Großer Auftritt von Albert Renger-Patzsch in Essen  |  | Albert Renger-Patzsch, Kühe an der Ruhrmündung, Duisburg-Ruhrort 1930 | |
Zur Bereicherung des kulturellen Lebens bemühte sich die Stadt Essen in den 1920er Jahren, mit mäzenatischer Unterstützung Kunstschaffende in die Stadt zu holen. Auf diese Weise kam auch der 1897 in Würzburg geborene Fotograf Albert Renger-Patzsch in die Ruhr-Metropole. In der Gartenstadtsiedlung Margarethenhöhe bezog er Ende 1929 ein Haus und trat dem dort etablierten Künstlerkreis bei. Im Museum Folkwang wurden ihm Atelier und Labor zur Verfügung gestellt. 1933/34 lehrte er an der Folkwangschule für Gestaltung. In Essen verbrachte er seine produktivste Schaffensperiode, bis er 1944 wegen Ausbombung die Stadt verlassen musste. Aber auch nach dem erzwungenen Umzug nach Wamel bei Soest, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1966 lebte, blieb er dem Ruhrgebiet eng verbunden und kehrte immer wieder für Aufnahmen hierher zurück. Nun versammelt das Ruhr Museum eine 300 Fotografien umfassende Schau unter dem Titel „Albert Renger-Patzsch. Die Ruhrgebietsfotografien“.
Dem Besucher bietet sich ein Panorama der Region, thematisch gegliedert in elf Räumen. Bislang überwiegend unveröffentlichte Aufnahmen sind in Seitenkabinetten versammelt. Dabei handelt es sich um Bilder der Villa Hügel, des Essener Münsters, der Gartenstadt Margarethenhöhe und verschiedener von Fritz Schupp und Martin Kremmer geplanter Zechen, wie der Zeche Zollverein. Die menschenleeren Genres vermitteln dabei einen verallgemeinerten Einblick in die Struktur von „Zwischenlandschaften“. Laternen, Brachen oder Pfützen sind Eckpunkte einer eigenen Grammatik, die sich konsequent durch Straßen, Mietskasernen, Winterlandschaften, Zechenareale, zersiedelte Vororte oder zerbombte Trümmergegenden zieht.
Neben Porträts, Werkstätten oder Inneneinrichtungen, die Renger-Ratzsch als Auftrags- oder freie Arbeiten fertigte, sind auch Kunstwerke und ihre Präsentation im Museum Folkwang zu sehen, für das er als Hausfotograf arbeitete. Diese Objektfotografie zeigt seine subtile Verbindung zum Bauhaus in dem Bemühen, das Wesen der Dinge über die Beschaffenheit zu definieren. Doch die am Bauhaus üblichen Experimente wie etwa Doppelbelichtungen oder die Inszenierung einer provokativen Avantgarde waren nicht Renger-Patzschs Sache. Über eine lange Periode blieb er seinem neusachlichen Duktus treu, der abseits aller Effekthascherei verständlich und neutral Kunde aus einer vergangenen Welt gibt.
Die Ausstellung „Albert Renger-Patzsch. Die Ruhrgebietsfotografien“ ist bis zum 3. Februar 2019 zu besichtigen. Das Ruhr Museum hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 4 Euro. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, der im Museumsshop 29,80 Euro kostet.
Ruhr Museum
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