Erfurt zeigt „Natur als Kunst“  |  | Constant Alexandre Famin, Waldweg im Herbst. Barbizon, um 1865 | |
Das Angermuseum in Erfurt präsentiert ab kommenden Sonntag in einer Ausstellung Landschaftsbilder der Malerei und Fotografie aus dem 19. Jahrhundert. In dieser Epoche wurde die Landschaftsmalerei zur wichtigsten Gattung. Dieser Wandel führte in Kunst und Fotografie zu innovativen Werken. Dazu zeigt das Angermuseum 75 Gemälde aus der Sammlung der Christoph Heilmann Stiftung am Lenbachhaus München sowie 60 Fotografien aus dem Münchner Stadtmuseum. Zudem will die Schau das Wechselspiel zwischen den zwei Gattungen mit Arbeiten von Anselm Feuerbach, Gustave Courbet, Carl Rottmann, Louis Gurlitt, Adolphe Braun, Giacomo Caneva, Georg Maria Eckert oder August Kotzsch beleuchten.
Junge Künstler, die sich von der Akademietradition befreiten, begannen am Anfang des 19. Jahrhunderts direkt in der Natur zu malen. Ihre Reisen führten sie in das bayerische Voralpenland, in den Süden nach Italien und Griechenland oder in den Wald von Fontainebleau. Die unberührte heimische oder fremde Natur erregte gleichermaßen das Interesse von Malern und Fotografen vor allem wegen der wechselnden Licht- und Wetterverhältnisse. So wiesen die Landschaftsmaler den Fotografen den Weg. Der Lichtbildner Constant Alexandre Famin gestaltet seinen „Waldweg im Herbst, Barbizon“ von circa 1865 wie ein Gemälde: Ein Pfad führt in das Bild hinein und zieht den Blick in die Tiefe. Die blattlosen Herbstbäume flankieren den Weg, der mit einer Decke aus Blättern bedeckt und Standort für einen pittoresk eingefügten Wanderer in Rückenansicht ist. Astwerk und filigrane Zweige beherrschen in einem komplexen Netzmuster die obere Bildhälfte.
Die Maler profitierten aber auch von den Fotografen, da die Lichtbilder der Natur die Arbeit im Atelier erleichterten und der Maler sich nicht einzig auf seine Erinnerung verlassen musste. Die Natursehnsucht des 19. Jahrhunderts führte nicht nur zu neuen Arbeitspraktiken, sondern erlaubte auch die Entstehung eines „neuen intimen Landschaftsbildes“. Jean-Baptiste Camille Corots Ölstudie „Der große Baum“ konzentriert sich auf das alte Holz mit gewundenen Ästen. Ihn begleiten krumm gewachsene schlankere Bäume, die Corot alle in einem Schwarz-Grau locker festhält. Das mit wenigen Zügen angedeutete Laub interessiert den Maler weniger als die Rhythmik und Form der Baumstämme. Keinerlei Bildfigur lenkt von der Pflanzenwelt ab, tief im Hintergrund leuchten weiße Häuser mit roten Dächern eines Ortes auf.
Die Ausstellung „Natur als Kunst“ läuft vom 5. August bis zum 28. Oktober. Das Angermuseum Erfurt hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro; am ersten Dienstag im Monat ist er kostenlos.
Angermuseum
Anger 18
D-99084 Erfurt
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