung der Schale „Flaming Tortoise“ an, die durch das Monogramm „AR“ als unverkäuflicher Besitz Augusts III. gekennzeichnet ist. Dem Kenner verraten die gekreuzten Schwerter überdies, dass das Stück Teil der Ware war, die der französische Kaufmann Rodolphe Lemaire 1729 bei Manufakturdirektor Carl Heinrich Graf von Hoym bestellt und als japanisches Porzellan nach Frankreich verkaufen wollte. Der Schmu flog aber auf, das Zeug wurde konfisziert, und Hoym starb später durch Selbstmord im Gefängnis (Taxe 25.000 bis 35.000 SFR).
Dann kommt das Silber an die Reihe, das mit einem Buckelpokal samt krönender Jagdgöttin Diana des Nürnberger Meisters Wolf Linden aus der Mitte des 17. Jahrhunderts überzeugt (Taxe 12.000 bis 20.000 SFR). Auch über die Sammlung Fahrländer hinaus redet die Meißner Porzellanware ein gewichtiges Wort mit. So ist ein zylindrischer Walzenkrug mit chinoiser Bemalung von Johann Ehrenfried Stadler aus den späten 1720er Jahren für 30.000 bis 50.000 Franken gelistet, eine große Platte aus dem Sulkowski-Service mit zentralem Allianzwappen um 1735/38 für 25.000 bis 35.000 Franken und ein blauer Halsbandsittich wohl nach Modell von Johann Gottlieb Kirchner gar für 50.000 bis 60.000 Franken. Die italienische Porzellanmanufaktur Carlo Ginori tut sich ebenfalls mit einem Hochzeitsserviceteil hervor und stellt die Platte mit dem Allianzwappen Marana-Isola um 1745/50 zur Verfügung (Taxe 10.000 bis 15.000 SFR).
Der Wiener Claudius Innocentius du Paquier ergänzt mit einer Porzellanbüste des Habsburger Kaisers Karl VI. um 1735/40 (Taxe 4.000 bis 6.000 SFR), die Manufaktur Höchst mit einer Wahrsagergruppe wohl von Simon Feilner (Taxe 1.800 bis 2.200 SFR) und Zürich ebenfalls mit figürlichem Porzellan, darunter der „Schlafende Amor mit zwei Grazien“ um 1778/80 nach einer Stichvorlage von Angelika Kauffmann (Taxe 7.000 bis 9.000 SFR). Die Keramikabteilung kann wiederum mit schönen Stücken aufwarten. Dazu gehören der bunte Relieftondo einer Florentiner Majolikawerkstatt in der Tradition Benedetto und Santi Buglioni aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR) oder die beiden mit Blumen geschmückten Fayence-Kaffeekannen Giacomo Bosellis aus Savona nach 1750 für 4.000 bis 6.000 Franken und 7.000 bis 9.000 Franken.
Die Auktion „Silber, Porzellan, Fayence & Glas“ beginnt am 17. März um 14 Uhr. Das Möbel, die Skulpturen und Teppiche stehen am 23. März ab 10 Uhr auf dem Programm. Die Vorbesichtigung ist bis zum 16. März täglich von 10 bis 19 Uhr möglich. Der Internetkatalog listet die Objekte unter www.kollerauktionen.ch. |  | Kontakt: Koller Auktionen Hardturmstrasse 102 CH-8031 Zürich |
 | Telefon:+41 (044) 445 63 63 | Telefax:+41 (044) 273 19 66 |  |  | E-Mail: office@kollerauktionen.ch |  | Startseite: www.kollerauktionen.com |
15.03.2016 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 46 | Seiten: 1 • 2 • 3 • 4 • 5 • 6
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (42) • Im Verkauf - Events (1) |  | •  | Veranstaltung vom: 17.03.2016, Kunst, Antiquitäten, Teppiche, Schmuck, Uhren, Bücher und Fotografie |  | •  | Bei: Koller Auktionen AG
|  | •  | Bericht: Rostende Hunde
|  |  | •  | Kunstwerk:  Franz Martin Mutschele Werkstatt, Konsole, Bamberg um 1755 |  | •  | Kunstwerk:  Matthäus Funk Werkstatt, Kommode, Bern um 1755 |  | •  | Kunstwerk:  Andrea Torrazza, Spieltisch, Genua um 1760 |  |  | •  | Kunstwerk:  Filippo Parodi zugeschrieben, Paar
Porte-Torcheren, Genua um 1670/90 |  | •  | Kunstwerk:  Giacomo Boselli, Caffettiera, Savona um 1750 |  | •  | Kunstwerk:  Giacomo Boselli, Caffettiera, Savona um 1750 |  |  |
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 Schale „Flaming
Tortoise“, Meißen,
um 1729/31 |  | Taxe: 25.000 - 35.000 SFR Zuschlag: 30.000,- SFR Losnummer: 1737 |  |  |  |  |  | 
 Zwei Koppchen mit
Goldreliefmalerei,
Meißen, um 1715 |  | Taxe: 10.000 - 15.000 SFR Losnummer: 1701 |  |  |  |  |  | 
 Johann Joachim
Kändler, Johann
Joachim Kändler oder
Johann Gottlieb
Ehder, Modell eines
Seidenschwanzes, um
1741/45 |  | Taxe: 12.000 - 18.000 SFR Zuschlag: 11.500,- SFR Losnummer: 1796 |  |  |  |  |  | 
 Franz Martin
Mutschele, Franz
Martin Mutschele
Werkstatt, Konsole,
Bamberg um 1755 |  | Taxe: 20.000 - 30.000 SFR Losnummer: 1066 |  |  |  |  |  | 
 Jean-Baptiste
Carpeaux,
Fischerjunge mit
Muschel, 1867 |  | Taxe: 40.000 - 60.000 SFR Losnummer: 1331 |  |  |  |  |  | 
 Abraham Seuter,
Teekanne, um 1725 |  | Taxe: 8.000 - 12.000 SFR Zuschlag: 16.000,- SFR Losnummer: 1704 |  |  |  |  |  | 
 Abraham Seuter, Paar
Koppchen und
Unterschalen,
Augsburg um 1740 |  | Taxe: 8.000 - 12.000 SFR Zuschlag: 9.500,- SFR Losnummer: 1703 |  |  |  |  |  | 
 Jean-Pierre Latz,
Jean-Pierre Latz
zugeschrieben,
Damenbureau „A
Fleurs“, Paris um
1745/49 |  | Taxe: 150.000 - 250.000 SFR Zuschlag: 160.000,- SFR Losnummer: 1107 |  |  |  |  |  | 
 David Roentgen,
David Roentgen
Nachfolger,
Kommode, um 1765/75 |  | Taxe: 25.000 - 45.000 SFR Losnummer: 1071 |  |  |  |  |  | 
 Platte aus dem
Sulkowski-Service,
Meißen, um 1735/38 |  | Taxe: 25.000 - 35.000 SFR Zuschlag: 25.000,- SFR Losnummer: 1778 |  |  |  |  |  | 
 Andrea Torrazza,
Spieltisch, Genua um
1760 |  | Taxe: 60.000 - 100.000 SFR Zuschlag: 60.000,- SFR Losnummer: 1051 |  |  |  |  |  | 
 Matthäus Funk,
Matthäus Funk
Werkstatt, Kommode,
Bern um 1755 |  | Taxe: 45.000 - 70.000 SFR Zuschlag: 48.000,- SFR Losnummer: 1067 |  |  |
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