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Naturgewalten oder die Schönheit der Katastrophe. In der Städtischen Galerie Wolfsburg hat Julius von Bismarck, der diesjährige Träger des Kunstpreises „Junge Stadt sieht Junge Kunst“, jetzt eine Achtung einflößende Raumfolge aufgebaut, die vom Experimentellen zum Desaster führt

Riders On The Storm



Julius von Bismarck, Irma To Come In Earnest, 2017

Julius von Bismarck, Irma To Come In Earnest, 2017

Gesprengte Steine, eine gigantische Welle, nachgeformt aus verschweißten Stahlstäben, und ein dreiviertelstündiges Video, das die Urgewalt des Hurrikans Irma, der Anfang September über die Karibik und den US-Bundesstaat Florida hinwegraste, in stark verlangsamte und dadurch auf eigentümliche Art „schöne“ Bilder übersetzt. Das alles ist in der Ausstellung „Gewaltenteilung“ zu sehen, die am vergangenen Samstag in der Städtischen Galerie Wolfsburg feierlich eröffnet wurde. Feierlich deshalb, weil der ausstellende Künstler, der 1983 geborene Berliner Julius von Bismarck, zugleich diesjähriger Empfänger des alle drei Jahre verliehenen Kunstpreises „Junge Stadt sieht Junge Kunst“ ist. Als bislang jüngster Gewinner der seit 1959 verliehenen Auszeichnung steht Julius von Bismarck damit in einer Reihe so renommierter Künstler wie Thomas Schütte, Olaf Nicolai, Katharina Fritsch oder zuletzt Angela Bulloch und Bettina Pousttchi.


In einer Abfolge von drei Räumen gelangt Julius von Bismarck in Wolfsburg vom Experimentellen über das Erhabene zum Katastrophischen. Den Auftakt bildet eine laborartige Situation mit dem Titel „Apocalypsoid“. Auf drei Tischen, feinsäuberlich nach Größe sortiert, begegnen dem Betrachter die Überreste von Findlingen, die der Künstler mit Hilfe eines Sprengmeisters in seinem Berliner Atelier zur Explosion gebracht hat. An den Wänden hängen an Röntgenbilder erinnernde Digitaldrucke. Eine naturwissenschaftlichen Versuchsanordnungen ähnelnde Apparatur beherbergt einen noch intakten Stein, auf dessen Oberfläche mit Acrylfarbe ein alphanumerisches Koordinatensystem aufgemalt ist. Ursprünglich sollten diese Markierungen dazu dienen, die gesprengten Steine wieder zusammenzusetzen. Doch angesichts der Wucht der Explosionen entpuppte sich dieser Plan als nicht realisierbar – Kunst als Experiment mit offenem Ausgang.

Bildhauerische Eleganz dann im zweiten Raum. Frei von der Decke hängend, präsentiert Julius von Bismarck hier unter dem Titel „Die Luft muss man sich wegdenken“ ein acht mal elf Meter großes Geflecht aus zusammengelöteten Stahlstäben. Die silbrig schimmernde Struktur übersetzt das mit naturwissenschaftlichen Methoden gewonnene 3-D-Modell einer Flutwelle in der Irischen See in eine durchaus Ehrfurcht gebietende Skulptur, die ihren Reiz besonders dann entfaltet, wenn sie sanft vor sich hinschaukelt.

Die gerade erst fertiggestellte, ganz in distanzierendem Schwarz-Weiß gehaltene Videoarbeit „Irma To Come In Earnest“ im letzten Raum der Schau vermittelt eindrücklich, wie sich Fernsehbilder und Kunst voneinander unterscheiden. Ebenso sturmgebeugte wie sensationslüsterne Reporter von CNN, ZDF oder ARD, die vom Balkon ihres Hotels aus über Irma, den verheerendsten Wirbelsturm seit Beginn der Aufzeichnungen 1898, berichteten, sind allen von uns noch in Erinnerung. Julius von Bismarck, der während Irma ebenfalls in Südflorida vor Ort war, zeigt uns jedoch etwas ganz anderes. Mit einer Spezialkamera in Zeitlupe aufgenommen, offenbaren uns seine betont langsamen Kamerafahrten, vorbei an überfluteten Südstaaten-Siedlungen und vom Unwetter gebeugten Palmen, den Jahrhundertsturm als ästhetisches Phänomen – was er bei all seiner Zerstörungswut und Erbarmungslosigkeit ja auch ist.

Mit Zynismus hat das nichts zu tun. Eher mit der bitteren Erkenntnis, dass der Mensch im sogenannten Anthropozän selbst zur größten Triebkraft zerstörerischer geologischer, ökologischer und klimatischer Prozesse geworden ist. Sowieso befindet sich Julius von Bismarck in bester Gesellschaft. Angefangen bei den Romantikern über Katsushika Hokusais berühmten Farbholzschnitt „Die große Welle vor Kanagawa“, William Turner, die Futuristen und die Expressionisten bis hin zum Doors-Klassiker „Riders on the Storm“ und unzähligen Hollywood-Filmen durchzieht das Motiv des Sturms die Kunst- und Kulturgeschichte.

Julius von Bismarck, ein Meisterschüler des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson, hat in den vergangenen Jahren immer wieder die Auseinandersetzung mit der Natur und Naturphänomenen in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Erforschungen gestellt. Für seine Serie „Punishment“ bereiste er zwischen 2011 und 2012 markante Landschaften in der Schweiz, den USA und Brasilien. Im Grand Canyon, am Strand von Ipanema und in den Schweizer Bergen nahm er den Kampf mit den Elementen auf. In Videos und auf Fotografien ist zu sehen, wie der Künstler, ausgerüstet mit einer mehrere Meter langen Bullenpeitsche aus geflochtenen Lederriemen, sich der Natur allein entgegenstellt und bis zur körperlichen Erschöpfung den letztlich aussichtslosen Versuch unternimmt, die Elemente zur Räson zu bringen. Besonders das Meer erweist sich da als starker Gegner, reißt es ihn doch immer wieder zu Boden.

Was ist Wirklichkeit? Wie nehmen wir Räume wahr? Haben wir ein Recht auf Authentizität, oder wollen wir gar permanent getäuscht werden? Welche künstlerisch-alternativen Modelle lassen sich der allgemein vorherrschenden rationalistischen, womöglich aber nur pseudo-objektiven Weltsicht entgegensetzen? Wie übermächtig ist die Natur? Was passiert, wenn wir uns ihr entgegenstellen? So lauten nur einige der Fragen, die Julius von Bismarck umtreiben. Naturwissenschaft und Technik spielen bei der Realisierung seiner Arbeiten eine ebenso große Rolle wie die intensive Recherche- und Reisetätigkeit, die den Projekten vorausgeht. Angetrieben wird er dabei von unbändigem Forscherdrang und Abenteuerlust gleichermaßen. Will er einem Phänomen wie etwa der Urkraft von Blitzen oder Stürmen auf den Grund gehen, so scheut er weder Strapazen noch Gefahren und begibt sich – egal ob in Venezuela, Kolumbien, Norwegen, New Mexico oder jetzt zuletzt in Florida – gewissermaßen direkt ins Auge des Vulkans.

Die Ausstellung „Julius von Bismarck – Gewaltenteilung“ ist bis zum 3. Juni 2018 zu sehen. Die Städtische Galerie Wolfsburg hat dienstags von 13 bis 20 Uhr, mittwochs bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Geschlossen bleibt am Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr. Der Eintritt ist frei. Der Katalog ist in Vorbereitung.

Kontakt:

Städtische Galerie Wolfsburg

Schlossstraße 8

DE-38448 Wolfsburg

Telefon:+49 (05361) 82 85 10

Telefax:+49 (05361) 82 85 25

E-Mail: Staedtische.Galerie@Stadt.Wolfsburg.de



13.11.2017

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Nicole Büsing & Heiko Klaas

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