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Marktberichte |
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Bei der Versteigerung von Gemälden des 19. Jahrhunderts im Wiener Dorotheum waren nicht zuletzt Künstlerinnen sehr gefragt. Bei den Venedig-Veduten hielten sich die Sammler aber auffallend zurück  Schöner Gruß am Morgen

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 |  | Eugen von Blaas, Begrüßung am Morgen, 1893 | |
Sie scheint gerade aufgestanden zu sein, die junge Dame in ihrem weißen Negligé. Die Haare sind noch ungekämmt, eine Locke hängt etwas unordentlich über der Stirn. Der Tag beginnt aber auf jeden Fall schön: Eine schwarze Katze mit roter Schleife schmiegt sich zur morgendlichen Begrüßung an den Knöcheln der unbekannten Schönheit, die wohlgefällig zu dem Tier herabblickt. 1893 schuf Eugen von Blaas, der 1843 als Sohn österreichischer Eltern bei Rom zur Welt kam und fast sein gesamtes langes Leben bis zum Tod 1931 in Italien verbrachte, dieses hochformatige Bild. Auf der vergangenen Versteigerung von Gemälden des 19. Jahrhunderts im Wiener Dorotheum war es mit einer Schätzung von 120.000 bis 180.000 Euro eines der Hauptlose. Das Ergebnis von 150.000 Euro lag genau in der Mitte und führt die Zuschlagsliste an.
Knapp 230 Losnummern standen am 8. Juni zur Disposition, rund 55 Prozent davon konnte das Auktionshaus erfolgreich weitervermitteln. Im Nachverkauf stieg diese Quote noch auf gut 60 Prozent. Gefragt waren vor allem Werke österreichischer Künstler. So verdoppelte sich der Wert von Thomas Enders stürmischem Meeresbild mit dem königlich-kaiserlichen Dampfschiff „Marianne“ zwischen haushohen Wellen am Schwarzen Meer auf 30.000 Euro. Markus Pernharts biedermeierlich-beschauliche „Gegend am Wörthersee“, auf die allerdings gerade eine große Gewitterwolke zurollt, schaffte 28.000 Euro (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR), und auf 18.000 Euro verdoppelte sich der Wert eines Bergbildes mit Blick auf den Triglav in den Julischen Alpen aus der Hand desselben Meisters. Franz Eybls elegantes Bildnis des Diplomaten und Bankiers Moritz II. Reichsgraf von Fries aus dem Jahr 1845 verbesserte sich ebenfalls von 35.000 Euro auf 50.000 Euro.
Im opulenten, ein wenig kitschigen Fin de Siècle-Stil ist Hans Zatzkas Verbildlichung einer jungen Frau und eines triumphierend auf sie zeigenden Putten in einer frühlingshaften Parklandschaft mit dem Titel „Besiegt“ gehalten. Der Zuschlagspreis von 26.000 Euro entspricht annähernd dem Vierfachen der Schätzung. Franz von Defreggers 1869 geschaffenes Bildnis eines lachenden Tiroler Hirtenjungen wurde von 10.000 Euro auf 22.000 Euro gehoben. Für 28.000 Euro ging Eduard von Grützners 1882 gemaltes Genrebild „Einfädeln“ über die Bühne. Der doppeldeutige Titel bezeichnet die Tätigkeit einer nähenden jungen Frau ebenso wie die Verhandlungen über ihre Verheiratung, die gerade in der Bauernstube stattfinden (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR).
Groß war auch das Interesse an Arbeiten von Künstlerinnen. Mit 110.000 Euro deutlich über der Taxe von 75.000 bis 95.000 Euro schloss Olga Wisinger-Florians spätimpressionistischer „Gartenweg des Riviera Palace Hotels bei Monte Carlo“ aus dem Jahr 1906 am besten ab. Auch die 100.000 Euro für ihr prachtvolles Beeren- und Blumenarrangement „October“ bedeuteten einen gehörigen Zuschlag (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). 32.000 Euro erlöste eine stimmungsvolle sommerliche Dorfstraße im ungarischen Szolnok von Tina Blau (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR), 40.000 Euro das kleinformatige Stillleben „Iris“ von Marie Egner (Taxe 20.000 bis 35.000 EUR). Die Düsseldorfer Malertochter Emilie Preyer reüssierte bei 32.000 Euro mit einem 1868 datierten Stillleben, auf dem Weintrauben, Pfirsiche, Birnen und Nüsse nebst einer kecken Fliege versammelt sind (Taxe 22.000 bis 28.000 EUR). Von 8.000 Euro wurde Lea von Littrows fast schon expressionistisch aufgewilderte „Küstenlandschaft“ in Dalmatien auf 28.000 Euro gehoben.
Bei den italienischen Veduten gab es einige herbe Rückgänge. So blieben hochgehandelte Venedig-Ansichten etwa von Carlo Grubacs und seinem Sohn Giovanni Grubacs sowie Giuseppe Canella d.Ä. und Luigi Querena für bis zu 200.000 Euro unveräußert. Zwei spätromantische Impressionen mit der großen Salute-Kirche im Hintergrund aus der Hand des Berliner Malers Heinrich Jaeckel schafften dagegen die vorgesehenen 25.000 Euro und 28.000 Euro (Taxen je 25.000 bis 35.000 EUR). 40.000 Euro gab es für eine charmante Ansicht des römischen Pantheons von Ippolito Caffi aus dem Jahr 1843 (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Malerisch in die norditalienischen Berge begab sich mitten im Krieg 1917 Edward Theodore Compton. Sein erhabener Blick auf den Crozzon di Brenta von Cima Tosa aus erzielte 28.000 Euro (Taxe 18.000 bis 25.000 EUR).
Unter den Werken osteuropäischer Künstler brachte es Leonid Pasternaks impressionistische Darstellung einer Gruppe junger Medizinstudenten, die sich „Am Vorabend der Prüfung“ teils intensiv, teils eher gelangweilt über ihre Bücher beugen, mit 55.000 Euro am weitesten (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR). Mit 50.000 Euro etwas unterhalb der Schätzung blieb eine nächtliche Ansicht von St. Petersburg, die der Münchner Joseph Andreas Weiß 1871 aus der Erinnerung gemalt hat. Ein anmutiges Mädchenbildnis mit Lorbeerkranz und träumerischem Blick des gebürtigen Polen Wladyslaw Czachorski schaffte die untere Grenze von 40.000 bis 60.000 Euro. Eher energisch trat die sportlich schwarz gewandete junge Dame „An Deck der Aranella“ von Albert Lynch bei 17.000 Euro in Erscheinung (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Noch im Nachverkauf verabschiedete sich Alfred Stevens’ elegante junge Frau mit Sonnenschirm, die sich gerade in einer runden Silberkugel bewundert und ihr verzerrtes Äußeres konstatieren muss, bei 22.000 Euro (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR).
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01.07.2020 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 Franz Eybl, Moritz
II. Reichsgraf von
Fries, 1845 |  | Taxe: 35.000 - 45.000 EURO Zuschlag: 50.000,- EURO Losnummer: 566 |  |  |  |  |  | 
 Heinrich Jaeckel,
Venedig. Canal
Grande mit Santa
Maria della Salute |  | Taxe: 25.000 - 35.000 EURO Zuschlag: 28.000,- EURO Losnummer: 534 |  |  |  |  |  | 
 Edward Theodore
Compton, Blick auf
den Crozzon di Brenta
von Cima Tosa aus,
1917 |  | Taxe: 18.000 - 25.000 EURO Zuschlag: 28.000,- EURO Losnummer: 622 |  |  |  |  |  | 
 Lea von Littrow,
Dalmatische Küste |  | Taxe: 8.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 28.000,- EURO Losnummer: 730 |  |  |  |  |  | 
 Markus Pernhart,
Gegend am Wörthersee |  | Taxe: 20.000 - 25.000 EURO Zuschlag: 28.000,- EURO Losnummer: 565 |  |  |  |  |  | 
 Albert Lynch, An Deck
der „Aranella“ |  | Taxe: 8.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 17.000,- EURO Losnummer: 671 |  |  |  |  |  | 
 Leonid Pasternak, Am
Vorabend der Prüfung |  | Taxe: 25.000 - 35.000 EURO Zuschlag: 55.000,- EURO Losnummer: 647 |  |  |  |  |  | 
 Olga
Wisinger-Florian,
Gartenweg des
Riviera Palace
Hotels bei Monte
Carlo, 1906 |  | Taxe: 75.000 - 95.000 EURO Zuschlag: 110.000,- EURO Losnummer: 608 |  |  |  |  |  | 
 Thomas Ender, Das k.
u. k. Dampfschiff
„Marianne“ im Sturm
am Schwarzen Meer |  | Taxe: 15.000 - 20.000 EURO Zuschlag: 30.000,- EURO Losnummer: 558 |  |  |  |  |  | 
 Alfred Stevens, La
Boule Argentée |  | Taxe: 40.000 - 50.000 EURO Zuschlag: 22.000,- EURO Losnummer: 518 |  |  |  |  |  | 
 Olga
Wisinger-Florian,
October |  | Taxe: 60.000 - 80.000 EURO Zuschlag: 100.000,- EURO Losnummer: 722 |  |  |  |  |  | 
 Wladyslaw
Czachorski,
Mädchenbildnis mit
Lorbeerkranz |  | Taxe: 40.000 - 60.000 EURO Zuschlag: 40.000,- EURO Losnummer: 690 |  |  |  |  |  | 
 Emilie Preyer,
Stillleben mit
Weintrauben,
Pfirsichen, einer
Birnen und Nüssen,
1868 |  | Taxe: 22.000 - 28.000 EURO Zuschlag: 32.000,- EURO Losnummer: 568 |  |  |
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