Bharti Kher in Berlin Der Salon Berlin widmet Bharti Kher aktuell die erste Einzelausstellung in Deutschland. Dafür hat die 1969 in London geborene, seit den frühen 1990er Jahren in Neu-Delhi lebende britisch-indische Künstlerin eine Auswahl aus ihren Arbeiten der vergangenen Jahre zusammengestellt und nimmt mit einer eigens geschaffenen Installation Bezug zu einem Werk Gerhard Richters. In ihren Werken spielt die Künstlerin einerseits auf bestehende Machtverhältnisse an, etwa auf die Umweltzerstörung oder die Unterdrückung von Frauen; andererseits bilden der stete innere und äußere Wandel sowie der Kreislauf des Lebens weitere Themen in ihren Arbeiten.
Kher, die 1991 ihr Studium an der Newcastle Polytechnic, der heutigen Northumbria University, abschloss, wendet sich in ihrem heterogenen Werk in unterschiedlichen Techniken und Materialien der Mythologie und Erzählung zu. Die Kuratorin Patricia Kamp erklärt, dass das Œuvre der Künstlerin mit alchemistischen oder magischen Prozessen assoziiert werde und zugleich die Vorstellung vermittle, dass die menschliche Identität in ständiger Transformation und Konstruktion begriffen sei. Den Kern ihres Werkes bildet, wie Kher selbst betont, der „hybridisierte, widerspenstige, in Frage gestellte oder auch völlig abwesende Körper“.
Bharti Kher interessiert sich für den Moment, in dem scheinbar widersprüchliche Kräfte ein Gleichgewicht finden und neue Erfahrungen und Bedeutungen hervorbringen. Neben ihren Experimenten mit Materialien wie Fiberglas und Stahl arbeitet sie auch mit zerbrochenen Spiegeln und Bindis. Letztere werden von hinduistischen Frauen als spirituelles Symbol zwischen den Augenbrauen aufgemalt oder geklebt, da dort das „dritte Auge“ sitzen soll. Ursprünglich mit Weiblichkeit und Religiosität assoziiert, sind Bindis heute zugleich Massenware und Modeschmuck und ein Kennzeichen von Khers Schaffen. Die Künstlerin bezieht sich sowohl auf die Materialität wie auch auf die spirituelle Dimension der Bindis. Die Wandinstallation „What can I tell you that you don’t know already“ von 2013 ist als zerbrochener Spiegel mit Bindis überzogen. Ähnlich einem Kaleidoskop wird der Betrachter in den diversen Splittern reflektiert. Laut Kamp setze hier Kher dem Akt der aggressiven Zerstörung die Schöpfung und Heilung entgegen, da aus den Rissen im Glas eine neue Welt erwachse.
Die Ausstellung „Bharti Kher. Dark Matter MM“ läuft bis zum 17. Februar 2018. Das Salon Berlin hat donnerstags bis samstags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Museum Frieder Burda – Salon Berlin
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