Lukrative Benefizauktion in München  |  | Katharina von Perfall, Robert Ketterer und Dorothée Wahl haben bei der PIN. Benefizauktion erfolgreich Kunst unter die Leute gebracht | |
Der Verein „PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne“ hat wieder einen großen monetären Beitrag für das Münchner Haus und das angeschlossene Museum Brandhorst geleistet. In einer von ihm organisierten Benefizauktion kamen letztes Wochenende 3,4 Millionen Euro zusammen. In der Rotunde des Münchner Museums brachte Robert Ketterer scherzend und sichtlich gut gelaunt 35 Posten erfolgreich über das Auktionspult und knackte fast bei jedem Objekt die Schätzgrenze. Unterstützt wurde er dabei von den beiden Vorstandsdamen von PIN, Katharina von Perfall und Dorothée Wahl, denn schließlich wurde die Auktion ins Internet gestreamt und via Satellit direkt nach Kitzbühel übertragen. Wie beschwingt das Publikum für eine gute Laune und hohen Geldfluss sorgte, zeigte etwa Jeremy Dellers zwinkerndes Smiley, dessen Augen neolithische Faustkeile bilden. Mit 170.000 Euro überbot der sonnengelb strahlende Siebdruck „Justified and ancient“ des englischen Turner-Preisträgers von 2104 um das Dreizehnfache den angegeben Galeriepreis.
William Kentridges „Calligraphic Birds“ von 2015 enttäuschten mit 290.000 Euro wahrlich nicht, obwohl der Favorit der Versteigerung damit nur auf Platz zwei der Zuschlagsliste landete (Taxe 196.000 EUR). Als Sieger des Abends strahlte ein düsteres Bild von Jeff Elrod. Sein „Bootleg Pharaoh“ von 2020, bei dem der Künstler mit Druckertinte auf Leinen Bewegungen von PC-Monitoren nachspürt, stieg auf 310.000 Euro. Hier half sicher Ketterers Auktionatoren-Ausdauer und Perfalls Adelsschlag, die im Vornherein das Werk als ihr Highlight des Abends ankündigt hatte (Taxe 80.000 EUR). Zu den besonderen Werken zählte auch ein Exemplar aus der vergriffenen Serie „Run Dog Run“ von Christopher Wool. Die drei Offsetdrucke mit ebendiesen Wörtern von 1991 wurden gemeinsam für 280.000 Euro und damit gut das Dreifache der Schätzung verkauft. Jim Lambies farbenfrohe Streifen auf dem „Wool Painting (Boundless Panorama)“ von 2019 konnte sich dank eines „engagierten Tisches“ gerade so über die Erwartungen von 66.500 Euro auf 70.000 Euro schwingen.
Als Sinnbild für den launigen Abend, bei dem Getränkebestellungen gelegentlich als Bietaktion aufgefasst wurden, steht zweifelsohne Malte Zenses’ „Du und ich, sehr müde“ von 2020. Bei der aus Second-Hand-Kleidung zusammengesetzten schwebenden Liegefigur, die erste Position des Abends, stieg der Preis rasant auf 22.000 Euro (Taxe 7.600 EUR). Dreidimensionales erzeugte seltener Gefechte unter den Zuschauern. Zu den wenigen Stücken, die die angestrebte Schätzung nicht übertreffen konnten, gehören die filigrane Blumenskulptur „The Soft Spot“ des schwedischen Duos Nathalie Djurberg und Hans Berg aus dem Jahr 2020 mit 50.000 Euro (Taxe 65.500 EUR) und Angela Bullochs „Bent Column: Medium“. Die aus farbigen Polyedern zusammengesetzte, mehransichtige Säule von 2016 verfehlte mit 38.000 Euro um Haaresbreite den Galeriepreis von 39.300 Euro. Selbst nach zwei Stunden war die Luft aber noch nicht heraus, denn schließlich verdreifachte Jeff Koons’ bekanntes Multiple „Balloon Dog (orange)“ seinen Preis auf 38.000 Euro.
Bei den Auktionsergebnissen kam kein Aufpreis hinzu. Die Aufzeichnung ist unter „PIN. Auktion 2021 – Kunst küsst wach“ vorerst noch auf YouTube zu sehen.
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