Josef Ignaz Mildorfer im Oberen Belvedere  |  | in der Ausstellung „Josef Ignaz Mildorfer (1719-75). Rebell des Barock“ | |
Mit der Ausstellung „Josef Ignaz Mildorfer (1719-75). Rebell des Barock“ würdigt das Belvedere in Wien den dreihundertsten Geburtstag des gebürtigen Tirolers ab heute mit einer Einzelausstellung. 55 Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Zeichnungen und Archivalien geben den Besuchern einen Einblick in das Œuvre des Malers und einstigen Professors der Wiener Kunstakademie. Kuratorin Maike Hohn konzentriert sich dabei auf die drei Hauptaspekte seines künstlerischen Schaffens und sozialen Wirkens als Schüler, Lehrer und Maler und präsentiert die Exponate ihren Themen nach in eigenen Räumen.
1719 als Sohn eines Malers in Innsbruck geboren, wird Josef Ignaz Mildorfer 1741 erstmals in den Archiven der Wiener Kunstakademie erwähnt. Im Jahr darauf reagiert er mit kleineren Schlachtengemälden auf das Zeitgeschehen im Zusammenhang mit dem Österreichischen Erbfolgekrieg. Bis 1748 folgen weitere Aufträge von der Kirche, darunter Altarbilder oder Deckenfresken wie jenes in der gräflichen Kapelle im tschechischen Schloss Milotitz um 1745/46. Mit der malerischen Ausstattung des Alten Burgtheaters und Aufträgen von Herzogin Maria Theresia Felicitas von Savoyen begann die rege Tätigkeit für die Wiener Hof- und Adelsgesellschaft. Davon zeugen heute noch der Menageriepavillon in Schönbrunner Tierpark oder die Maria-Theresien-Krypta in der Wiener Kapuzinergruft.
1751 wurde Mildorfer als Professor für Malerei an die Wiener Kunstakademie berufen. Seine Lehrtätigkeit bis 1759 führte zur Herausbildung des „Wiener Akademiestils“, der Künstler wie Michelangelo Unterberger, Paul Troger oder Franz Anton Maulbertsch bis zur Ablösung durch den Klassizismus prägte. Einer der Gründe für die Ausstellung Mildorfers im Belvedere liegt darin, dass Werke des Wiener Akademiestils und dessen Künstler zum Kernbestand des Museums zählen. Nach Ausschluss aus der Akademie widmete sich Mildorfer wieder Aufträgen aus Adel, Kirche und Bürgertum. In den Jahren danach freskierte er unter anderem die Decken des Kärntnertortheaters, des Sommerrefektoriums im Benediktinerstift Seitenstetten, die Schlosskapelle von Esterházy am Neusiedler See oder Wallfahrtskirchen in der Tschechei und Slowakei.
Mildorfers Stil ist geprägt durch eine starke Bewegtheit der Figuren, deren Ausdruck, verstärkt durch eine harte Licht- und Schattenwirkung, zur Geltung kommt. Dieser Einfluss ist wohl auf die Panduren, jene Schlachtengemälde, die er schon als junger Maler an der Akademie angefertigt hatte, zurückzuführen. In einem vierteiligen Engelszyklus aus den späten 1740er Jahren konzentriert sich Josef Ignaz Mildorfer auf die Figuren und verlagert das Geschehen ausschließlich in den Vordergrund. Das von außen einfallende und pointierte Licht lässt nicht nur den Hintergrund ins Dunkle gleiten, sondern trägt auch maßgeblich zur Dramatik des Motivs bei. Wirken Figuren und Form in der „Schlacht bei Schärding“ noch kleinteilig und ungeordnet, so erhalten die Engel klare Strukturen und Form. Kontinuität in den Details sind abgespreizte Finger, drehende Körper, flatternde Gewänder, Uniformen oder Haare, die im Moment des Höhepunktes einfrieren.
Die Ausstellung „Josef Ignaz Mildorfer (1719-75). Rebell des Barock“ läuft vom 19. September bis zum 6. Januar 2020. Das Obere Belvedere hat täglich von 9 bis 18 Uhr, freitags zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 16 Euro, ermäßigt 13,50 Euro, für Kinder und Jugendlich bis 18 Jahren ist er frei. Der Katalog zur Ausstellung ist für 19 Euro erhältlich.
Österreichische Galerie Belvedere – Oberes Belvedere
Prinz Eugen-Straße 27
A-1030 Wien
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