Schätze bei Sotheby’s  |  | Hans auf der Burg, Trinkbecher in der Form eines Bären, Nürnberg um 1598/1602 | |
Pünktlich zwei Wochen vor Weihnachten bringt Sotheby’s in London Highlights aus den Bereichen Möbel, Skulptur und Kunsthandwerk unter den Hammer. Zu den „Treasures“ gehört auch ein silberner Trinkbecher in der Form eines Bären. Für das von Hans auf der Burg in Nürnberg zwischen 1598 und 1602 kreierte Kunstkammerobjekt werden zwischen 200.000 und 300.000 Pfund erwartet. Der stolze Bär sitzt mit erhobenen Pfoten auf einem abnehmbaren Sockel, der mit Vögeln, einem Haus und einer Schlange graviert ist. Im 16. und 17. Jahrhundert dienten Bären vielfach als Inspirationsquelle für Trinkbecher aus Edelmetall, unter anderem weil sie als edle Bestien, die heraldisch eingesetzt werden konnten, oder als würdige Gegner angesehen waren, die auf der Jagd wegen ihrer Ausdauer und List geschätzt wurden. Von Hans auf der Burg, der einer Nürnberger Goldschmiedefamilie entstammte, haben sich nur wenige Werke erhalten. Beispiele seines Schaffens finden sich etwa in der Rüstkammer des Moskauer Kremls, wo ein Becher und ein Humpen des Nürnberger Goldschmieds aus dem frühen 17. Jahrhundert verwahrt werden.
Angeführt wird die Offerte von einer Kleinbronze aus der Hand des flämischen Bildhauers Willem van Tetrode. Der Schüler von Benvenuto Cellini war 1548 in Florenz und vier Jahre später in Rom unter Guglielmo della Porta tätig. Dort schuf er wohl auch den in London angebotenen Bronzeguss des Neoptolemos: Der Sohn des Achilles tötet nach der Eroberung Trojas Astyanax, den kleinen Sohn des trojanischen Prinzen Hektor, und trägt ihn über seiner Schulter davon. Die fein ziselierte und mehrfach international ausgestellte Arbeit soll 400.000 bis 600.000 Pfund einbringen. Mit 250.000 bis 300.000 Pfund ist ein Paar sogenannter „Blue John-Vasen“ angesetzt. Das schimmernde Halbedelmineral Blue John aus einem in Derbyshire abgebauten, gelb-blau bis weiß-blau gebänderten massiven Fluorit war im 19. Jahrhundert überaus beliebt. Die vergoldeten Bronzebeschläge hat gegen 1802 vermutlich Alexis Decaix geschaffen. Die beiden Exemplare bei Sotheby’s stammen aus der Sammlung von Thomas Hope, einem berühmt-berüchtigten Philanthropen und Spross einer finanzstarken Amsterdamer Bankiersfamilie, und zierten einst seine Sammlung, die auch Werke von John Flaxman, Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen umfasste.
Die Live-Auktion „Treasures“ findet am 10. Dezember um 16:30 Uhr statt. |