Grassi Museum: Besucherschwund und Rekordankäufe  |  | Das Grassi Museum in Leipzig freut sich über eine umfangreiche Erweiterung der Bestände, muss aber auch einen Besucherschwund verkraften | |
Die Bilanz des Grassi Museums für Angewandte Kunst für das Jahr 2020 fällt gemischt aus. Zwar musste das Leipziger Haus coronabedingt einen deutlichen Besucherrückgang konstatieren, doch verzeichnete es auch einen Rekord an Neuerwerbungen mit insgesamt 4.958 Kunstobjekten. Diese im Gesamtwert von 545.918 Euro erhaltenen Arbeiten verteilen sich auf 4.667 Schenkungen sowie 291 Ankäufe für die Bereiche Kunsthandwerk, Design, Grafik, Fotografie, Gebrauchsgrafik und Buch. Damit sie die umfangreichste Erweiterung der Sammlungen seit den frühen Gründungsjahren gelungen, so das Grassi Museum. Von Bedeutung ist etwa die Privatsammlung von Claus und Maria Pese mit einer Vielzahl von Jugendstil-Objekten. Aus der Sammlung Berthold Schroeder erhielt das Museum kostbare Pressendrucke, illustrierte originalgrafische Ausgaben und Einbände, darunter Arbeiten von William Morris und Henry van de Velde. Zu den Ankäufen zählt ein seltenes Exemplar der Kandem-Doppelzylinderleuchte. Die von Marianne Brandt und Helmut Schulze 1928 entworfene Leuchte ist eine von weltweit drei Stücken ihrer Art.
Aufgrund der Corona-Pandemie blieb die Besucherzahl für das letzte Jahr bei knapp 38.000 stehen, gegenüber 73.675 Eintritten im Jahr 2018 und 90.207 Interessierten im Jahr 2019. Eigentlich war hausintern ein Besucheranstieg mit der Sonderausstellung „6UL. Lust und Begehren in Kunst und Design“ geplant, die aufgrund der Pandemie jedoch vor der Eröffnung abgesagt werden musste. Das Haus verzeichnet für 2020 alles in allem 16 Wochen Schließzeit, den Ausfall vieler Veranstaltungen sowie das Fehlen ganzer Besuchergruppe. Schließlich konnten ab Frühjahr 2020 weder Kita-, Hort-, Schul-, Berufsschul- und Seminargruppen, noch Reisegruppen, Kunstvereine oder Touristen aus dem Ausland ins Haus kommen. Im Oktober fand unter strengen Hygieneauflagen die „Grassimesse. Internationale Verkaufsmesse für angewandte Kunst und Design“ mit 6.060 Besuchern statt. Seit dem 3. November ist das Grassi Museum zum zweiten Mal geschlossen.
Eine deutliche Nutzungssteigerung ist in allen Social Media-Kanälen sichtbar. Vor allem Instagram, aber auch der Blog mit seinen Hintergrundgeschichten sowie die verschiedenen Aktivitäten auf Facebook erzeugten mehr Nachfrage. Auf Facebook stieg die Zahl der Abonnenten um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr, Instagram verzeichnete 58 Prozent mehr Follower als 2019 und der Blog mit elf Beiträgen fand fast 170.000 Aufrufer. Der virtuelle Rundgang durch die Dauerausstellungen sowie ausstellungsbegleitende Tutorials für den „Do-it-yourself-Bereich“ wie auch Aktionen rund um #closedbutopen waren die beliebtesten Punkte. |