Bern blickt in den Mond Zum fünfzigjährigen Jubiläum der Mondlandung von Apollo 11 widmet das Kunstmuseum Bern diesem natürlichen Satelliten der Erde die Ausstellung „Clair de lune“. Trotz des medienwirksamen Ereignisses vom 21. Juli 1969 ist die Faszination für den Erdtrabanten bis heute ungebrochen. Die Schau greift diese Bezauberung auf und möchte den Mond mit Werken aus der Graphischen Sammlung vorstellen, die einen Bogen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart spannen. Neben Arbeiten bekannter Künstler wie Paul Klee oder Franz Gertsch werden auch ihre weniger geläufigen Kollegen präsentiert, darunter Hans Sebald Beham, Balthasar Anton Dunker, Ernst Kreidolf, Nell Walden und Claude Sandoz.
Der Mond inspirierte immer wieder aufs Neue die Fantasie der Künstler. Die unterschiedlichen Epochen präsentieren den Mond mal als Lichtquelle einer nächtlichen Landschaft, mal als Allegorie oder als anthropomorpher Träger eigener Befindlichkeit. Anders als die Sonne steht der Mond für die Nacht, das Dunkle, das rational nicht Durchdringbare, das Schreckliche, das Wunderbare, das Weibliche und für das Heilende.
In der christlichen Kunst wird der Himmelskörper mit Maria verbunden, etwa in der Mondsichelmadonna. Das Motiv geht auf eine Beschreibung in der Apokalypse des Johannes zurück: Dort ist eine Frau mit der Sonne bekleidet und „der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt“. Albrecht Dürer kombinierte um 1511 in seinem Titelbild des „Marienlebens“ diese Ikonografie mit einem anderen Marientypus. Beim Nürnberger Meister sitzt eine junge Frau auf der Mondsichel, die ihrem Kind die Brust reicht. Die Jungfrau ist nun sowohl entrückte Himmelskönigin, als auch dem Menschen nah.
In nächtlichen Landschaften war der Mond eine der Lichtquellen. Einige Motive aus der Bibel wie „Die Flucht nach Ägypten“ oder „Die Geburt Christi“ erlaubten es, das natürliche Licht durch Fackeln und Feuer zu unterstützen. In der Romantik wurden Nachlandschaften zu einem beliebten Sujet, wie in Franz Niklaus Königs Aquarell „Die Stadt Bern im Mondlicht, aufgenommen vom Muristalden“ um 1810. Durch die dunkle Wolkendecke bricht das weiße Mondlicht hervor und spiegelt sich romantisch in der Aare.
Monddarstellungen des 20. und 21. Jahrhunderts sind in der Graphischen Sammlung gut vertreten, darunter Meret Oppenheims „Kreidezeichnung Mondspiegelung in den Lagunen von 1977“ oder Judith Alberts Videoprojektion „Kein Wasser – kein Mond“ von 2004. Die Farbfotografie „Moonraker“ aus der Wurstserie von Peter Fischli und David Weiss von 1979 gewährt der Raumfahrt und dem gleichnamigen James-Bond-Film im Kühlschrank mit kleinen Figuren und einer weißen Flasche als Rakete einen humorvollen Auftritt.
Die Ausstellung „Clair de lune. Mondbilder der Graphischen Sammlung“ läuft bis zum 20. Oktober. Das Kunstmuseum Bern hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, dienstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Franken, ermäßigt 7 Franken, für Studierende 5 Franken. Für Kinder bis 16 Jahre ist er kostenlos.
Kunstmuseum Bern
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