Deutscher Impressionismus in Schloss Gottorf  |  | Lesser Ury, Vor dem Café, 1920er Jahre | |
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig thematisiert aktuell den deutschen Impressionismus und damit die Anfänge der modernen Kunst in Deutschland. Die Ausstellung im Gottorfer Kreuzstall spürt dem rasanten Durchbruch dieser Kunstströmung von ihrer französischen Geburtsstunde 1870 über den Aufschwung in Norddeutschland bis ins 20. Jahrhundert nach und nimmt auch die Verflechtungen der neuen Malweise mit der noch jungen Technik der Fotografie in den Blick. Einerseits begeisterte der Impressionismus durch seine Auseinandersetzung mit dem technischen Fortschritt, beispielsweise Claude Monets 1877 entstandene Serie dampfschnaubender Lokomotiven im Pariser Bahnhof St. Lazare, andererseits stillten die lichtdurchfluteten und atmosphärischen Landschaftsansichten die Sehnsucht des großstädtischen Bürgertums nach der unberührten und idyllischen Natur.
Den Besucher empfangen zunächst Arbeiten auf Papier aus Frankreich, unter anderem die Weichgrundätzung eines engumschlungenen Paares in einem ländlichen Tanzlokal von Pierre-Auguste Renoir sowie Blätter von Paul Cézanne, Edgar Degas, Edouard Manet, Paul Signac und Henri de Toulouse-Lautrec. Daran schließen Gemälde von Christian Rohlfs, Hans Peter Feddersen und Max Liebermann aus den 1880er und 1890er Jahren an, in denen die impressionistischen Einflüsse anhand der Reflexionen des Wassers oder des Lichtspiels in den Bäumen schon deutlich sichtbar sind, beispielsweise in Rohlfs’ „Sternbrücke in Weimar“ von 1892. Das 20. Jahrhundert ist mit Lovis Corinth, Walter Leistikow, Max Slevogt und Lesser Ury vertreten, der in seinem Werk „Vor dem Café“ aus den 1920er Jahren die Lichtspiegelungen des Etablissements auf dem nächtlichen regennassen Bürgersteig einfing.
Einen besonderen Fokus legen die Ausstellungsmacher mit Werken der Lübecker Gotthardt Kuehl und Maria Slavona sowie der Hamburger Thomas Herbst und Ernst Eitner auf das norddeutsche Kunstschaffen jener Epoche. Der Technik der Fotografie ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier geht es sowohl um ihre Funktion als technisches Hilfsmittel für Gemäldeentwürfe, wie es unter anderem Hans Olde nutzte, als auch um das Verständnis als eigenständiges künstlerisches Medium, wie es etwa Heinrich Kühn in seinen gemäldehalft komponierten Lichtbildern aufgriff. Die Schau schließt mit ausgewählten Arbeiten des Spät- und Postimpressionismus, unter anderem von Emil Nolde, Wenzel Hablik und Arthur Illies. Neben Werken aus dem eigenen Bestand des Landesmuseums stammen die Exponate zum Großteil aus der in Schleswig als Dauerleihgabe beheimateten Kunststiftung Hans-Joachim und Elisabeth Bönsch.
Die Ausstellung „Moderne und Idyll. Impressionismus in Deutschland“ läuft bis zum 31. Oktober. Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und am Wochenende bis 18 Uhr geöffnet. Der Besuch ist aktuell nur nach Buchung eines Zeitfenstertickets möglich. Der Eintritt beträgt regulär 10 Euro, ermäßigt 8 Euro bzw. 3 Euro.
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen – Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf
Schlossinsel 1
D-24837 Schleswig
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