Preußen-Stiftung restituiert Kunstwerke  |  | Matthias Stom, Sarah führt Abraham Hagar zu, um 1642/50 | |
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) gibt aus der Gemälde- und Nationalgalerie in Berlin fünf Arbeiten an die Erben des jüdischen Kunsthändlers Heinrich Ueberall zurück: Die drei Gemälde „Sarah führt Abraham Hagar zu“ von Matthias Stom um 1642/50, die Kopie eines Herrenbildnisses nach Bartholomeus van der Helst aus dem 17. Jahrhundert und ein barockes Stillleben von Frans Ykens sowie zwei Bronzen unbekannter Künstler. Die um 1845/64 datierten Skulpturen sind verkleinerte Nachbildungen der „Venus nach dem Bade“ des Rokokokünstlers Christophe-Gabriel Allegrain und der „Venus“ des Klassizisten Antonio Canova. Die fünf Objekte waren Teil eines Konvoluts von mehr als 4.000 Kunstwerken, die der Staat Preußen 1935 von der Dresdner Bank erwarb und den Staatlichen Museen zu Berlin übergab.
Heinrich Ueberall, 1869 im galizischen Jaroslaw geboren, zog 1899 mit seiner Frau Rebekka und seinen beiden Kindern nach Berlin. Mit der Machtergreifung der Nazis war er gezwungen, zwischen 1936 und 1938 seinen Kunst- und Antiquitätenhandel aufgrund der zunehmenden Repressalien aufzugeben. 1939 gelang es ihm erfolgreich, ein britisches Einreisevisum für seine Familie zu erhalten. Der Ausbruch des Krieges machte die Emigration unmöglich. Heinrich Ueberall wurde im September 1939 in das KZ Sachsenhausen deportiert, wo er im selben Monat starb. Seine mittlerweile mittellose Witwe Rebekka beging 1942 Suizid, nachdem sie einen Deportationsbescheid erhielt. Ihre Kinder flohen in die USA und nach London. Zwei Enkel von Heinrich und Rebekka Ueberall überlebten den Holocaust.
Die SPK untersucht seit Jahren die Provenienz der 1935 von der Dresdner Bank gekauften Objekte, da die Vermutung des Entzugs durch die Nazis vorliegt. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, sagte: „Ich bin froh, dass wir mit der Restitution der Werke an die Erben von Heinrich Ueberall einen kleinen Schritt zur Wiedergutmachung des geschehenen Unrechts leisten konnten. Dass der Dresdner Bank-Bestand sehr verdächtig ist, haben wir schon früh festgestellt und ihn daher vordringlich behandelt. Dass die Erforschung trotzdem noch andauert, zeigt, wie komplex diese Fälle aus den frühen Jahren der NS-Zeit sind. In gründlichen Einzelfalluntersuchungen klären wir, ob ein verfolgungsbedingter Entzug vorliegt. Wenn ja, versuchen wir schnellstmöglich eine gerechte und faire Lösung zu finden.“ |