Nobelmesse betritt mit TEFAF Online neue Wege  |  | Johann Heinrich Köhler, Prunkuhr in Form eines Obelisken, Dresden um 1720/25 | |
Mehr als ein Viewing Room ist die TEFAF Online, die vom 1. bis zum 4. November zum ersten Mal ein digitales Messeformat erprobt. Die nobelste Kunstverkaufsschau der Welt, die vor mehr als 30 Jahren in Maastricht begann und vor vier Jahren einen Ableger im Millionärshotspot New York gründete, hat nach dem pandemiebedingten Ausfall der TEFAF New York schnell reagiert. Die Messegesellschaft präsentiert auf einer eigenen Domain jeweils ein Top-Exponat von insgesamt 300 Kunsthändlern, die zu den weltweit führenden ihrer Branche zählen und als sogenannte „TEFAF-Community“ auftreten. Damit geht die Teilnehmerzahl weit über den Kreis der New Yorker Schau hinaus. TEFAF Online versteht sich als virtuelle Brücke zwischen Sammlern und Galerien und ermöglicht im Life Chat mit den jeweiligen Kunsthändlern einen professionellen Gedankenaustausch in Echtzeit. Für den Kontakt zu den Anbietern ist eine Registrierung notwendig. Vor dem offiziellen Start am Sonntag haben „geladene“ Interessenten zwei Tage zuvor Gelegenheit zu einer VIP-Preview.
Das Angebot spiegelt in gewohnter Weise die gesamte Bandbreite des Kunstmarktes von der Antike bis zur Gegenwart. Zu den Teilnehmern gehören Galerien wie die Altmeisterspezialisten De Jonckhere aus Genf und Nicolás Cortés aus Madrid sowie renommierte Moderne-Händler wie die Hammer Galleries aus New York und Richard Nagy aus London. Zum erlesenen Angebot gehören unter anderem Paul Cézannes Gemälde „Jeune fille à la poupée“ von 1894/96 bei den Acquavella Galleries aus New York, eine mit Juwelen besetzte Obelisken-Prunkuhr des Dresdner Hofjuweliers Johann Heinrich Köhler von 1720/25 bei der Galerie J. Kugel aus Paris sowie Ai Weiweis monumentaler gusseiserner „Iron Tree“ von 2016 bei Galerie Neugerriemschneider aus Berlin. Zahlreiche Kunsthändler aus Deutschland sind auf TEFAF Online vertreten, unter anderem die Galerie Neuse aus Bremen, der Porzellanspezialist Röbbig aus München, die Galerie Beck & Eggeling aus Düsseldorf sowie Galerie Gisela Capitain aus Köln.
Der Anspruch an den Präsentationsstil ist auch im Netz hoch. Anders als die Auftritte anderer Messen vermag die TEFAF Online zu inspirieren und kann die Eleganz der realen Schau vermitteln. Die Website ist zugleich eine Kommunikationsmaschinerie, die durch Interviews, virtuelle Galeriebesuche und Diskussionen das Band zu den Webbesuchern enger knüpfen will. Der Kunstmarkt, der von der Corona-Pandemie schneller aus dem physischen in den virtuellen Raum katapultiert wurde, als gedacht, befände sich gerade in einem unglaublichen Wandel, betonte TEFAF-Chairman Hidde van Seggelen in der Pressemitteilung. Der Galerist aus Hamburg ist überzeugt, „dass die digitale Erfahrung eine permanente Wahrnehmung von Kunst werden wird“. Ob sie auch zu Verkäufen führt, wird sich herausstellen.
TEFAF Online: 1. bis 4. November 2020
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