Carus-Gemälde in Dresden entdeckt  |  | Carl Gustav Carus, Alter Harfner, 1836 | |
Den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ist es gelungen, ein bislang anonymes Gemälde aus ihrer Sammlung dem deutschen Maler Carl Gustav Carus zuzuschreiben. Umfangreiche kunsttechnologische Untersuchungen hatten diese Neuentdeckung möglich gemacht. Die lediglich rund 20 auf 27 Zentimeter kleine Leinwand zeigt eine düstere Mondlandschaft, in deren Mitte ein greiser Mann vor einem Felsen hockt und versunken eine Harfe in seinem Schoß hält. In Vorbereitung auf die Ausstellung „Träume von Freiheit – Romantik in Russland und Deutschland“, die ab Ende April in der Staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau zu sehen sein wird, geriet das Werk mit dem Titel „Alter Harfner“ in den Fokus der Forschung. Hier stieß man nach der Firnisabnahme auf die Signatur des Künstlers Carus sowie das Entstehungsdatum des Gemäldes. Ferner ließ die nun wieder deutlich sichtbare Malweise keinen Zweifel an der Authentizität. So kann das Werk von 1836 nun eindeutig dem Dresdner Romantiker zugerechnet werden.
Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums, freute sich über „diese sensationelle Entdeckung und den unverhofften Sammlungszuwachs“. „Das Werk ist trotz seines Alters von bald 200 Jahren in einem guten Zustand“, so Wagner weiter. „Dass es so lange unbeachtet blieb, hängt wohl auch mit einer bestimmten Vorstellung von Qualität in der Malerei zusammen, die oftmals die zeichnerische Genauigkeit und Virtuosität vor das individuelle Gefühl stellt. Carus hingegen fokussiert sich hier auf die Empfindung, mit dem der alte Mann in sich versunken und im Einklang mit der Natur an seiner Harfe lehnt.“
Damit verzeichnen die SKD nun insgesamt 22 Leinwandarbeiten des Dresdner Romantikers, der sich thematisch nicht selten von seinem Freund Caspar David Friedrich inspirieren ließ. Carus dürfte mit der Figur auf den greisen Sänger Ossian Bezug nehmen, den der schottische Schriftsteller James Macpherson Ende des 18. Jahrhunderts als nordisches Gegenstück zu Homer erfand. Die aktuellen Forschungen ergaben außerdem, dass das Gemälde noch 1968 von der Kunsthistorikerin Marianne Prause dem Werk von Carus zugerechnet wurde. Der etwas ungelenke Stil in der Darstellung des alten Mannes ließ später allerdings Skepsis an der Urheberschaft aufkommen. Auch die Signatur war auf dem nachgedunkelten und verstaubten Bild nicht mehr sichtbar, so dass die Zuschreibung aufgehoben wurde und das Gemälde von der Forschung vernachlässigt wurde. |