Teure Van Gogh-Zeichnung bei Christie’s  |  | Vincent van Gogh, La Mousmé, 1888 | |
Mit einigen Leckerbissen wartet Christie’s in der kommenden Woche bei einer Versteigerung einer Familiensammlung auf. Am 1. März stehen in New York zwar nur acht Arbeiten auf Papier zum Verkauf, die es aber in sich haben. So beläuft sich die Mindestschätzung aller Objekte auf 16 Millionen US-Dollar. Das Kronjuwel der Auktion ist mit Abstand die Zeichnung „La Mousmé“ von Vincent van Gogh, die er, inspiriert von Pierre Lotis populärem Japan-Roman „Madame Chrysanthème“, Anfang August 1888 in Arles anfertigte. Das Blatt ist eine Vorstudie für das Portrait eines provenzalischen Mädchens in Öl aus dieser Zeit, das heute in der National Gallery of Art in Washington hängt. Das Brustbild in DinA4 Größe zeigt die junge Frau in recht steifer Haltung, wie sie mit wachen Augen auf den Betrachter blickt. Vincent van Gogh hielt hier mit der Rohrfeder den Kopf und den Blick fest, den er später im großen Hüftstück vielleicht etwas stechender und weniger überzeugend als auf dem Papier umsetzte. Beeindruckend ist, wie er mit wenigen Mitteln die haptischen Qualitäten des weißen Stehkragens und der Kostümjacke mit flotter Feder andeutete. „La Mousmé“ geht mit 7 bis 10 Millionen Dollar ins Rennen.
Als weiteres Highlight tritt mit 2,5 bis 3,5 Millionen Dollar die Gouache „Journal intime“ von René Magritte an. An einer Felswand stehen zwei versteinerte Männer in Mantel und Melone. Während der eine im Begriff ist, seinem Gegenüber Augen in die leeren Höhlen einzusetzen, eröffnet sich rechts neben ihnen ein wunderbarer Ausblick auf eine begrünte Ebene mit einem Schäfchenwolkenhimmel darüber. So ist das Querformat ein wunderbarer Kontrast aus nah und fern, steinig und luftig und eine gelungene Farbkomposition aus Grau sowie Grün, Blau und Weiß. Eine weitere faszinierende Landschaft schuf 1890 Georges Seurat mit „La voile blanche“. Auf der Kohlezeichnung des Pointillisten wandelt ein Pärchen am Ufer, und zwischen den Ästen der Bäume an der Böschung zeugt auf dem dunkel gehaltenen Blatt ein strahlend weißes Segel von einer stillen abendlichen Ausfahrt. Hier stehen ebenfalls 2,5 bis 3,5 Millionen Dollar auf dem Preisschild.
Die in Umrisslinien angelegte Zeichnung einer nackten Liegenden von Henri Matisse erinnert aufgrund der schwellenden Formen an seinen Zeitgenossen Pablo Picasso (Taxe 300.000 bis 500.000 USD). Neben Henry Moores kolorierter Bleistift- und Tuschezeichnung von zwei Schlafenden im Untergrund, einer Reminiszenz an Kriegserlebnisse von 1941, deren Rückseite mehrere Skizzen bedecken (Taxe 1,5 bis 2,5 Millionen USD), steht auch eine Gouache von Lucian Freud zum Verkauf. Der Brite schuf 1974 mit der für ihn untypischen Technik ein ungewöhnliches und eindringliches Selbstportrait, das den Betrachter gespannt fixiert (Taxe 1,8 bis 2,5 Millionen USD). Augustus John hatte sich 1906 dagegen der holden Weiblichkeit verschrieben und mit schwarzer und roter Kreide einen sinnlichen Mädchenkopf aufs Papier gebannt, hinter dem Edie McNeill, die jüngere Schwester seiner Muse Dorelia McNeill, steht (Taxe 200.000 bis 300.000 USD). Wem dies alles zu teuer ist, der kann bei Jean-Louis Forains aquarellierter Zeichnung „Au café“ zugreifen, mit der der Franzose dem Nachtleben im Fin de Siècle huldigt. Für das Werk aus der Zeit um 1900 sind nur 50.000 bis 70.000 Dollar vorgesehen. |