Neuer Mataré für Kleve  |  | Ewald Mataré, Weiblicher Kopf, 1926 | |
Das Museum Kurhaus Kleve kann sich über eine Neuerwerbung des Bildhauers Ewald Mataré freuen. Der Freundeskreis des Museums konnte die Skulptur „Weiblicher Kopf“ aus dem Jahr 1926 erwerben. Das knapp 30 Zentimeter hohe Werk aus rötlichem Birnenholz ist eines der wenigen, in denen Mataré sich mit der menschlichen Anatomie auseinandersetzt. Es zeigt laut dem Tagebuch des Künstlers wohl das Gesicht der Schauspielerin Annemarie Mummenhoff, die Mataré in den 1920er Jahren kennenlernte. Die Maserung des Holzes sowie die nur leicht angedeuteten Partien von Stirn, Nase und Kinn – jegliche weiteren Details wie Augenbrauen, Augenlider oder Lippen sind ausgespart – verleihen dem schlichten Antlitz etwas Schwingendes und Dynamisches. Die Arbeit war bereits seit 2012 als Leihgabe im Museum Kurhaus Kleve ausgestellt. Die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Kunststiftung NRW und die Sonja Mataré-Stiftung unterstützen nun den Ankauf.
Ewald Mataré gilt als einer der wichtigsten Künstler der Moderne in Deutschland. Ursprünglich als Maler ausgebildet, wandte er sich 1920 mangels der teuren Ölfarben auf der Nordseeinsel Wangerooge der Bildhauerei zu. Damals erarbeitete er sich mit rund hundert Holzschnitten, die er aus am Strand gefundenem Schwemmholz schnitzte, einen eigenen künstlerischen Stil. Aus dieser Anfangsphase sticht die Arbeit „Weiblicher Kopf“ durch ihre gekonnte Bearbeitung hervor. Die Skulptur markiert einen Höhepunkt in Matarés Streben nach der Reduktion der Dinge auf ihre elementarsten Grundzüge. Der spätere Lehrer von Beuys schrieb 1924 in sein Tagebuch: „Wahre Plastik kennt eigentlich keine Überschneidung innerhalb der Form, und es ist ständig ein Zuviel, was man macht.“ Um diese Zeit entstandenen noch zwei weitere Köpfe von Frauen und Männern.
Der Künstler hat insbesondere für die Stadt Kleve eine große Bedeutung, da die Übergabe seines Nachlasses 1988 den Grundstein für den Aufbau des Museums Kurhaus Kleve gelegt hatte. Die dortige „Ewald Mataré-Sammlung“ umfasst hauptsächlich Bronzeskulpturen, sodass der „Weibliche Kopf“ eine Bereicherung für die Sammlung darstellt und Matarés Umgang mit dem Material Holz erschließt. In den 1950er Jahren verkaufte Mataré das Werk in seinem Atelier in Meerbusch-Büderich bei Düsseldorf an die Kunstsammlerin Margrit Loh, in deren Besitz der „Weibliche Kopf“ bis zu ihrem Tod 2012 verblieb. Anschließend befand sich das Werk als Leihgabe im Museum Kurhaus Kleve, das die Skulptur nun von dem Nachlassverwalter Lohes, Heinrich Thomas Wrede, erwerben konnte. Für die kommenden Jahre ist eine umfängliche Ausstellung zur Wende vom Historismus zur Klassischen Moderne geplant, in dessen Zentrum der „Weibliche Kopf“ stehen wird. |