Nolde-Gemälde wieder aufgetaucht  |  | Intendant Lutz Marmor präsentiert Emil Noldes Gemälde „Sonnenblumen“ | |
Knapp 40 Jahre lang waren die „Sonnenblumen“ von Emil Nolde verschwunden. Nun kehrt das Ölgemälde aus dem Jahr 1926 zum NDR zurück. Zusammen mit dem Aquarell „Landschaft mit Bauernhaus“ wurde das Kunstwerk über das Pfingstwochenende 1979 aus verschlossenen Büros im Hamburger Funkhaus gestohlen. Die Polizei konnte den Raub damals nicht aufklären. Erst 2017 trat eine Berliner Witwe über ihre Anwältin an den NDR heran. Nach längerem Verfahren und Bestätigung, dass es sich um das gestohlene Ölbild handelt, hat der NDR gestern das Gemälde der Öffentlichkeit präsentiert. Das Aquarell bleibt weiterhin nicht auffindbar.
Noldes „Sonnenblumen“ konnte nicht sofort an NDR zurückkehren. Nach geltender Rechtslage verfällt der Anspruch auf Herausgabe an den ursprünglichen Eigentümer nach zehn Jahren, soweit der aktuelle Besitz gutgläubig ist. Für den Rückkauf zahlte der NDR daher der alten Dame nun einen Finderlohn von 20.000 Euro. Mit ihrer Hilfe ließ sich der Diebstahl ansatzweise aufdecken. Ihr Ehemann habe die „Sonnenblumen“ von einem Freund als Geschenk erhalten. Dieser inzwischen verstorbene Freund und damalige Produktionsmitarbeiter des NDR soll das Bild für kleines Geld aus dem Requisitenfundus des Senders erworben haben. Erst nach dem Tod ihres Mannes stellte die Frau Nachforschungen an und fand die Urheberschaft Noldes heraus.
Der NDR kaufte das Nolde-Werk, das heute vom Auktionshaus Sotheby’s auf einen Betrag zwischen 900.000 und 1,2 Millionen Euro geschätzt wird, 1950 für 10.000 Mark direkt beim Künstler an. Anschließend hing es im Arbeitszimmer des ersten Generaldirektors Adolf Grimme. Das verschollene Aquarell kam ebenfalls in den 1950er Jahren für 1.000 Mark hinzu. Der gelegentliche Erwerb von Kunstwerken war zu dieser Zeit für den Sender nicht unüblich. Denn der Rundfunk war wie andere öffentliche Institutionen verpflichtet, auch die bildende Kunst zu unterstützen.
Aus seinem Kunstbestand rief der NDR Ende der 1990er Jahre die Sammlung „Weite und Licht – Norddeutsche Landschaften“ ins Leben. Sie beinhaltet Arbeiten von Ende des 19. Jahrhunderts bis zu Gegenwart. Nun soll auch Emil Noldes Gemälde nicht länger der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Intendant Lutz Marmor erklärt: „Mit Noldes ‚Sonnenblumen‘ verbindet den NDR eine besondere Geschichte. Deshalb fiel uns die Entscheidung leicht: Wir möchten das Bild allen Menschen in Norddeutschland zugänglich machen. Zusammen mit großen Kunstmuseen im Norden arbeiten wir an einem Ausstellungskonzept für die ‚Sonnenblumen‘ in allen vier NDR Ländern. Den Anfang macht im Frühjahr 2019 das Sprengel Museum Hannover.“ Der NDR ist der erste Sender, der in einer Wanderausstellung seinen Kunstbesitz der Öffentlichkeit präsentiert. Zudem strahlt das NDR Fernsehen heute Abend um 22:45 Uhr die Dokumentation „Das Geheimnis der Sonnenblumen – Emil Nolde und der NDR“ aus.
Heute Abend strahlt das NDR Fernsehen um 22:45 Uhr die Dokumentation „Das Geheimnis der Sonnenblumen – Emil Nolde und der NDR“ aus. Zudem sucht der Sender Hinweise zum Verbleib des Nolde-Aquarells „Landschaft mit Bauernhaus“ und bittet dazu um Informationen. |