Trauer um Tilman Osterwold  |  | Tilman Osterwold hat den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart über viele Jahre hinweg geprägt | |
Der Kunsthistoriker, Kurator und Publizist Tilman Osterwold ist unerwartet im Alter von 78 Jahren verstorben. Bekanntheit erlangte Osterwold vor allem als langjähriger Direktor des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart und als Experte für Pop Art. Osterwold, der 1943 in Hamburg geboren wurde, studierte in der Hansestadt und in Innsbruck Kunstgeschichte, Archäologie, Philosophie sowie Psychologie. Nach seiner Promotion 1969 arbeitete er zunächst am Lehmbruck Museum in Duisburg, bevor er 1973 die Leitung des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart für zwanzig Jahre übernahm. Dort organisierte er immer wieder Ausstellungen, die politische und gesellschaftliche Aspekte der Gegenwartskunst betonten. So zeigte er etwa bereits 1975 eine Schau zur Kunst der NS-Diktatur und zur politischen Plakatkunst.
Ein Jahr später machte Tilman Osterwold im Katalog zu einer Ausstellung über die Pariser Kommune aus Solidarität mit dem Kommunisten Gerhard Schneider ein gerichtliches Verfahren gegen diesen publik, der öffentlich einen tödlichen Polizeieinsatz angeprangert hatte und dafür bestraft werden sollte. Außerdem beschäftige sich Osterwold mit der heute berühmten Sammlung Prinzhorn und der sogenannten „Outsiderkunst“. Dieses Interesse mündete etwa 1974 in die Schau „Kunst im Knast“. Neben den Beziehungen zwischen politischen und ästhetischen Praktiken beschäftigte er sich mit Populärkultur und den Grenzbereichen der Kunst. So untersuchte er 1974 die Kulturgeschichte des Schaufensters, 1975 das Phänomen der Fototapete, 1981 Szenen der Volkskunst oder 1986 die Jugendästhetik des 20. Jahrhunderts.
Einzelausstellungen widmete Osterwold etwa den Künstlerinnen und Künstlern Panamarenko, Ferdinand Kriwet, Reinhard Mucha, Dennis Oppenheim, Alice Aycock, Astrid Klein, Clegg & Guttman, General Idea oder Elaine Sturtevant . Parallel zu seiner Tätigkeit für den Kunstverein nahm er zudem Lehraufträge an der Universität Stuttgart und der Kunsthochschule in Saarbrücken wahr. 1996 übernahm Tilman Osterwold die künstlerische Leitung der Kunsthalle Fridericianum in Kassel. Von 2003 bis 2006 zog es ihn nach Bern, wo er Direktor des Zentrums Paul Klee wurde. Sein Handbuch zur Pop Art erfuhr seit 1999 vier Auflagen. |