 |  | Meister von 1537, wohl Frans Verbeeck, Bildnis eines Narren, um 1550 | |
Die Brille, heute modisches Accessoire und damit positiv belegt, stand in der Kunst häufig als Symbol für die Gelehrsamkeit. Anders bei dem um 1550 entstandenen „Bildnis eines Narren“ des behelfsmäßig nach einer datierten Tafel benannten Meisters von 1537, den einige Wissenschaftler neuerdings mit Frans Verbeeck gleichsetzen: Hier wird die Brille mit Blendung und Betrug assoziiert. Da Brillenverkäufer aufgrund der schwankenden Qualität bei der aufwändigen Herstellung gerne für Scharlatane gehalten wurden, hält der Narr das Sehinstrument vor seinem Bauch. Trotzdem distanziert er sich von seinem Umfeld durch seine vor die Augen gehaltenen Finger, entsprechend dem noch heute gebräuchlichen niederländischen Sprichwort „door de vingers zien“. Schein und Realität verwischen damit schon durch die Blickgestaltung des Narren, den sein gelbrotes Kostüm mit Eselsohren und Hahnenkamm leicht erkennbar machen. Der schwarze Hintergrund betont zudem die Gestik der Figur, aber genauso seine satirische Mimik und überzeichneten Gesichtszüge. Koller stellt das Gemälde nun als Prunkstück seiner beginnenden Herbstsaison vor und hofft auf 500.000 bis 600.000 Franken.
Das Züricher Auktionshaus steigt am 27. September mit einem sujet-, stil- und epochenreichen Angebot alter und neuerer Meister in die kältere Jahreszeit ein. Preislich bestimmt Giovanni Piancastelli mit den Gegenstücken „Emigrazione dell’Agro Romano. Partendo e Tornando“ das 19. Jahrhundert. Die Ein- und Auswanderer Roms, einmal im trockenen Flachland und einmal vor typisch südländischen Bergbauten, zeichnet ihre präzise detailverliebte Ausführung aus, die 180.000 bis 250.000 Franken für das Duo rechtfertigen soll. Das wäre dann aber mit einem Verlust für den griechischen Reeder verbunden, der die Pendants vor elf Jahren bei Koller zum Rekordpreis von 420.000 Franken mitgenommen hat.
Freude an Einzelheiten charakterisiert gleichfalls Jan van Huysums bewegt ausgearbeitete Blumenvase in einer Nische um 1725/28. Gekonnt gesetzte Lavierungen um die feinen Feder- und Kreidelinien geben dem mit 15.000 bis 20.000 Franken teuersten Werk bei den Zeichnungen seine räumliche Tiefe. Weniger mit kleinteiligem klotzt die Druckgrafik. Die angebotenen Blätter Albrecht Dürers aus dem „Marienleben“ von 1502-1511, der „Großen Passion“ und der „Apokalypse“ als lateinische Textausgabe von 1511 sind einzeln häufiger auf dem Markt zu haben. Koller bietet den auf Vollständigkeit bedachten Sammlern jedoch die drei selten kompletten Folgen aus zusammen 48 Holzschnitten als Buch gebunden und erwartet sich dafür 200.000 bis 250.000 Franken.
In der Welt des Glaubens
Mystisch religiös treten dem Betrachter Pier Francesco Foschis „Madonna mit Kind und dem Johannesknaben“ als überlängte Figuren aus dem dunklen Raum entgegen, den zwei Engel enthüllen, indem sie den grünen Vorhang beiseite ziehen. Das wichtige Werk des Florentiner Manieristen, das wohl zwischen 1530 und 1540 entstand, schätzen die Experten auf 400.000 bis 600.000 Franken. Renaissancehaft strenger ist dagegen Leonardo di Bernardino del Signoraccios „Verkündigung“ mit klarer Architekturgliederung, die Gabriel und Maria voneinander trennt. Hier versucht Koller einen weiteren Verkauf, nachdem das Werk 2015 mit einer Schätzung von 400.000 bis 600.000 Franken liegenblieb und 2017 mit 150.000 Franken in neue Hände überging. An diesem Zuschlag orientiert sich auch die aktuelle Preisvorstellung von 100.000 bis 150.000 Franken.
Cristoforo di Bindoccio und Meo di Pero haben um 1380/90 ihre kleine Tafel der Sacra conversazione mit thronender Madonna im Beisein von Johannes dem Täufer, Petrus, Paulus und Maria Magdalena nach gotischen Architekturformen gestaltet und im Dreiecksgiebel noch einen Schmerzensmann auf Goldgrund eingepasst (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Intimer ist die dem Betrachter nahe „Maria mit Kind“ des Brüsseler Meisters der Magdalenen-Legende vor genauso vergoldetem Grund (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR). Geheimnisvoller verklärt scheint seine „Madonna mit Kind“, die zwischen dem ausgehenden 15. Jahrhundert und den 1520er Jahren datiert ist, durch den dunklen Grund, das weite dunkelrote Gewand Mariens und die symbolhafte rote Nelke in ihrer Hand. Vor drei Jahren noch dem Brüsseler Maler allein zugewiesen, soll jetzt auch seine Werkstatt Anteil an der Tafel haben. Daher ist der Preis auch auf 80.000 bis 150.000 Franken reduziert.
Düster ist die Geschichte um den alttestamentlichen Richter Jiftach, der in Albrecht Kauws d.Ä. Gemälde unheilschwanger aus dem Krieg zurückkehrt; denn er hatte versprochen, das erste, was er sieht, Gott zu opfern, und dies ist seine Tochter mit einem Chor Jungfrauen, die ihm von links entgegentritt. Die Verzweiflung ist dem Kämpfer vor den Stadtmauern im 60.000 bis 80.000 Franken teuren Bild deutlich anzusehen. Harten Prüfungen ist der heilige Antonius mit den dämonischen Versuchungen in Jan Wellens de Cocks Altartafel vor einer weiten Landschaft ebenso ausgesetzt. Koller bietet sie zusammen mit ihrem Gegenpart, dem „Heiligen Hieronymus in einer Landschaft“, von dem sie spätestens 1891 getrennt und erst durch einen Privatsammler wieder zusammengeführt wurde, für 180.000 bis 280.000 Franken an. Menschenleer ist dagegen Hans Vredeman de Vries’ auf das Mittelschiff zentrierte kleinteilige Architekturansicht eines „Gotischen Kircheninterieurs“ von 1594 (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR). Profaner geht es bei seinem mehrfach vertretenen flämischen Landsmann Theobald Michau zu, der ab 1698 als Meister in der Brüsseler Malergilde verzeichnet war. Seine leuchtend feine „Festliche Dorfgemeinschaft“ auf einer Kupferplatte soll 60.000 bis 80.000 Franken kosten, während etwa seine Pendants „Die Ernte“ und „Das Dorffest“ auf Holz schon für je 40.000 bis 60.000 Franken zu haben sind.
Exquisites auf den Tafeln
Die Alten Meister sind diesmal mit hochwertigen Stillleben gut bestückt, nicht nur aus dem niederländischen Goldenen Zeitalter, der Hochphase des Sujets. Der um 1640 in Toledo tätige Master of the Stirling-Maxwell Collection, hinter dem wohl Alonso de Escobar steckt, steuert beispielsweise für Spanien das sauber aufgereihte „Stillleben mit Vögeln, Fischen, Kaninchen und Früchten in einer Nische“ bei, wobei die Tiere parallel hängen, während passend unter und zwischen ihnen das Obst angeordnet sind (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Vom gebürtigen Schweizer Barockmaler Johann Rudolf Byss offeriert Koller die stärker ästhetisierten und lebendigeren Gegenstücke „Große exotische Seeschnecke mit Blumen und Fink“ sowie „Große Jakobsmuschel mit Blumen und Stieglitz“ von 1694 für 60.000 bis 100.000 Franken. In Peter Binoits „Glasvase mit Blumenstrauß, Maikäfer, Schnecke und anderen kleinen Insekten“ auf einer einfachen Steinplatte vor dunklem Grund erinnern erste welke Blüten sowie die heruntergefallenen Stiele, die die Tierchen bald anfressen, an die Vergänglichkeit alles Schönen und den Leitspruch „Memento Mori“ (Taxe 80.000 bis 120.000 SFR).
Als ein Meister des Stilllebens im Goldenen Zeitalter der Niederlande gilt Balthasar van der Ast. Er balancierte die Früchte und das Weinlaub, verteilt mit diversen Muscheln, Schmetterlingen und Insekten über einen Flechtkorb sowie blau-weißen Porzellanteller, in einem Querformat fein tariert aus. Gerade die damals seltenen und teuren Muscheln sowie das kunstvolle chinesische Porzellan lassen auf den luxuriösen Anspruch des Bildes schließen, der sich in den angesetzten 180.000 bis 280.000 Franken widerspiegelt. Kompakter ist Cornelis de Heems „Stillleben mit Hummer, Rosen, einem Römer und einer Zitrone auf einer Steinplinthe“, das auf die erste Hälfte der 1660er Jahre datiert ist. Gekonnt führt er die Materialität der Objekte vor, die sich farblich kontraststark vom braunen Hintergrund abheben (Taxe 150.000 bis 250.000 SFR). Mehr an eine tatsächliche Essentafel angelehnt ist das Adriaen Jansz Kraen zugeschriebene „Stillleben mit einem Silberbecher und Erdbeeren in einer Wan-Li-Schale“, um die der Haarlemer Maler noch eine Kanne, Römer, ein Brötchen sowie Weinlaub drapiert hat. Den Tisch ziert eine edle rote Decke sowie ein weißer Überwurf (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR). Für das kleinere Portemonnaie sind Cornelis Biltius’ Jagdbeute mit Kaninchen und Federvieh in einer Nische bei 10.000 bis 15.000 Franken oder Franciscus Gysbrechts’ Vanitasarrangement mit Musikinstrumenten, Prunkgefäßen, einer erloschenen Kerze und Totenschädel, mit dem er seinem Vater Cornelis Norbertus Gysbrechts folgt, bei 20.000 bis 30.000 Franken erschwinglich.
Kein Hackert mehr
Der empfindsamen Welt des Rokoko huldigen etwa Jean-Baptiste Pillement mit seiner pastoralen Landschaft an einem Fluss samt ruinöser Steinbrücke und Ziegenhirten (Taxe 7.000 bis 10.000 SFR) oder Januarius Zick mit seiner mythologischen Szene „Perseus befreit Andromeda“, die er um 1760 in eine Dreieckskomposition eingefügt hat (Taxe 12.000 bis 18.000 SFR). Während Johann Conrad Seekatz seine Bauernkinder mit Enten, Gänsen und ihren Jungen, die von einem kleinen Hunden bedroht werden, zu einer nervösen Genredarstellung ausgearbeitet hat (Taxe 25.000 bis 35.000 SFR), lässt Paolo Anesi seinen Blick ruhig über Rom und den Tiber mit dem Ponte Cestio und einem Teil der Isola Tiberina schweifen (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR). Für die im 18. Jahrhundert wichtige Portraitmalerei stellen Giuseppe Bonito den herzigen kleinen orientalischen Prinzen (Taxe 6.000 bis 8.000 SFR), Anton Graff das Bildnis des wachen Naturforschers und Weltumseglers Johann Reinhold Forster (Taxe 4.000 bis 6.000 SFR) und Anton Hickel das charmante Doppelportrait der österreichischen Schriftstellerin Caroline Pichler und ihres Bruders als Kinder aus den 1770er Jahren zur Verfügung (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR).
Schon ganz im Klassizismus angekommen ist die weite italienische Talsenke mit dem Tiber samt Sabiner Bergen in der Ferne sowie weißen Kühen und Hirten im Vordergrund. 2013 wurde die Vedute noch als Werk Jakob Philipp Hackerts für 30.000 Franken bei Koller versteigert. Nun hat die Hackert-Expertin Claudia Nordhoff aber einen anderen Maler als Urheber ausfindig gemacht und es nach der kürzlich erstellten Freilegung der Signatur dem weniger bekannten Russen Fjodor Michailowitsch Matwejew zugewiesen, was den künstlerischen Austausch der beiden in Italien belegt. Dem Wert des um 1780 datierten Gemäldes tut das keinen großen Abbruch. Es ist jetzt auf 25.0000 bis 35.000 Franken geschätzt. Den Übergang ins 19. Jahrhundert markiert ein fast identisch aufgebautes Gemälde Josef Rebells aus dem Jahr 1811. Der gebürtige Wiener legte seine Sicht auf den Comersee ebenso als Tiefenzug in der Mitte mit zwei rahmenden Bäumen an den Bildrändern und Figurenstaffage im Vordergrund an (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR).
Sehnsucht nach der See
Inspirationen für seine frühen Pleinairmalereien sammelte Jean-Baptiste Camille Corot während seinen Italienreisen. Atmosphärisch studienhaft nahm er 1828 in „Naples – le Mont Saint-Elme et partie de la ville“ den Berg und die Stadt mehr als den oft gemalten Golf in den Fokus (Taxe 70.000 bis 90.000 SFR). Sein Landsmann Charles-François Daubigny ließ sich für „Solitude. L’étang de Gylieu“ 1876 von einem stimmungsvoll stillen See im Grünen faszinieren (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Mitglied der Schule von Barbizon war auch Paul Désiré Trouillebert mit einer gewohnt duftig gemalten Uferlandschaft samt Landleuten und Dorf im Hintergrund (Taxe 6.000 bis 10.000 SFR), diesmal aber auch mit einem eher seltenen Portrait, der verträumten „Jeune femme en blue“ von 1890 (Taxe 10.000 bis 15.000 SFR).
Aus der Sammlung Rademakers, die auf Niederländer des 19. Jahrhunderts spezialisiert war und schon bei der Frühjahrsauktion Kollers teils deutlich über der Taxe wegging, stammt etwa Henri Adolphe Schaeps „Hafenansicht“ von 1851. Mit ihrer Landesflagge rudern einige Arbeiter im Vordergrund der eindrucksvollen Segelschiffe vor dem in gelber Abendsonne getauchten offenen Meereshorizont (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Noch stärker ist diese pathetische Lichtregie bei Charles Leickerts sehnsuchtsvollem Meeresarm „Das IJ mit Amsterdam in der Ferne“, wo sich einige Seefahrer am Ufer aufhalten (Taxe 25.000 bis 35.000 SFR). Aus der Sammlung Rademakers stammen zudem etwa noch Andreas Schelfhouts idyllische Berggegend mit Burg, Bachlauf und Bauernhaus von 1844 (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR), Johann Bernhard Klombecks Waldweg mit Reisenden an einem Bach in mildem Licht von 1857 (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR), David Emile Joseph de Noters Genreszene mit einer Mutter und einem verliebten jungen Paar beim Aufrollen der Wolle in einer Küche von 1845 (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR) oder Jules Victor Genissons Kircheninterieur mit betenden Menschen im Chorraum einer gotischen Kathedrale von 1848 (Taxe 12.000 bis 18.000 SFR).
Gefroren ist der kleine See bei Frederik Marinus Krusemans „Winterlandschaft mit Wölfen“ von 1851, die dort ein gerissenes Reh vor der weit sichtbaren Naturidylle verspeisen (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Friedvoller geht es bei Carl Spitzwegs „Schulmädchen im Walde“ um 1874 zu. Zwei der jungen Damen rasten rechts auf einer Bank und unterhalten sich mit einer dritten, auf die die Mutter im Hintergrund ungeduldig wartet (Taxe 70.000 bis 100.000 SFR). Der Nachlass eines weiteren Privatsammlers wird zu Geld gemacht. Hier sind unter anderem Gerardina Jacoba van de Sande Bakhuyzens detailreiches Blumenstillleben des Jahres 1871 für 40.000 bis 60.000 Franken sowie einigen typischen Arbeiten Eduard von Grützners zu haben. Dessen ironische „Heimliche Studie“ von 1892 zeigt drei Mönche in einer Bibliothek beim frivolen Betrachten einer Grafik. Deren durchscheinendes Papier lässt deutlich erkennen, dass es sich um eine amouröse Szene handelt. Der Sammler hatte das humorvolle Genrebild erst vor eineinhalb Jahren bei Koller für 85.000 Franken erworben, jetzt geht es wie damals wieder für 40.000 bis 60.000 Franken ins Rennen.
Fülle der Zeichnungen
Die Zeichnungen Kollers überzeugen mit einer breiten Themen- und Stilvielfalt. Dem Bereich der religiösen Arbeiten ist der kleinteilig in Feder ausgeführte und grau lavierte Apostel Andreas mit dem Kreuz als stehende Skulptur auf einem Sockel zuzurechnen, der Friedrich Sustris zugeschrieben ist (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR). Im 17. Jahrhundert entstand Francesco de Rosas Brustbild der säugenden Madonna mit dem Jesusknaben im Querformat (Taxe 2.500 bis 3.500 SFR). Dem vor allem für seine christlich motivierten Bilder bekannten Giovanni Battista Crespi wird ein Studienblatt mit Hunden in Rötel zugeordnet (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR). Bunteres aus der Natur soll Jacques le Moyne de Morgues geschaffen haben. Sein realistisch mit Tempera auf Pergament gemalter farbenfroher Zweig mit Blättern, exotischen Stachelfrüchten und Blüten sowie einer Wespe vor lapislazuliblauem Hintergrund visiert mit 10.000 bis 15.000 Franken den Platz der zweitteuersten Zeichnung an. Noch mehr auf ein einzelnes Element konzentrierte sich später Alexandre Calame, der 1861 in „Pierres et torrent“ einen Steinbrocken am Rande eines weniger genau ausgearbeiteten Gebirgsbaches zum Hauptprotagonisten machte (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR).
Unter den Werken des 19. Jahrhunderts sticht Ferdinand Hodler mit seiner minimalistischen, auf die nötigsten Linien reduzierten Studie zu dem Gemälde „Der Holzfäller“ hervor, die bereits zum Übertrag auf die Leinwand quadriert ist (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR). Die Schweiz vertritt mehrfach Albert Anker. In ein Tondo setzte er ein teils aquarelliertes Mädchen mit kleiner Schwester auf einem Stuhl, über dessen Lehne das Kleinkind neugierig zum Betrachter blickt (Taxe 4.000 bis 6.000 SFR). Weniger vergnügt sitzt Ankers arbeitendes Mädchen am Spinnrad in einem feiner in Feder linierten Querformat (Taxe 3.000 bis 5.000 SFR). Die körperlichen Reize des weiblichen Geschlechts interessierten Félix Vallotton, der vorsichtig mit dünnem Bleistift seinen Frauenakt mit Halsband aufs Papier bannte. Die zarte Darstellungsart steht in spannungsvollem Kontrast mit der frontal dreinschauenden Frau, die selbstbewusst mit einem Arm hinter dem Rücken und einem hinter dem Kopf posiert (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR).
Der Blick in die Ferne
Die Druckgrafik dominieren vornehmlich prominente Namen der deutschen Renaissance. Vielfach sind Blätter Albrecht Dürers dabei, dessen gut erhaltener, virtuos kleinteiliger und dramatisch dynamischer Holzschnitt „Die apokalyptischen Reiter“ aus der Folge „Die Apokalypse“ der Zeit um 1497/98 mit 15.000 bis 20.000 Franken brilliert. Noch in Dürers frühem Kinderalter bewies schon Martin Schongauer um 1475 seine Meisterschaft in den grafischen Techniken, wie etwa mit dem Kupferstich der „Geburt Christi“. Durchdacht sind seine Schraffuren an der Wand des Stalls und am Boden sowie die Linienausrichtung des Strohs, die den Eindruck einer umgreifenden Strahlenglorie um das Jesuskind und Maria erwecken (Taxe 8.000 bis 12.000 SFR). Weiterhin fehlt auch Lucas Cranach d.Ä. nicht, der 1506 ein „Adeliges Paar zur Jagd ausreitend“ fertigte. Typisch ist seine in den Hintergrund versetzte Burg in einer bergigen Landschaft (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR). Rund ein Jahr später führte er ebenfalls als Holzschnitt einen „Sächsischen Prinzen bei der Wildschweinjagd“ aus (Taxe 1.500 bis 2.000 SFR). Zu den prominenten Sachverwaltern dieser Rubrik gehört auch Rembrandt Harmensz van Rijn, von dem etwa ein detailverliebtes Bildnis des „Jan Uytenbogaert. Prediger der Remonstranten“ als gebildeter Mann an seinem Schreibtisch von 1635 bei 1.800 bis 2.500 Franken einen neuen Besitzer sucht.
In die Neue Welt blickte der Schweizer Johann Karl Bodmer um 1837/43 für seine Gruppe der „Saki und Musquake Indianer“ als farbige Aquatintaradierung für 1.500 bis 2.000 Franken. Weitere seiner Blätter mit amerikanischen Ureinwohnern etwa vom Stamm der „Pehriska-Ruhpa“ oder „Mato-Tope“ sollen den gleichen Preis bringen. Stadtbetrachtungen bietet Johann Ludwig Bleuler, dem die Gouache „Ansicht von Genf und seinen Umgebungen“ um 1820/30 mit gut erhaltenem Kolorit zugeschrieben wird (Taxe 1.500 bis 2.000 SFR). Eine Besonderheit für städtebaulich und historisch Interessierte ist der monumentale Londoner Stadtplan, den John Rocque und Richard Parr erstellten und der 1746 publiziert wurde. Die altkolorierte Kupferkarte setzt sich aus 16 montierten Einzelbögen zusammen und misst insgesamt 1,90 Meter in der Höhe und 2,60 Meter in der Breite (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR).
Am 27. September versteigert das Auktionshaus Koller in Zürich zunächst die Zeichnungen und alte Grafik ab 10 Uhr und die Gemälde Alter Meister sowie des 19. Jahrhunderts ab 14 Uhr. Die Vorbesichtigung ist am 19. September von 10 bis 21 Uhr sowie vom 20. bis zum 23. September von 10 bis 18 Uhr möglich. Die Lose sind zudem online unter www.kollerauktionen.ch abrufbar. |