John Giorno gestorben  |  | John Giorno ist in New York gestorben | |
John Giorno ist tot. Der 82jährige Künstler, Poet und Aktivist starb am vergangenen Freitag in New York nach einem Herzanfall. Bereits seit den 1960er Jahren war Giorno ein zentraler Protagonist der New Yorker Kunstszene und experimentierte mit Lyrik, Performance Art, Film und Malerei. Zu Bekanntheit verhalfen ihm seine großformatigen bunten Leinwände mit poetischen Schriftzügen und seine Beziehung zu Andy Warhol. Die beiden lernten sich 1962 kennen und waren einige Zeit miteinander liiert. Giorno ist auch der Hauptdarsteller in Warhols Stummfilm „Sleep“, der ihn über fünf Stunden lang während des Schlafens zeigte. Warhol ermutigte seinen Freund zudem, mit Poesie, Performance und Tonbandgeräten zu experimentieren.
1965 gründete John Giorno seine Plattenfirma „Giorno Poetry Systems“ und setzte sich intensiv mit den Entwicklungen und Nutzen der Kommunikationstechnologie in Bezug auf Video-, Film-, Musik- und Gesprächsaufzeichnungen auseinander. Bei seinen über 40 LP-, CD- und Videoproduktionen arbeitete er mit zahlreichen New Yorker Künstlern zusammen, darunter William S. Burroughs, John Ashbery, Ted Berrigan, Patti Smith, Laurie Anderson, Philip Glass, Robert Rauschenberg und Robert Mapplethorpe. Sein Interesse an der Kombination von Pop Art und der Beat-Poeten-Szene brachte ihn dazu, gefundene Materialien, neue Medien und Alltagskultur in sein poetisches Schaffen einfließen zu lassen. Eine seiner diesbezüglich bekanntesten Aktionen war „Dial-A-Poem“, bei der das Publikum täglich wechselnde Gedichte auf Anrufbeantwortern anhören konnte – eine Aktion, die man als frühe Form der „On-Demand“-Kultur sehen kann, die die heutige Zeit prägt. Außerdem gilt der Künstler als Wegbereiter des Poetry Slams.
John Giorno wurde am 4. Dezember 1936 in New York geboren. Nach seinem Abschluss an der New Yorker Columbia University im Jahr 1958 war er zunächst als Börsenmakler tätig, bis er durch Andy Warhol in Kontakt mit der Kunstszene kam. Er wirkte in zahlreichen Filmen und Videos mit, zuletzt 2015 in „Thanx 4 nothing“ von Ugo Rondinone. Seine Werke wurden weltweit auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, unter anderem in Mailand, Paris, Tokio, Venedig, Brüssel, Los Angeles, Wien und Zürich. Arbeiten Giornos befinden sich heute im Centre Georges Pompidou und im Musée National d’Art Moderne in Paris, in der Gallery of Modern Art in Brisbane und im Museum of Modern Art in New York. Der praktizierende Buddhist beschäftigte sich zudem mit gesellschaftlichen Konflikten, agierte als aktiver Sprecher der New Yorker Schwulenszene und engagierte sich im Kampf gegen AIDS. Seit 1984 unterstützte er im Rahmen seines caritativen AIDS Treatment Projects an der Immunschwäche erkrankte Menschen. Bis zu seinem Tod war Giorno mit dem Schweizer Künstler Ugo Rondinone verheiratet. |