Julije Knifer in Graz  |  | Julije Knifer, Arbeitsprozess Tübingen, 1975 | |
Die Neue Galerie Graz veranstaltet aktuell eine Retrospektive zum Schaffen Julije Knifers. Die in Kooperation mit dem Museum für zeitgenössische Kunst in Zagreb entwickelte Schau „Kompromisslos“ präsentiert Werke von den späten 1950er Jahren bis zu den 1990er Jahren. Die Neue Galerie besitzt zudem eine Dokumentation der Aktion „Arbeitsprozess Tübingen“ von 1975. Hier entrollte Knifer in einem aufgelassenen Steinbruch eine Stoffbahn mit einem monumentalen Mäander. Charakteristisch für sein Schaffen ist gerade das Mäander-Motiv, mit dem sich Knifer ab etwa 1960 beschäftigte. Zudem führte ihn sein künstlerischer Werdegang zu den konstruktivistischen Traditionen der „Nove Tendencije“ und den postexpressiven, konzeptuell-minimalistischen Strömungen der Malerei in Europa und den USA.
Der 1924 im kroatischen Osijek geborene Julije Knifer strebte die Schaffung eines „Antibildes“ durch den Prozess der Reduktion von Formen und Inhalten entgegen, so Kuratorin Radmila Iva Jankovic. Damit suchte er nach Ausdrucksmöglichkeiten des Absurden, um traditionelle Wertesysteme der Kunst und die ihnen entsprechenden Normvorstellungen der Nachkriegsepoche manchmal auch provozierend zu hinterfragen. Diese radikale Herangehensweise entsprach den Ideen der „Gorgona-Gruppe“, die Knifer 1959 mitbegründete und die bis 1966 bestand, und ist vergleichbar mit der Fluxus-Bewegung oder dem Wiener Aktionismus der 1960er Jahre.
Eine kritiklose Weiterführung traditioneller Richtungen war für Julije Knifer nach dem Krieg unmöglich geworden. Mit seinen Bildern „ohne Identität“ strebte er das „vollständige Verschwindens des Bildes“ an. Dazu nutzte er das Mäander-Motiv, das er ständig wiederholte und variierte. Die Arbeit an diesen Bildern zog sich teils über Monate hin und schloss auch meditative Aspekte ein. Das Element der Wiederholung bedeutete für ihn daher auch eine „ganz bestimmte Form der Freiheit (…), mein gesamter Arbeitsprozess ist eigentlich ein Strom ohne Schwingungen und mit dem Ziel, Monotonie zu erreichen, die der einfachste und ausgeprägteste Rhythmus ist“. So reduzierte er die Farbe auf zwei oder wenige Töne in den Bildern mit dem sich wiederholenden einfachen Muster. Der internationale Erfolg stellte sich bald ein. Seine Arbeiten gehören heute etwa zu den Sammlungen des Museum of Modern Art in New York oder dem Centre Pompidou in Paris, wo er lange Zeit lebte und im Dezember 2004 verstarb.
Die Ausstellung „Julije Knifer. Kompromisslos“ läuft bis zum 25. April. Die Neue Galerie Graz hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10,50 Euro, ermäßigt 9 bzw. 4 Euro. Ein Katalog ist für 9,50 Euro im Museumsshop zu erwerben.
Universalmuseum Joanneum – Neue Galerie Graz
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