Weimarer Haus Am Horn ausgezeichnet  |  | Das Haus Am Horn erhält dieses Jahr den Europa Nostra Award | |
Das Haus Am Horn, die weltweit erste Bauhaus-Architektur, wird mit dem Europäischen Kulturerbepreis in der Kategorie Erhaltung ausgezeichnet. Damit würdigen die Europäische Kommission und Europa Nostra die Leistungen der Klassik Stiftung Weimar, die den Prototyp des Neuen Bauens sorgfältig restauriert und um eine neu konzipierte Dauerausstellung im Mai 2019 wiedereröffnet hat. „Das ikonische Gebäude repräsentiert die Wohnhausentwicklung im 20. Jahrhundert. Zudem ist die Aufmerksamkeit, die der Freifläche und dem landschaftlichen Kontext gewidmet wurde, relevant, da der wiederhergestellte Gemüsegarten Aufschluss über die neue, experimentelle Lebensweise liefert, die vom frühen Bauhaus vorgeschlagen wurde“, so die Jury.
Darüber hinaus lobten die Preisrichter, die insgesamt 24 beispielhafte Leistungen im Bereich des kulturellen Erbes aus 18 Ländern in Europa auszeichneten, den Rückbau des Haues in den Ursprungszustand. Dies sei mit „Verständnis und Respekt für die Authentizität des Hauses und seiner ursprünglichen Materialien“ geschehen. Somit sei die Renovierung ein glänzendes Beispiel für die Pflege eines rund 100 Jahre alten Kulturerbes. Ziel der Sanierung und Neukonzeption der Ausstellung war es, Besuchern ohne Vorkenntnisse die Radikalität der Architektur vor Augen zu führen sowie Fachleuten tiefere Informationen zukommen zu lassen.
Das Haus Am Horn wurde 1923 für die erste Bauhaus-Ausstellung nach einem Entwurf Georg Muches als Musterhaus errichtet. Die praktische Ausführung lag in Händen von Walter March und Adolf Meyer, Mitarbeitern im Büro von Walter Gropius. Mit dem Anschauungsobjekt demonstrierte das Bauhaus seine Ideen von gemeinschaftlichem Leben und Arbeiten, wollte dem Wohnungsmangel nach dem Ersten Weltkrieg entgegenwirken und mit dem großzügigen Obst- und Gemüsegarten neue Maßstäbe im sozialen Wohnungsbau setzen. Für die Sanierung des Hauses, das inzwischen nur zum Teil noch seinem ursprünglichen Entwurf entsprach, wurden umfangreiche Recherchen zu Materialien und Fertigungstechniken der 1920er Jahre durchgeführt, zum Beispiel zu Heizkörpern, Fußleisten, Fensterbau und Farbkonzepten. Dank innovativer, aus weißem Stahl gefertigter Platzhalter – sogenannter „Umrissmöbel“ – und drei ausgewählter Rekonstruktionen können sich Gäste nun wieder ein authentisches Bild von der Wohn- und Gartensituation machen.
Eine Feier zur Verleihung des Preises für das Weimarer Haus Am Horn ist für September angesetzt. Die Europäische Kommission stiftete den internationalen Preis 2002. Die Vergabe wird seitdem von dem europäischen Denkmalschutz-Verbund „Europa Nostra“ organisiert und vom Programm „Kreatives Europa“ der Europäischen Union gefördert. |