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 | Lübeck feiert 100. Geburtstag von Behnhaus und Nordischer Woche  |  | Alfred Mahlau, Plakat Nordische Woche 1921 | |
In Lübeck macht ein ausgefallenes Plakat auf ein Ereignis aufmerksam. Wie vor 100 Jahren zeigt es mehrere an eine Duckdalbe vertäute Schiffe mit hohen schlanken roten und schwarzen Masten. In sachlich-zackigem Design knüpfte der heimische Künstler Alfred Mahlau an die gotischen Kirchtürme der Stadt an. Zentral ist der Lübecker Doppeladler angeordnet. Die Botschaft: In der Drehscheibe des Nordens begegnen sich die Länder ringsum. Erstmals öffnete das von der Stadt neu erworbene Behnhaus am 1. September 1921 die Tore für das Publikum. Hier war im Rahmen der ersten „Nordischen Woche“ die „Jahrhundertausstellung Lübecker Kunst“ zu sehen. Dieses Doppeljubiläum feiert die alte Hansestadt nun mit der Ausstellung „100 Jahre Nordische Woche – 100 Jahre Museum Behnhaus“.
Die Museumsgeschichte ist eng mit dem ersten Museumsdirektor Carl Georg Heise verbunden. Der 1890 in Hamburg geborene Assistent von Gustav Pauli an der dortigen Kunsthalle trat 1920 seine neue Stelle als Museumsleiter in Lübeck an. Mit dem Ansinnen, eine Galerie von Gemälden neuzeitlicher Kunst aufzubauen, überzeugte er die Stadt zum Ankauf des repräsentativen klassizistischen Kaufmannshauses mit großer Diele und festlichem Treppenhaus. Die zur Belebung der Beziehungen mit den skandinavischen Ländern etablierte „Nordische Woche“ bot Heise die erste Bewährungsprobe. Mit der Schau im Behnhaus, einer „Nordischen Ausstellung“ im Schabbelhaus mit Edvard Munch als beherrschender Figur sowie einer Präsentation mit religiösen Bildern von Emil Nolde in der Katharinenkirche legte er ein fulminantes Programm vor. In der Folge kreierte Carl Georg Heise bis zu seiner Entlassung 1933 einen modernen Ausstellungstypus mit reduziertem Umfang und klarer thematischer Ausrichtung. Zu seinen weiteren Verdiensten zählte der Aufbau eines Fundus moderner Kunst in der Kombination aus internationalen Größen mit lokalen Künstlern. Bei der Einrichtung des Behnhauses legte er zudem Wert auf das Zusammenspiel von Architektur und Skulptur.
Die von Alexander Bastek initiierte Jubiläumsschau versucht Heises Wirken am Beispiel von 178 Exponaten zu verdeutlichen, bevor das Haus für mehrere Jahre sanierungsbedingt schließt. Einleitend betonen Bilder von Nazarenern wie Friedrich Overbeck Heises Einsatz für deren Kunst. Exemplarisch unterstreichen Werke von Edvard Munch die Sicherung wichtiger Arbeiten für Lübeck. Von seinen Bemühungen, eine Expressionistenkollektion aufzubauen, zeugen Bilder von Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel oder Emil Nolde. Ernst Barlachs Schaffen gipfelte in seinem Projekt für Nischenfiguren an der Katharinenkirche. Aber auch das seinerzeit neue Medium der Fotografie rückt mit Aufnahmen von Albert Renger-Patzsch oder Max Peiffer Watenphul in den Fokus und demonstriert, wie sehr die Reputation eines Museums von seinen leitenden Persönlichkeiten abhängig ist.
Die Ausstellung „100 Jahre Nordische Woche – 100 Jahre Behnhaus“ läuft bis zum 2. Januar 2022. Das Museum Behnhaus Drägerhaus hat Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, ab Januar von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Geschlossen bliebt an Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Kinder und Jugendliche bis zu 18 Jahren 2,50 Euro. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen.
Museum Behnhaus Drägerhaus
Königstraße 9-11
D-23552 Lübeck
Telefon: +49 (0)451 – 122 41 48
Telefax: +49 (0)451 – 122 41 49 | Quelle: Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke |  | Zurück | |

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