Antes’ Kopffüßler in Kochel Als Anfang der 1960er Jahre fast nur noch abstrakte Formen in der deutschen Malerei vorherrschten, griff Horst Antes den Menschen als Bildinhalt wieder auf. Mit einer Auswahl seiner Gemälde, Arbeiten auf Papier, Collagen, Bücher und Skulpturen spürt das Franz Marc Museum dieser kleinen Revolution nach. Wurde Antes zuerst scharf als rückwärtsgewandt kritisiert, erhielt er doch noch im selben Jahrzehnt dreimal Einladungen zur Documenta in Kassel. Seine ins Profil gekehrten Köpfe, aus denen an Stelle des Halses die Extremitäten sprießen, rückten menschliche Ideale und Fragen wieder in den Vordergrund; schließlich reichte sein Einfluss soweit, dass bald anthropomorphe Gestalten in Werken Gerhard Richters und Georg Baselitz’ auftauchten.
Antes’ „Weibliches Porträt“ von 1964 ist geradezu klassisch für seine Entwicklung und zeichnet sich bereits durch die auffällige Kontur als Kopffüßler aus. Unterhalb eines blauen Haarbandes, das eine blonde Lockenmähne bändigt, biegt sich die Nase gerade nach unten, die typische Mulde am Ansatz des Nasenbeines fehlt. Der Mund darunter ist klein und unauffällig. Die Gesichtspartie wird von zwei großen, mandelförmigen, übereinander sitzenden, blauen Augen dominiert. Da die Portraitierte in dieser Position dem Betrachter nur ein Auge zeigen könnte, wirkt es so, als sei ihr Kopf transparent oder als drehe er sich dynamisch aus der Leinwand. So scheint die Dame ihr Gesicht auf die im Vordergrund gemalten Hände mit den gleichlangen Fingern zu stützen.
Die Ausstellung „Die Genese des Kopffüßlers. Horst Antes zum 85. Geburtstag“ läuft bis zum 22. Mai 2022. Das Franz Marc Museum hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, zwischen November und März von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9,50 Euro, ermäßigt 6 Euro. Der 84seitige Katalog „Horst Antes. Kopffüßler“ kostet 12,50 Euro.
Franz Marc Museum
Franz Marc Park 8-10
D-82431 Kochel am See
Telefon: +49 (0)8851 – 92 48 80
Telefax: +49 (0)8851 – 92 48 815 |