Almir Mavignier gestorben Almir da Silva Mavignier ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der gebürtige Brasilianer bereits am 3. September in Hamburg. Er wurde 93 Jahre alt. Das gab das Museum Ulm bekannt, mit dem Mavignier seit seinem Studium an der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) eng verbunden war. Geboren am 1. Mai 1925 in Rio de Janeiro, studierte Almir da Silva Mavignier zunächst ab 1946 Malerei bei Árpád Szenes in seiner Heimatstadt, hatte bereits 1951 seine erste Einzelausstellung im Museu de Arte Moderna in São Paulo und sah dort auf der ersten Biennale Arbeiten von Willi Baumeister, Richard Paul Lohse, Camille Graeser und Verena Loewensberg, die ihn nachhaltig beeinflussten. Noch im selben Jahr zog er nach Paris, 1952 dann nach Zürich, wo er Max Bill begegnete, der die Leitung der neu gegründeten HfG übernehmen sollte. Ihm folgte Mavignier 1953 nach Ulm und sagte: „Ulm ist für eine junge, deutsche Kriegsgeneration, die von der europäischen Kultur getrennt wurde, Ulm ist nicht für romantische Künstler, die in Paris leben.“
In der noch offenen neuen Struktur der Hochschule studierte Mavignier bis 1958 und nannte als seine Lehrer Josef Albers, Helene Nonné-Schmidt, Otl Aicher, Max Bense und Max Bill. Hier entstanden 1954 auch seine ersten Punktebilder, die optisch zu vibrieren scheinen. Mit ihnen gelang ihm dann der internationale Durchbruch. Indem Mavignier die Farbe als expressiven Bedeutungsträger ablehnte, ging er über die damals vorherrschende informelle Kunst hinaus. Wichtiger waren ihm Fragen der optischen Wahrnehmung, die er in Punktebildern, Rasterstrukturen oder monochromen Malereien untersuchte. Das rückte ihn in die Nähe der ZERO-Künstler, mit denen er ab 1958 zusammenarbeitete. 1959 gründete er sein eigenes Atelier in Ulm und trat auch als Grafikdesigner hervor. Mit seinem „Additiven Plakat“ und dem „Modulplakat“ erarbeitete er sich rasch einen Ruf als hervorragender Gestalter und war unter anderem für das Museum Ulm oder die Glyptothek in München tätig. Zudem entwarf er in den frühen 1960er Jahren einen Bühnenvorhang für das Theater Ulm.
In dieser Zeit wurde auch die internationale Kunstwelt auf Almir da Silva Mavignier aufmerksam. So nahm er 1964 an der Biennale in Venedig und an der Documenta in Kassel teil, zu der 1968 ein weiteres Mal eingeladen wurde. Seine Werke waren 1965 auch bei der wichtigen Ausstellung „The Responsive Eye“ zu sehen, die das Museum of Modern Art in New York zur kinetischen Kunst und Op-Art präsentierte, ebenso bei Personalen in Düsseldorf, München, Berlin, Hamburg, Zürich, Warschau, Shanghai und immer wieder in seiner Heimat São Paulo. 1961 war Mavignier Mitorganisator der Ausstellung „Nove Tendencije“ in Zagreb, der ersten Schau postinformeller Kunst in Jugoslawien.
1965 erhielt er dann eine Professur für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und unterrichtete dort eine junge Künstlergeneration bis 1990. Hier trat er mit seiner schwarz-weißen Punkteplastik „konvex-konkav“ von 1973 am Hauptbahnhof auch im öffentlichen Raum auf. In den vergangenen Jahren wurde es etwas ruhig um Mavignier. Seine letzten Einzelausstellungen in Deutschland hatte er 2003 im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt und ein Jahr später im Frankfurter Museum für angewandte Kunst mit seinen „Additiven Plakaten“. Zum Tod von Almir da Silva Mavignier zeigt das Museum Ulm ab sofort eine repräsentative Auswahl seiner Arbeiten. |