Altenbourg-Preis für Ruth Wolf-Rehfeldt  |  | Der Gerhard-Altenbourg-Preis 2021 geht an Ruth Wolf-Rehfeldt | |
Die Künstlerin Ruth Wolf-Rehfeldt erhält den Gerhard-Altenbourg-Preis 2021. Dies entschied das von Roland Krischke, dem Direktor des Lindenau-Museums Altenburg, geleitete Kuratorium, dem neben Fachberaterinnen und Fachberatern auch Vertreter des Fördervereins und der Politik angehören, vergangenen Samstag in einer virtuellen Beratung. Geehrt wird die 1932 im sächsischen Wurzen geborene Wolf-Rehfeldt für ihr Œuvre, in dem sie sich vorwiegend mit typografischer Kunst beschäftigte. Mit den Buchstaben, Zahlen und Zeichen ihrer Erika-Schreibmaschine entwarf sie abstrakte Kompositionen oder konkrete Formen wie beispielsweise Schmetterlinge, Schuhe oder Wellen. Durch ihre Kunst setzte sie sich ironisch mit ihrem Beruf als Büroleiterin und „Schreibkraft“ im Überwachungsstaat DDR auseinander.
Ruth Wolf-Rehfeldt machte zunächst eine Lehre zur Industriekauffrau und studierte nach dem Abitur Philosophie in Berlin. 1954 lernte sie ihren späteren Mann, den Künstler Robert Rehfeldt, kennen und arbeitete in der Akademie der Künste der DDR. Seit Beginn der 1970er Jahre entwickelte sie „Typewritings“, wie sie ihre Schreibmaschinengrafiken betitelte. 1975 wurde die autodidaktische Künstlerin Kandidatin und später Mitglied des „Verbandes bildender Künstler“ der DDR. Da der Verband ihr nur erlaubte, 50 signierte Exemplare einer Grafik zu drucken, verschickte Wolf-Rehfeldt Kopien davon als „Mail Art“ ins Ausland. Ihr Atelier in der Mendelstraße im Ost-Berliner Bezirk Pankow wurde zu einem Treffpunkt der Kunstszene. Mit der Wende beendete Wolf-Rehfeldt ihr künstlerisches Schaffen, da sie keinen Bedarf mehr an ihren Arbeiten sah. Die Künstlerin lebt heute nach wie vor in Berlin. Nach einer Retrospektive im Bremer Weserburg Museum anlässlich ihres 80. Geburtstages 2012 und ihrer Würdigung 2017 auf der Documenta in Kassel wird Wolf-Rehfeldt nächstes Jahr zum ersten Mal mit einem bedeutenden Kunstpreis ausgezeichnet.
Der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Gerhard-Altenbourg-Preis wird von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Sparkasse Altenburger Land, dem Freistaat Thüringen und dem Förderkreises „Freunde des Lindenau-Museums“ e.V. finanziert. 10.000 Euro erhält der oder die Gewinnerin als Preisgeld, die übrige Summe fließt in die damit verbundene Ausstellung und Katalogpublikation. Auf Grund von Sanierungs- und Umbauarbeiten kann die Retrospektive nächstes Jahr nicht wie üblich in den Räumlichkeiten des Lindenau-Museums stattfinden. Geplant ist die Ausstellung für Herbst 2021 an einem anderen Ort in Altenburg. |